Auswirkungen der Acetabulumfraktur auf die Erwerbsfähigkeit
Schäffler A, König B, Geiger N, Freude T, Stöckle U, Stuby F
Fragestellung: Verletzungen des Acetabulum treten mit ca. 3 pro 100.000 Einwohner jährlich eher selten auf. Acetabulumfrakturen stellen als Gelenkverletzungen eine eigene Entität dar, weil sie bezüglich Diagnostik, Klassifikation und Behandlung anderen Grundsätzen unterliegen als die Beckenringverletzungen. Sie entstehen bei jungen Patienten durch Traumata mit hoher kinetischer Energie, entsprechend treten sie bei 47% bis >80% im Rahmen von Mehrfachverletzungen auf. Erkenntnisse über die Auswirkungen des Unfalles auf die Erwerbsfähigkeit sind spärlich.
Methodik: Die Daten wurden aus dem Patientenpool der von 2003-2011 in unserer Klinik stationär behandelten Patienten erfasst. Eingeschlossen wurden alle Patienten die gleichzeitig auch prospektiv für die AG Becken III der DGU erfasst wurden und eine berufsgenossenschaftlich versicherte Acetabulumfraktur erlitten hatten. Ein Jahr nach dem ersten Anschreiben wurde die Daten-Akquisition beendet. Die Datenerhebung erfolgte mit Unterstützung der jeweiligen Berufsgenossenschaften. Folgende Daten wurden erfasst:
- Frakturtyp und Versorgungsart
- Wie lange war der Patient Arbeits-/ Erwerbsunfähig?
- War eine Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz möglich?
- Ist der Verunfallte wieder erwerbsfähig?
- Musste der Verunfallte eine Umschulung beantragen?
- Wie hoch wurde die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) bei der Rentenbegutachtung eingeschätzt?
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 58 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. 9 Patienten wurden konservativ, 49 Verletzte operativ therapiert. Ein Patient verstarb während des Klinikaufenthaltes an Multiorganversagen, ein weiterer Patient verstarb 7 Monate nach dem Unfall im Alter von 83 Jahren, ein Zusammenhang mit der Azetabulumfraktur wurde nicht gesehen. 8 der Unfallverletzten waren bereits zum Zeitpunkt des Unfalles im Ruhestand, der Unfall ereignete sich hier bei einer Nebentätigkeit. Von 8 Patienten waren keine Daten diesbezüglich vorliegend. Es konnten 40 Datensätze (69%) bestehend aus 3 weiblichen und 37 männlichen Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 50,45 Jahren ausgewertet werden. In 11 Fällen lag eine kombinierte, in 29 Fällen eine einfache Acetabulumfraktur nach Letournel vor. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit betrug 24,6 Monate (Range 3,5-28). 16 Patienten war es möglich wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren, 24 Patienten war dies nicht möglich. Bei 3 Patienten konnte eine Umschulung vorgenommen werden. Die durchschnittliche MdE im 1. Rentengutachten betrug 30%, im 2. Rentengutachten 20%. Die einzelnen Einschätzungen auf dem unfallchirurgischen Fachgebiet belaufen sich zwischen 0% und 60%. Diese Studie zeigt welche Auswirkungen die Acetabulumfraktur auf die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit und damit die soziale Integration der Betroffenen haben können.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI55-420
doi: 10.3205/14dkou394 , urn:nbn:de:0183-14dkou3946
Published: October 13, 2014
© 2014 Schäffler et al.
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