Vergleich von Blutungsmenge und Operationsdauer bei thorakoskopischen ventralen Spondylodesen während der Präparation mit einem monopolaren Elektroskalpell vs. Ultraschallschere – Ergebnisse einer multizentrischen, prospektiv-randomisierten Studie
Otto C, Kunter H, Eysel P, Paffrath T, Bouillon B, Schiffer G
Fragestellung: Die Nutzung des monopolaren Elektroskalpells ist der Goldstandard der chirurgischen Präparation bei der ventralen thorakoskopischen Spondylodese. Die Präparation mit einer Ultraschallschere könnte trotz höherer Instrumentenkosten eine Alternative darstellen, um den Blutverlust sowie die Operationsdauer und damit auch die operativen Kosten zu verringern. In der endoskopischen Chirurgie wird die Ultraschallschere bereits mit gutem Erfolg eingesetzt, jedoch existieren bisher keine vergleichenden Studien in der Wirbelsäulenchirurgie. Ziel dieser Studie war es, die Effizienz einer Ultraschallschere (Harmonic ACE, Firma Ethicon Endo-Surgery) bei der ventralen thorakoskopischen Spondylodese mit dem Elektroskalpell (Generator Erbe Vio 300, monopolarer Hacken Firma Aesculap AG) bezüglich OP-Dauer und Blutverlust zu vergleichen.
Methodik: Die Untersuchung wurde als offene prospektive, randomisierte und doppelt-verblindete zweiarmige klinische Studie geplant und von der Ethikkommission genehmigt. Eingeschlossen wurden Patienten mit Wirbelkörperfrakturen der Höhen Th10 bis L2 (Typ AO A1, A2.3, A3, B oder C Frakturen), bei denen die Indikation zur mono- oder bisegmentalen thorakoskopischen Versorgung bestand. Der primäre Endpunkt der Studie war die Präparationszeit (Test auf Überlegenheit), der sekundär untersuchte Endpunkt die Blutungsmenge während der Präparation und der Gesamt-OP (Test auf Nicht-Unterlegenheit der Ultraschallschere).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Aufgrund der Fallzahlplanung anhand der erwarteten Differenzen wurden 41 Patienten in zwei Zentren eingeschlossen und randomisiert. Die Eingriffe wurden von sechs Operateuren unterschiedlichen Ausbildungsstandes durchgeführt, um einen diesbezüglichen Bias zu verhindern. Patientencharakteristika sowie die Angaben zur OP-Technik unterschieden sich in beiden Armen nicht wesentlich. Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen für 3 Patienten. Diese wurden in der Intention-to-treat Auswertung mitberücksichtigt, soweit Outcome-Daten vorlagen, aber von der Per-Protocol Auswertung ausgeschlossen. In den Ergebnissen konnte für die Ultraschallschere keine signifikante Verkürzung der Präparationszeit nachgewiesen werden. Die Blutungsmengen während der Präparationszeit waren durchschnittlich höher im Arm A (Elektroschere) als im Arm B (Ultraschallschere). Eine Erhöhung der Blutungsmenge während der Präparationszeit von 150 ml oder mehr mit der Ultraschallschere konnte ausgeschlossen werden (p-Wert 0,0014). Zu einem Signifikanzniveau von 5% konnte eine Erhöhung von 40 ml oder mehr ausgeschlossen werden.
Weder für die Präparationszeit noch für die Blutungsmengen waren grobe Unterschiede zwischen den einzelnen Operateuren oder nach Geschlecht bzw. Alter der Patienten verteilt erkennbar.
Somit erweist sich anhand dieser Studie die Ultraschallschere als ebenbürtiges Präparationsinstrument zum Elektroskalpell in der thorakoskopischen Wirbelsäulenchirurgie ohne dass in dieser Studie signifikante Vorteile hinsichtlich der Endpunkte nachgewiesen werden konnten.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI40-1290
doi: 10.3205/14dkou264, urn:nbn:de:0183-14dkou2643
Published: October 13, 2014
© 2014 Otto et al.
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