Verbesserung der Prozessqualität durch Einführung standardisierter Behandlungspfade im Bereich der Alterstraumatologie
Flachsel S, Burkhardt J, Bühl K, Becker C, Kinner B
Fragestellung: Gerade ältere Patienten stellen die behandelnden Ärzte durch häufig vorhandene, teils schwerwiegende Komorbiditäten vor große Herausforderungen. Da der Anteil älterer Verletzter in der Unfallchirurgie bedingt durch den demographischen Wandel stetig zunimmt, ist ein strukturierter interdisziplinärer und multiprofessioneller Therapieansatz nötig, der die adäquate und zeitnahe Notfallbehandlung wie auch die Weiterversorgung dieser Patienten mit einschließt. Um ein reibungsloses Ineinandergreifen des stationären Aufenthaltes und der medizinischen Weiterversorgung zu gewährleisten, wurden standardisierte Behandlungspfade implementiert, deren Auswirkung auf die Prozessqualität prospektiv untersucht wurde.
Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Querschnittstudie wurden die während der Behandlung in einem zertifizierten Zentrum für Alterstraumatologie erhobenen Kennzahlen zur Prozessqualität ausgewertet. Unter anderem wurden die folgenden Kennzahlen betrachtet: Zeit bis zur Operation, Zeit bis zum geriatrischen Erstkontakt nach Aufnahme und Art der Entlassung. Einschlusskriterien waren: Eine Coxale Femurfraktur und Alter über 80 Jahre, bzw. Alter über 65 Jahre bei Vorliegen einer relevanten Begleiterkrankung. Unter diesen Prämissen konnten 655 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Verglichen werden die Ausprägungen der betrachteten Kennzahlen in den Zeiträumen vor (2011; n=235), während (2012; n=210) und nach (2013; n=210) Einführung standardisierter Behandlungspfade.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Auswertung zeigt unter anderem eine signifikante Reduktion der Dauer bis zum geriatrischen Erstkontakt nach Aufnahme (2011: 4,47 Tage; 2012: 2,76 Tage; 2013: ca. 2,69 Tage; p<0,001), der Dauer bis zur Operation (2011: 23 Std.; 2012: 18 Std.; 2013: ca. 15 Std; p<0,01) sowie eine Erhöhung der Quote der Entlassung in geriatrische Rehabilitationsmaßnahmen (2011: 36%; 2012: 39%; 2013: ca. 53%; p<0,01). Gleichzeitig wurde ein Rückgang der Komplikationen wie Pneumonien (2011: 14,0%; 2012: 7,6%; 2013: ca. 8,3%; p<0,1) und Wundinfekten (2011: 3,0%; 2012: 1,0%; 2013: ca. 1,4%; p<0,3) beobachtet.
Zusammenfassend lässt sich durch die Einführung standardisierter Behandlungspfade für den betrachteten Zeitraum, gemessen an den erhobenen Kennzahlen, eine Verbesserung der Prozessqualität nachweisen. Diese manifestiert sich in einer Reduktion der Komplikationen durch Optimierung der interdisziplinären Zusammenarbeit und einer verbesserten Koordination zwischen Pflege, Physiotherapie und Ärzteteam. Zusätzlich ermöglicht die detaillierte Erfassung der Patientendaten ein verbessertes Fehlermanagement.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI55-1454
doi: 10.3205/14dkou390 , urn:nbn:de:0183-14dkou3905
Published: October 13, 2014
© 2014 Flachsel et al.
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