Operative Stabilisierung bei traumatischer Ellenbogenluxation: Auswirkung knöcherner Begleitverletzungen auf das klinische Outcome
Schnetzke M, Aytac S, Studier-Fischer S, Grützner PA, Gühring T
Fragestellung: Ellenbogenluxationen stellen häufige Verletzungen dar und können nach Reposition im funktionellen Bogen instabil sein. Eine persistierende Instabilität mit Reluxationstendenz besteht insbesondere durch Bandrupturen, knöcherne Bandausrisse und knöcherne Begleitverletzungen. Ein standardisiertes Therapieregime zur Vermeidung einer instabilen Ausheilung nach Ellenbogenluxation existiert bislang nur eingeschränkt. Die Indikation zur Operation wurde bei Instabilität in der Durchleuchtung gestellt, um eine chronischen Instabilität zu vermeiden.
Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob nach operativ versorgter Ellenbogenluxationen prädiktive Faktoren identifizierbar waren, die Einfluss auf das klinische Outcome hatten.
Methodik: In dieser retrospektiven Studie mit Evidenzgrad III wurden 154 konsekutive Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum von 2009 bis 2013 nach einer Ellenbogengelenkluxation in einer großen Unfallklinik operativ behandelt wurden. Alle Patienten wurden nach Röntgen-Diagnostik notfallmäßig reponiert mit anschließender Stabilitätsprüfung unter Durchleuchtung. Bei ligamentärer Instabilität mit Reluxationstendenz wurde eine operative Therapie mit Refixation der Bandverletzung oder des knöchernen Bandausrisses durchgeführt. Patienten mit begleitender Radiuskopffraktur (Mason IV) wurden zusätzlich mit einer Monoblock-Radiuskopfprothese oder Osteosynthese therapiert. Postoperativ erhielten alle Patienten eine identische Nachbehandlung mit frühfunktioneller Therapie aus einer Oberarmschiene. Im Verlauf wurde der Mayo-Elbow-Performance-Score, Beweglichkeit und Stabilität, radiologischer Verlauf und Komplikationen erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bisher konnten 79 Patienten nach 34.1±13.9 Monaten nachuntersucht werden. 25 Patienten hatten eine isolierte ulnare oder radiale Instabilität, eine ulnare oder radiale Instabilität mit gleichzeitiger ventraler Instabilität durch Kapselausriss oder Koronoid-Avulsionsfraktur (n=14), eine kombinierte radio-ulnare Instabilität (n=13) oder eine ligamentäre Instabilität mit gleichzeitiger Mason IV Fraktur mit Radiuskopfprothese oder Osteosynthese (n=27). Die isolierten Bandverletzungen hatten auch bei zusätzlicher ventraler Instabilität ein sehr gutes Outcome (93.5±10.4). Patienten mit gleichzeitiger Radiuskopffraktur hatten nach Prothese oder Osteosynthese ein deutlich schlechteres Outcome (74.0±20.7; p< 0.05). Im Vergleich zur Gesamtpopulation hatten Patienten mit begleitender Radiuskopffraktur signifikant mehr persistierende Instabilitäten (40% vs. 5.8%), relevante Bewegungseinschränkungen >10 Grad (80% vs. 19.8%) und Komplikationen (28.3% vs. 7.7%). Die häufigsten Komplikationen waren transiente Nervenläsionen (n=22), Ossifikationen (n=5), Infektionen (n=2) und Subluxation der Radiuskopfprothese (n=1).
Die frühzeitige Stabilisierung von Ellenbogeninstabilitäten nach Luxationen ist geeignet, um ein sehr gutes funktionelles Ergebnis zu erzielen. Bei begleitenden Radiuskopffrakturen ist mit einem schlechteren Ergebnis zu rechnen.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI13-1424
doi: 10.3205/14dkou032, urn:nbn:de:0183-14dkou0322
Published: October 13, 2014
© 2014 Schnetzke et al.
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