Beurteilung der Sprunggelenk- und Rückfußstabilität sowie des Gelenkdrucks in einem humanen Kadavermodell nach Entfernung eines Großteils des Processus lateralis tali – Eine biomechanische Studie

Jul 18, 2016

Beurteilung der Sprunggelenk- und Rückfußstabilität sowie des Gelenkdrucks in einem humanen Kadavermodell nach Entfernung eines Großteils des Processus lateralis tali – Eine biomechanische Studie

Sands A, White C, Blankstein M, Zderic I, Ernst M, Windolf M, Richards RG, Gueorguiev B

 

Fragestellung: Der Processus lateralis tali ist anfällig für Frakturen, ob isoliert oder im Zusammenhang mit anderen Sprunggelenks- oder Talusverletzungen betrachtet. Frakturen des Processus lateralis tali werden oft übersehen und sollten bei der Diagnose von Sprunggelenkschmerzen differential diagnostisch betrachtet werden. Eine mögliche Option ist die Fragment-Entfernung, welche sich jedoch durch Rückfußinstabilität und veränderte Biomechanik, und damit einhergehend durch eine Veränderung der Druckverteilung im oberen Sprung- und im Subtalargelenk äussern kann. Dies kann wiederum zu osteochondralen Läsionen sowie posttraumatischer Arthrose führen. Es steht zur Debatte, welche die ideale Fragmentgrösse für eine interne Fixation, bzw. für eine Entfernung, ist. Die Befürchtung ist, dass die Entfernung eines grossen Fragmentes zu signifikanter Instabilität führt.

Das Ziel dieser biomechanischen Studie war, den Effekt der Entfernung unterschiedlich grosser Anteile des Processus lateralis tali auf die Stabilität des oberen Sprung- und des Subtalargelenkes sowie den Gelenkdruck im oberen Sprunggelenk zu beurteilen.

Methodik: Bei sieben frisch gefrorenen, humanen Unterschenkeln mit erhaltenem Weichteilgewebe sowie Kapselbandstrukturen wurden Entfernungen von 5 cm3 und 10 cm3 des Processus lateralis tali vollzogen. Eine maßgefertigte Wippe wurde zwecks simulierter Inversions-/Eversions-Belastungen entworfen und ermöglichte eine Röntgenuntersuchung. Jede Probe wurde im Vor-, 5 cm3- und 10 cm3-Entfernungsstadium untersucht. Anteroposteriore Röntgenaufnahmen wurden angefertigt, um die tiobiotalare und subtalare Neigung zu messen. Die Daten wurden analysiert, um mediolaterale Winkeländerungen zwischen neutraler Rückfußausrichtung und 10 kg erzwungener Inversion/Eversion zu berechnen. Desweiteren wurden unter 30 kg axialer Belastung der Kontaktdruck und die Kontaktfläche im oberen Sprunggelenk gemessen, indem bei neutraler Rückfußausrichtung ein elektronischer Sensor im Gelenk platziert wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Vergleich zum intakten Zustand wurde im Subtalargelenk nach 5 cm3 und 10 cm3 lateraler Entfernung des Processus lateralis tali keine signifikante Änderung des mediolateralen Winkels beobachtet, weder bezüglich Inversion (Vor-Entfernung: 10.88±3.41º (Mittelwert±SD); 5 cm3-Entfernung: 11.85±4.26º; 10 cm3-Entfernung: 11.43±6.90º, p=0.29), noch Eversion (Vor-Entfernung: 3.33±3.88º, 5 cm3-Entfernung: 3.72±4.37º; 10 cm3-Entfernung: 3.80±2.84º, p=0.62). Im oberen Sprunggelenk erzeugte die 10 cm3-Entfernung bei Inversion eine signifikant höhere Winkelneigung von 5.30±2.04º verglichen zu 2.32±1.40º im intakten Zustand (p=0.04). Keine signifikante Änderung wurde in der tibiotalaren Kontaktfläche und dem Kontaktdruck zwischen den drei Stadien festgestellt. Während die Fragment-Entfernung von 5 cm3 und 10 cm3 des Processus lateralis tali keine signifikanten Instabilitäten im Subtalargelenk erzeugte, resultierte die ausgedehntere Entfernung in einer signifikant höheren talaren Neigung im oberen Sprunggelenk.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI18-376

doi: 10.3205/14dkou074, urn:nbn:de:0183-14dkou0746

Published: October 13, 2014
© 2014 Sands et al.
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