Rückenschmerzen können auch ein Symptom von Osteoporose sein
Dr. Judith Haschka, Internistin aus Wien, gab in ihrem Vortrag einen Überblick über Osteoporose: von der Diagnose bis zur knochenspezifischen Therapie. Für Hausärzte, Orthopäden und Unfallchirurgen sei es vor allem wichtig, bei Rückenschmerzen an vertebrale Frakturen zu denken und bei Signalfrakturen (vertebrale Fraktur, Hüft-, Radius-, Humerus- oder Beckenfraktur) den entsprechenden Diagnostikpfad einzuleiten. Die DXA ist zwar der Goldstandard der Osteoporosediagnostik, so Haschka, liefert aber gerade bei älteren Menschen oft falsch negative Ergebnisse, da die Messungen durch degenerative Veränderungen, z. B. Aortenverkalkungen, verfälscht werden können. Die ergänzende Messung des „Trabecular Bone Score“ (TBS) ermöglicht verlässlichere Prognosen für das Frakturrisiko.
„Bei Wirbelkörper- oder proximaler Femurfraktur kann unabhängig vom DXA sofort eine medikamentöse Therapie gestartet werden“, erklärt Haschka. In jedem Fall soll die Therapie an das Risikoprofil des Patienten adaptiert werden (Sequenztherapie basierend auf individuellem Frakturrisiko). Der Behandlungserfolg soll regelmäßig evaluiert werden. Vor allem ist ein unkontrolliertes Absetzen einer Therapie, insbesondere bei Denosumab und Teriparatid, zu vermeiden. Stattdessen soll eine Konsolidierungstherapie gemäß den Empfehlungen der Fachgesellschaften erfolgen.
Neuigkeiten aus der Wirbelsäulenchirurgie
Nach einem Überblick über die Standardversorgungen in der Wirbelsäulenchirurgie ging Prof. Dr. Petra Krepler, Wien, auf personalisierte Versorgungsmöglichkeiten, beispielsweise individuell angefertigte Schrauben und Bohrschablonen, ein. Auch moderne Entwicklungen wie Artificial Intelligence, Roboterchirurgie, roboterassistierte Navigation und „Augmented Reality“ haben Einzug in die Wirbelsäulenchirurgie gehalten. Eine Neuerung für die Behandlung von idiopathischen Skoliosen stellt das „Vertebral Body Thethering“ dar. Hier wird ein Kunststoffseil an der konvexen Seite der Skoliose angebracht.
Dr. Markus Strickner, Klinik Floridsdorf, Wien, präsentierte die neuesten Möglichkeiten in der chirurgischen Behandlung von Early-onset-Skoliosen. Weil das jährliche „Nachstellen“ von herkömmlichen Wachstumsimplantaten eine erhebliche Belastung für die Kinder und ihre Familien darstellt, wurden Implantatsysteme etabliert, die mit einem magnetischen Mechanismus ohne offene Operation perkutan angepasst werden können. Diese „magnetic rods“ werden minimal invasiv subfaszial implantiert. Strickner: „Je nach Körperwachstum kann der Stab alle 3–4 Monate ambulant und ohne Narkose um 2–7 mm verlängert werden.“ Das Nachstellen ist für die Patienten schmerzlos.
Ein weiteres innovatives Wachstumssystem, das VEPTR („Vertical Expandable Prosthetic Titanium Rib“), setzt nicht direkt an der Wirbelsäule an, sondern macht eine indirekte Korrektur der Wirbelsäule über Rippenspreizung.
Bei kurzstreckigen kongenitalen Deformitäten kann auch eine direkte Korrektur versucht werden. Die Fehlbildung wird dabei gelöst oder reseziert. Nach einer kurzstreckigen Spondylodese können die Kinder dann normal weiter wachsen und es sind meist keine weiteren lenkenden Operationen nötig. Insbesondere Halbwirbel können mit dieser Technik erfolgreich beseitigt werden.
„All diese Operationen sollten nur von Spezialisten und immer unter Neuromonitoring durchgeführt werden“, betonte Strickner.
Bericht:
Mag. Christine Lindengrün