Behandlungsalgorithmen in Patienten mit schweren Beckenringverletzungen: Postoperative Angio-Embolisation nach primärem operativen Damage Control Vorgehen

Apr 17, 2016

Behandlungsalgorithmen in Patienten mit schweren Beckenringverletzungen: Postoperative Angio-Embolisation nach primärem operativen Damage Control Vorgehen

Lustenberger T, Laurer H, Wutzler S, Wyen H, Störrmann P, Auner B, Marzi I

Fragestellung: Schwere Beckenverletzungen stellen einen seltenen, jedoch potentiell lebensbedrohlichen Notfall dar. Über das zeitliche und operative Vorgehen, insbesondere bei hämodynamisch instabilen Patienten, herrschen weiterhin unterschiedliche Auffassungen. Die vorliegende Studie untersucht unsere eigenen Behandlungsalgorithmen in Patienten mit Beckenringverletzungen.

Methodik: Retrospektive Untersuchung aller polytraumatisierten Patienten (ISS>16), die 2007-2012 an unserem Level-I Traumazentrum mit einer Beckenverletzung behandelt wurden. Die Patienten wurden entsprechend Frakturtyp (Typ A, B oder C nach Tile/AO) und hämodynamischem Status (responder, transient-responder, non-responder) gruppiert.

Ergebnisse: Im untersuchten Zeitraum wurden 173 Patienten mit Beckenringverletzungen behandelt (Typ A, 46%; Typ B, 25%; Typ C, 29%). Insgesamt wurden 82.1% der Patienten als Responder, 10.4% als transient-responder und 4.0% als non-responder klassifiziert. In sechs Patienten wurde ein schweres Schädel-Hirn-Trauma diagnostiziert und eine infauste Prognose gestellt. Die Beckenfraktur wurde in 21% der Fälle operativ versorgt (Beckenzwinge, n=6; supraazetabulärer Fixateur externe, n=32; Beckentamponade, n=12; Symphysenplatte, n=6). Eine Angio-Embolisation wurde in 16 Patienten (9%) durchgeführt; in 3 Patienten stellte diese die alleinige Therapie am Aufnahmetag dar, in 2 Patienten wurde die Angio-Embolisation präoperativ und in 11 Patienten unmittelbar postoperativ durchgeführt. Die Gesamtmortalität betrug 12.7% (n=22) wobei Typ C Frakturen die höchste Mortalität (30%) aufwiesen. Fünf Patienten sind noch im Schockraum verstorben.

Schlussfolgerung: Die Angio-Embolisation als primäre Notfalltherapie wurde nur in hämodynamisch stabilen bzw. stabilisierbaren Patienten (responder, transient-responder) durchgeführt. Hämodynamisch instabile Patienten (non-responder) wurden umgehend einer operativen Therapie mittels Beckentamponade und mechanischer Beckenstabilisierung zugeführt. In Fällen mit postoperativen Anzeichen einer persistierenden Blutung wurde erfolgreich eine Angio-Embolisation nachgeschaltet.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI12-1572

doi: 10.3205/14dkou023, urn:nbn:de:0183-14dkou0232

Published: October 13, 2014
© 2014 Lustenberger et al.

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