Die anatomische Rekonstruktion mit einem proximal verankerten Hüftschaft

Jän 29, 2017

Die anatomische Rekonstruktion mit einem proximal verankerten Hüftschaft – Prospektive Migrations-Evaluierung des Nanos-Kurzschaftes mittels EBRA

Sinz G, Grabowiecki P

 

Fragestellung: Die Implantation einer Hüftendoprothese ist ein etabliertes Verfahren zur Behebung degenerativer und destruktiver Hüftgelenkserkrankungen. Um ein diaphysär verankerndes System zu platzieren, ist eine entsprechende Gelenksexposition notwendig. Minimal invasive Verfahren werden zunehmend propagiert, können jedoch bei der Implantation eines Geradschaftes Probleme bereiten (Trochanterspitzenabrisse, anhaltende Trochanterschmerzen, muskuläre Insuffizienz, etc.). Metaphysär verankernde Kurzschäfte können wesentlich einfacher minimal invasiv eingebracht werden und erleichtern die anatomische Rekonstruktion der Gesamtanteversion. Untersuchungsziel ist die Evaluierung des Migrationsverhaltens von Kurzschäften, um einen Vergleich zur Datenlage des Migrationsverhaltens von Geradschäften anstellen zu können.

Methodik: Seit Juni 2009 haben wir rund 400 Coxarthrose-PatientInnen mit dem Nanos-Kurzschaft (Fa. Smith&Nephew) versorgt, welcher eine dreifach konische Geometrie aufweist und eine metaphysäre Verankerung erlaubt. Der Schaft wurde in Kombination mit der Ana-Nova-Pfanne (Fa. ImplanTec) über einen anterolateralen Zugang minimal invasiv implantiert, wobei wir ausschließlich Delta-Keramik-Paarungen verwendeten. Die Nachbehandlung erfolgte voll belastend ab OP.

Im April 2010 haben wir mit einer prospektiven Studie zur Erfassung des Migrationsverhaltens mittels EBRA-Messung (Einzel-Bild-Röntgen-Analyse) begonnen. Neben den radiologischen Daten wurden der Harris-Hip-Score sowie der WOMAC-Index erhoben. Primäres Studienziel ist eine Zweijahresevaluierung mit mindestens vier Vergleichsröntgen. In unsere Studie wurden 50 PatientInnen eingeschlossen und von einem Einzeloperateur versorgt. In weiterer Folge ist eine Fünfjahresevaluierung geplant.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 50 eingeschlossenen StudienpatientInnen wurde eine Patientin ausgeschlossen, da sie die Untersuchungsintervalle nicht einhielt. Bewertet wurden somit 49 PatientInnen. Die nativradiologischen und klinischen Daten sind in allen Fällen vollkommen unauffällig. Systemspezifische Komplikationen wurden nicht beobachtet. Sämtliche mit Kurzschäften versorgten PatientInnen sind bisher revisionsfrei.

Die EBRA-Daten zeigen exzellente Ergebnisse. 45 Fälle (91,2%) bieten ein absolut stabiles Verhalten. In 4 Fällen (8,2%) wurden grenzwertige Daten erhoben. Zwei Schäfte zeigen eine Migration in kaudaler Richtung (Einsinken) zwischen 1,5 und 2 Millimetern. Bei zwei Schäften wurde eine Migration nach medial im Sinne einer Varisierung beobachtet.

In der internationalen Literatur liegen zahlreiche Untersuchungen zum Migrationsverhalten von Geradschäften vor. Verglichen mit diesen Daten zeigt der Nanos-Kurzschaft bisher exzellente Ergebnisse. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass der Trend in Richtung Kurzschaft innovativ ist und im Vergleich mit den bewährten Geradschäften bessere Resultate erzielt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI31-170

doi: 10.3205/14dkou184, urn:nbn:de:0183-14dkou1841

Published: October 13, 2014
© 2014 Sinz et al.
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