Einfluss der Navigation auf periprothethisches Impingement und das frühe klinische Ergebnis bei der patientenindividuellen Femur First Operationstechnik in der primären Hüftendoprothetik
Renkawitz T, Weber M, Sendtner E, Wörner M, Springorum HR, Hapfelmeier A, Weber T, Grifka J
Fragestellung: Bei der Operationstechnik nach dem Femur First Prinzip beginnt der Chirurg mit der Präparation des Femurschaftes und implantiert danach, angepasst an die patientenindividuelle Anatomie und Schaftstellung, die Hüftpfanne. Ziel dieses Operationsverfahrens ist eine kombinierte Komponentenstellung aus Schafttorsion und Pfannenanteversion mit größtmöglichem Bewegungsumfang (ROM) ohne periprothetische Anschlag- oder Einklemmungsphänomene (Impingement). In der vorliegenden Arbeit wurde das klinische Ergebnis und das postoperative ROM für das Femur First Operationsverfahren mit oder ohne Anwendung der bildfreien Navigation verglichen.
Methodik: Insgesamt 133 Patienten wurden in eine klinisch prospektiv, randomisierte, einfach verblindeten Studie mit verblindeter Beurteilung eingeschlossen. Bei den Patienten erfolgte über einen minimal-invasiv anterioren Zugang die Implantation von zementfreien Hüfttotalendoprothese (HTEP) (Pinnacle, Corail, DePuy) entweder mit (NAV) oder ohne (KONV) Hilfe eines bildfreien Navigationssystems (Hip 6.0 prototype, Brainlab). Prä- und postoperativ wurde durch die Patienten selbst oder mit Hilfe eines verblindeten Untersuchers der Harris Hip Score (6 Wochen, 1 Jahr), der HOOS Outcome Score, der EQ-5D Lebensqualitätsscore und der Mancuso Erwartungshaltungsscore (jeweils 6 Wochen, 6 Monate, 1 Jahr) dokumentiert. Aus postoperativen Computertomographien (CT) und dreidimensionalen Rekonstruktionen durch ein verblindetes externes Institut (MeVis Medical Solutions) erfolgte für jede HTEP die Berechnung des Bewegungsumfang ohne periprothetisches/knöchernes Impingement. Insgesamt 57 NAV und 65 KONV Fälle kamen nach dem intention-to-treat-Prinzip zur Auswertung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die anthropometrische Gruppenverteilung und präoperative Basiswerte für alle untersuchten Evaluationsscores waren in beiden Gruppen vergleichbar. Sechs Wochen postoperativ war der Harris Hip Score in der NAV Gruppe um 4,7 Punkte höher (84,6 NAV vs. 79,9 KONV; p=0.02). Alle weiteren klinischen Evaluationsergebnisse waren 6 Wochen, 6 Monate und 1 Jahr post OP im Gruppenvergleich ohne klinisch relevante Unterschiede. Beide Gruppen erreichten in der Bewertung der Funktionalität mit dem HOOS (NAV 88,7, KONV 89,2), der Lebenqualitätsmessung mit dem EQ-5D (NAV 1,0, KONV 0,9), als auch mit dem Mancuso Erwartungshaltungsscore (NAV 82,1, KONV 81,0) nach einem Jahr hohe Werte. Bei der CT basierten Auswertung der Bewegungsumfänge erreichen 68% KONV und 87% NAV eine periprothetische Flexion von mindestens 110°, 59% KONV und 76% NAV eine Innenrotation von mindestens 30° bei 90° Hüftflexion.
Das Femur First Operationsverfahren mit kombinierter Ausrichtung der Schaft-/ Pfannenposition lässt sich in der minimal-invasiven Hüftendoprothetik gut umsetzen und zeigt innerhalb des ersten Jahres nach der Operation ein gutes klinisches Ergebnis. Durch die Anwendung der bildfreien Navigation lässt sich der für Alltagsaktivitäten notwendige periprothetische Bewegungsumfang optimieren und Impingement reduzieren.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-1311
doi: 10.3205/14dkou339, urn:nbn:de:0183-14dkou3398
Published: October 13, 2014
© 2014 Renkawitz et al.
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