Vermeidung des Teleskopierens trochantärer Frakturen durch intraoperative Kompression und postoperativ limitiertes Gleiten
Maier KJ, Knobe M
Fragestellung: Die knöcherne Heilung instabiler trochantärer Frakturen führt häufig zu einem ausgeprägten Teleskopieren des Kopf-Hals-Fragmentes im Zuge der postoperativen Belastung. Das unbehinderte Gleiten ist nicht selten vergesellschaftet mit Varisierung des Kopf-Hals-Fragmentes, konsekutiver Medialisierung des Femurschaftes bis hin zum Cut-Out oder Cut-Through des Kraftträgers. Zur Vermeidung dieser Komplikationen wurde eine Operationstechnik mit dem Prinzip intraoperative Kompression und limitiertes postoperatives Gleiten entwickelt. Kann mit dieser Operationstechnik, auch bei instabilen Frakturen und ggf. hochgradiger Osteoporose, eine belastungsstabile Osteosynthese erzeugt und das Phänomen des Teleskopierens vermieden werden?
Methodik: Es wurden 80 instabile trochantäre Frakturen extramedullär unter Verwendung des Rotationsstabilen Schraub Ankers mit additiver anatomisch geformter Trochanterabstützplatte versorgt, bei höhergradiger Instabilität wurden, nach intraoperativer Erzeugung eines innigen Knochenkontaktes mit dem Kompressionsinstrument, durch das Kopfteil der Abstützplatte zusätzlich Antiteleskopierschrauben (variabel winkelstabil) konvergierend zum Kraftträger bis ins Hüftkopfzentrum eingebracht. Durch diese Konstruktion wird die mediolaterale Dynamik,d.h. der Gleitweg des mit dem Schraubanker fixierten Kopf-Hals-Fragmentes limitiert. Im Einzelfall, bei verzögerter Frakturheilung, muss eine Dynamisierung des Systems durch Entfernung der Antiteleskopierschrauben 6–12 Wochen postoperativ erfolgen. Die Patienten wurden unter Vollbelastung mobilisiert, der Gleitweg des Schraubankers in der Gleithülsenplatte radiologisch gemessen und die knöcherne Heilung mit Röntgenbildern 6–10 Wochen und 6-10 Monate postoperativ beurteilt.
Ergebnisse: Der postoperativ gemessene Gleitweg des Schraub Ankers in der Gleithülsenplatte lag im Durchschnitt bei 3mm. Bei 2 Patienten resultierte eine Pseudarthrose, bei einem 92jährigen Patienten kam es zum Kollaps der Osteosynthese mit nachfolgender Revision. 6x erfolgte eine Dynamisierung des Systems. In dieser Serie gab es keinen Fall mit Cut-Out oder Cut-Through, Infektion oder Schraubenbrüchen. 8 der hochbetagten, meist multimorbiden, Patienten verstarben im Zeitraum der Studie. 63 Patienten (80%) konnten abschließend nachuntersucht werden.
Schlussfolgerung: Die rotationsstabile Verankerung des Kopf-Hals-Fragmentes mit dem RoSA, die intraoperative Erzeugung eines innigen Knochenkontaktes durch hohe interfragmentäre Kompression mit anschließender Abstützung der lateralen Wand des Trochanter major sowie das additive Einbringen variabel winkelstabiler Antiteleskopierschrauben durch das Kopfteil der anatomisch geformten Abstützplatte verhindert das Teleskopieren des Kopf-Hals-Fragmentes und führt zuverlässig zur knöchernen Konsolidierung unter Vermeidung spezifischer Komplikationen. In Einzelfällen muss 2–3 Monate postoperativ eine Dynamisierung erfolgen.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI15-632
doi: 10.3205/14dkou045, urn:nbn:de:0183-14dkou0458
Published: October 13, 2014
© 2014 Maier et al.
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