Arthroskopische Rekonstruktion des Popliteuskomplexes (PLC), eine neue Dimension in der Therapie posterolateraler Instabilitäten des Kniegelenks?
Frosch KH, Akoto R, Giannakos A, Heitmann M, Enderle E, Preiss A
Fragestellung: Mit kombinierter Versorgung von hinterer Kreuzbandverletzung (HKB) und der posterolateralen Ecke kann mittels arthroskopischer HKB-Plastik und minimal invasiver (extraanatomischer) Augmentation nach Larson eine Reduktion der dorsalen Instabilität von ca. 50% erzielt werden. Mit anatomischen Techniken werden bessere Ergebnisse beschrieben, es ist jedoch eine offene und aufwendige Operationstechnik notwendig. In vorliegender Studie soll deshalb eine neue arthroskopische und anatomische Operationstechnik für die Rekonstruktion des des PLC vorgestellt und an Leichenkniegelenken auf Reproduzierbarkeit und Genauigkeit überprüft werden.
Methodik: Die Lokalisationen für die anatomische femorale und tibiale Tunnelposition wurden im Vorfeld der Studie an 30 MRTs von Kniegelenken vermessen und festgelegt. Die Operationstechnik wurde dann an 5 humanen Kadaverkniegelenken entwickelt und anschließend an weiteren 8 humanen Kadaverkniegelenken auf Reproduzierbarkeit und Genauigkeit überprüft (8 mal männlich, 5 mal weiblich, mittleres Alter 78,5 (52 – 88) Jahre).
Es wurde in arthroskopischer Technik das HKB, der PLC und das laterale Kollateralband (LCL) jeweils mit Hamstringsehnen rekonstruiert. Die Platzierungen des femoralen und tibialen Bohrkanals für die Rekonstruktion des PLC wurden zu definierten Landmarken in Beziehung gesetzt und vermessen. Als reproduzierbar wurde die exakte Wiederholung der OP-Technik bei allen 8 Kniegelenken definiert, als Genauigkeit eine Abweichung des Zentrums der Bohrkanäle vom jeweils anatomischen Punkt von < 3 mm.
Ergebnisse: Der femorale Bohrkanal lag mit hoher Reproduzierbarkeit und Genauigkeit im Zentrum des femoralen Ansatzes des Popliteussehne (im Mittel 1,1 (±1,6) mm distal des Zentrums) und 11,3 (±2,1) mm distal des Zentrums des femoralen LCL-Ansatzes.
Auf der tibialen Seite war der Bohrkanal in allen Fällen im geplanten distalen Drittel des Sulcus popliteus. Im Mittel konnte der tibiale Bohrkanal genau auf Höhe der Spitze des Fibulaköpfchens (±1,5 mm) und 0.6 (±1.7) mm medial des medialen Randes des Fibulaköpfchens platziert werden. Das Zentrum des tibialen Kanals lag im Durchschnitt 7,5 (±1,4) mm distal der Knorpel-Knochengenze und 13,4 (±2,3) mm distal der Gelenklinie.
Weniger zuverlässig als arthroskopische Landmarken erwiesen sich der mediale (30,3 ±2,8 mm) und laterale Rand (13,7 ±4,2 mm) des tibialen HKB-Ansatzes.
Die mittlere extraossäre Länge des Popliteustransplantates betrug 5,3 (±0,5) cm und diejenige für das LCL 5,6 (±0,4) cm.
Schlussfolgerung: Die vorgestellte arthroskopische Technik für die anatomische Rekonstruktion des Popliteuskomplexes wurde bisher in der Literatur nicht publiziert, ist reproduzierbar und zeigt eine hohe Genauigkeit für die femorale und tibiale Bohrkanalplatzierung. Erste vielversprechende klinische Ergebnisse liegen bereits vor. Langzeitergebnisse bleiben abzuwarten.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI19-165
doi: 10.3205/14dkou083, urn:nbn:de:0183-14dkou0832
Published: October 13, 2014
© 2014 Frosch et al.
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