Biomechanische Testung zur Primärstabilität individueller Femurschaftprothesen gegenüber konventioneller Schaftprothesen
Götze C
Fragestellung: Die initiale Primärstabilität und der Auschluss von Mikrobewegungen des Hüftendorpothesenschaftes gegenüber dem Implantatlager sind Voraussetzungen für die Osteointegration und Langzeitstabilität zementfrei implantierter Femurschaftprothesen. Neben einer biokompatiblen Oberflächenstruktur der Prothese wird ein möglichst hoher Implantat-Knochen Kontakt gefordert. In einem biomechanischen Versuch soll der Einsatz individueller Femurschaftprothesen im Vergleich zu einer konventionellen Femurschaftprothese überprüft werden. Um den klinischen Einsatz der individuellen Femurschaftprothese zu rechtfertigen, ist eine bessere oder zumindest gleichwertige initiale Stabilität erforderlich.
Methodik: Die Testung erfolgte an einer individuell angepasste rechtwinkligen Gradschaftprothese. Als vergleichende konventionelle zementfreie Femurschaftprothese dient die Alloclassic-SL Femurschaftprothese mit distal fixierender Schaftphilosophie. 9 paarige humane Femora wurden für die biomechanische Testung verwendet. Zur Herstellung der individuellen Femurschaftprothese wurde das rechte Femur anhand von CT-Daten erfasst. Neben dem endofemoralen Markraum wurde die Antetorsion berechnet. Ziel der Planung war ein maximaler Knochen-Implantatkontakt. Nach Implantation der Endoprothesen wurden die paarigen Hüftendoprothesen einer standardisierten zyklischen Belastung von 200 bis zu 2000 Newton ausgesetzt. Lastaufnehmer distal und proximal im Implantat-Knochenübergang konnte die Mikrobewegung, Rotation und Verkippung des Implantates im endofemoralen Knochen analysieren (Messfehlerbreite ±2 µm).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei beiden Prothesentypen liegen die durchschnittlichen Mikrobewegungen deutlich unter dem kritischen Wert von 150 µm. Im Vergleich zwischen dem Standardschaft und der Individualendoprothese zeigt sich weder im Einsinkverhalten noch in der Rotation eine signifikante Abweichung (p<0,05). Während im proximalen Bereich des proximalen Femurs die Mikrobewegung der Individualendoprothese leichtgradig reduziert erscheint (p<0,05), ist die durchschnittliche Mikrobewegung im distalen Schaftbereich gegenüber der konventionellen Gradschaftprothese erhöht (p<0,05). Die Differenzen in der biomechanischen Testung sind geringfügig und nicht signifikant. Der klinische Einsatz der Individualendoprothetik bleibt unter Kenntnis der biomechanischen Testung allenfalls in der Versorgung komplexer sekundärer Coxarthrosen zu vertreten.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR20-513
doi: 10.3205/14dkou551, urn:nbn:de:0183-14dkou5511
Published: October 13, 2014
© 2014 Götze.
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