Auswirkungen von Beckenringverletzungen auf die Erwerbsfähigkeit
Schäffler A, König B, Feinauer B, Freude T, Stöckle U, Stuby F
Fragestellung: Beckenringverletzungen treten bei 3-8% aller Patienten mit Frakturen auf. Sie sind mit einer Inzidenz von 19-37 pro 100.000 Einwohner jährlich eher selten. Während über den Entstehungsmechanismus, die Diagnostik und die Behandlungskonzepte bereits Literatur existiert, gibt es über die Auswirkungen der Verletzungen auf die Erwerbsfähigkeit kaum Angaben.
Methodik: Die Daten wurden aus dem Patientenpool der von 2003-2011 in unserer Klinik stationär behandelten Patienten erfasst. Eingeschlossen wurden Patienten, die gleichzeitig auch prospektiv im Rahmen der Datenerhebung für die AG Becken III der DGU erfasst wurden und eine berufsgenossenschaftlich versicherte Beckenringverletzung erlitten hatten. Ein Jahr nach dem ersten Anschreiben wurde die Daten-Akquisition beendet. Die Datenerhebung erfolgte mit Unterstützung der jeweiligen Berufsgenossenschaften. Folgende Daten wurden erfasst:
- Frakturtyp
- Wie lange war der Patient Arbeits-/ Erwerbsunfähig?
- War eine Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz möglich?
- Musste der Verunfallte eine Umschulung beantragen?
- Ist der Verunfallte wieder erwerbsfähig?
- Wie hoch war die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) bei der Rentenbegutachtung?
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 95 Patienten in die Studie eingeschlossen, 67 Datensätze (70,5%) konnten ausgewertet werden. 7 Unfallverletzte waren bereits zum Zeitpunkt des Unfalles im Ruhestand, der Unfall ereignete sich hierbei einer ehrenamtlichen oder einer Nebentätigkeit. Das mittlere Alter betrug 48 Jahre. In unserem Patientenkollektiv lagen Beckenverletzungen Typ A (CCF-Klassifikation) in 9, Typ B in 16 und Typ C in 42 Fällen vor. Die mittlere Dauer der Arbeitsunfähigkeit betrug 19,5 Monate (Range 3-18). 36 Patienten war es möglich an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, 22 Patienten erreichten dies nicht. Bei 3 Patienten lag eine Erwerbsunfähigkeit vor. In zwei dieser Fälle wurden die Folgen einer beim Unfall erlittenen Hirnblutung als Ursache ermittelt. Bei 5 Patienten wurde eine Umschulung durchgeführt. Von 2 Patienten waren keine Daten bezüglich der Arbeitsfähigkeit vorliegend. Die durchschnittliche MdE im 1. und 2. Rentengutachten betrug 28%. Die MdE’s auf unfallchirurgischen Fachgebiet wurden zwischen 0% (Becken B2.1) und 60% (Becken C1.2) eingeschätzt. In 5 Fällen wurde die Höhe der Gesamt-MdE alleinig durch die Begleitverletzungen bestimmt. Diese Begleitverletzungen lagen sowohl im neurologischen/neurochirurgischen Bereich (WS-Verletzung/SHT) sowie im abdominal-chirurgischen und urologischen Fachgebiet. Eine Subgruppenanalyse war aufgrund realtiv geringer Patientenzahl und inhomogenem Patientenkollektiv nicht sinnvoll. Da nur die stationär behandelten Patienten in die Datenerfassung integriert wurden, liegt bei dem Patientenkollektiv eine übermäßige Häufung der Becken B- und C-Frakturen vor. Die vorliegende Studie zeigt, dass Beckenringverletzungen zu erheblichen Auswirkungen auf die Erwerbsfähigkeit und damit die soziale Integration der betroffenen Patienten führen können.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI55-429
doi: 10.3205/14dkou395 , urn:nbn:de:0183-14dkou3959
Published: October 13, 2014
© 2014 Schäffler et al.
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