Entwicklung einer ultraschallbasierten Screening-Methode zur Ermittlung von Normwerten des femoro-patellaren Gleitlagers beim Neugeborenen
Kohlhof H, Ziebarth K, Bähler A, Kohl S, Stranzinger E
Fragestellung: Dysplasien der Femurkondylen und der Patella ist ein wichtiger Risikofaktor zur Entwicklung der femoropatellare Instabilität (FPI). Die Inzidenz beträgt 7-49 pro 100.000; Kinder ab 10 Jahren weisen die höchste Inzidenz auf. Zur Diagnostik von Kniedysplasien werden verschiedene bildgebende Methoden und Messverfahren verwendet. Bei Neugeborenen bietet sich vor allem der Ultraschall an.
Ziel dieser Studie ist die Entwicklung einer reproduzierbaren Ultraschall-basierten Screeningmethode des Kniegelenks von Neugeborenen, um Normwerte des femoropatellaren Gleitlagers des gesunden Neugeborenen zu bestimmen und im weiteren frühzeitig das Auftreten von Dysplasien des Kniegelenkes zu erkennen und ggf. zu therapieren.
Methodik: In dieser prospektiven Studie wurden insgesamt 80 Neugeborene (160 Kniegelenke) im Anschluss an die U3 Hüftsonografie im Alter von der 36. bis 61. Lebenswoche (50 Jungen und 30 Mädchen) untersucht. Verwendet wurde das S3000 der Firma Siemens und ein 14 MHz Schallkopf. Berechnungen erfolgten mit dem Programm IBM SPSS 21.
Das zu untersuchende Kniegelenk wird vom Untersucher in 30% Flexion gehalten. Durch Führen des Schallkopfes in gleichmässiger Geschwindigkeit von der Femurmetaphyse bis zur Tibiaepiphyse wird ein 3D Datenersatz generiert.
Aus diesem Datensatz wurden folgende Parameter ermittelt: Sulcuswinkel, das lateral-mediale Trochleaverhältnis und die Patellaform nach Wiberg (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Ergebnisse: Sulcuswinkel: Der Mittelwert (n=160 Knien) betrug 149,06 Grad (m: 148,5 Grad (147,9-149,5 Grad.), f: 149,97 Grad (148,9 bis 151,03 Grad)). Es konnte keine lineare Korrelation zwischen dem Alter und der Grösse des Sulcuswinkels nachgewiesen werden (Pearson-Korrelationskoeffizient r=0,047; p=0,556), noch eine siginifikante Differenz zwischen den Geschlechtern.
Lateral-mediales Trochleaverhältnis: Der Mittelwert betrug 1,31 (m: 1,27 (1,23-1,32) f: 1,38 (1,31-1,45)). Keine signifikante Differenz zwischen den Geschlechtern (p=0.051).
Patellaform nach Wiberg: 95% wiesen eine Typ I Patella und 5% eine Typ 2 Patellaform auf.
Schlussfolgerungen: Der 3D Ultraschall ist eine praktikable und reproduzierbare Methode um relevante Anteile des kindlichen femoropatellaren-Gleitlagers darzustellen. Die knorpelige Anlage des Kniegelenkes scheint mit der ausgewachsenen Form der Trochlea und der Patella übereinzustimmen.
In Folgestudien müssen mögliche prädektive Faktoren bestimmt werden, die die Ausbildung von FPIs begünstigen. Die frühzeitige Behandlung dieser Faktoren könnte analog zur Hüftsonographie und Hüftdysplasie mittels konservativen Massnahmen das Auftreten von FPIs präventiv verhindern
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI50-820
doi: 10.3205/14dkou353, urn:nbn:de:0183-14dkou3531
Published: October 13, 2014
© 2014 Kohlhof et al.
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