BVdO-Jahrestagung 2022

BVdO-Jahrestagung 2022

Die Jahrestagung des Berufsverband der Österreichischen Fachärzte für Orthopädie findet heuer am 19. November 2022 im Haus der Ingenieure mit dem Themenschwerpunkt „Sport und Orthopädie“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Ronald Dorotka statt.

Ewing-Sarkom: Blutabnahme statt Biopsie?

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Weil die Krankheitsverläufe sehr unterschiedlich sind, müssen Ewing-Sarkome während der Therapie engmaschig kontrolliert werden. Ein deutsch-österreichisches Forschungsteam will zukünftig Veränderungen im Tumorgewebe mithilfe von Blutuntersuchungen schneller und einfacher diagnostizieren … weiterlesen

Wohin sich die Orthopädie bewegt

Wohin sich die Orthopädie bewegt

Durch die Zusammenlegung der Fächer werde es mittelfristig immer mehr Fachärzte für Orthopädie & Traumatologie geben, welche die „alten“ Fachärzte für Orthopädie bzw. Unfallchirurgie ablösen werden, konstatierte Dr. Thomas Holzgruber, Kammeramtsdirektor der Ärztekammer für Wien, bei der Jahrestagung des BVdO. Daraus folgen: ein verändertes Leistungsspektrum, neue Tarife und geänderte Versorgungsstrukturen.

Trend zu ambulanten Leistungen

Wie in allen Fächern führt der medizinische Fortschritt auch in der Orthopädie und Traumatologie dazu, dass immer mehr diagnostische und therapeutische Leistungen ambulant durchgeführt werden können. „Was ambulant gemacht werden kann, wird früher oder später auch ambulant angeboten werden“, meint Holzgruber. Das betrifft zum Beispiel die Verschiebung von tagesklinischen Leistungen von Spitälern in den niedergelassenen Bereich. Niedergelassene Ärzt*innen werden Operationssäle gemeinsam nutzen. Auch die Ausbildung wird vermehrt in Ordinationen bzw. Gruppenpraxen stattfinden.


KAD Dr. Thomas Holzgruber – © Stefan Seelig

Einzelordinationen gehen schon jetzt tendenziell zurück, die Anzahl von Gruppenpraxen oder Ordinationen mit angestellten Ärzt*innen steigt stetig. Dadurch können längere Öffnungszeiten angeboten und die Auflagen für die Ordinationsführung gemeinsam bewältigt werden.

Die Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen wird immer wichtiger werden, so Holzgruber, da trotz steigender Anzahl an Ärzt*innen ein gefühlter Mangel herrscht. Trotzdem sei es wichtig, dass größere Einheiten in ärztlicher Hand bleiben, betonte Holzgruber.

 

 

Präventionsprogramme im Sport nutzen

Doz. Dr. Karin Pieber (Universitätsklinikum St. Pölten) präsentierte verschiedene Programme zur Prävention von Sportverletzungen. Da gibt es zum Beispiel die App „Get Set“ oder „Stop X“, ein Programm zur Prävention von Knieverletzungen. Im Fußballsport bereits sehr bewährt haben sich auch „FIFA 11+“ und „FIFA 11+ kids“. Eine Übersicht und Links zu weiteren spezifischen Präventionsprogrammen findet man auf der Website der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) unter www.gots.org/praevention .

Die Effektivität solcher Programme ist wissenschaftlich belegt, wie Pieber betonte. So konnten zum Beispiel VKB-Rupturen bei jungen Sportlerinnenum 64% reduziert werden.1 Empfohlen wird, vor und während der Saison 2- bis 3-mal pro Woche für 10–20 Minuten ein spezifisches Training von Kraft, Beweglichkeit, Sensomotorik und Geschicklichkeit durchzuführen.

Auch Verletzungen des oberen Sprunggelenks (OSG), vor allem Re-Verletzungen, können wirksam verhindert werden: sowohl mit Krafttraining als auch mit sensomotorischen Übungen, Tapes oder Orthesen.2–5

Sehr wichtig für alle Sportler sind laut Pieber rumpfkräftigende Übungen, denn eine gute Rumpfstabilität kann sehr viele verschiedene Sportverletzungen abwenden.

Wissen in die Praxis bringen

Die wissenschaftliche Evidenz ist also vorhanden und es gibt auch schon eine Reihe sehr guter Präventionsprogramme. Die Herausforderung besteht nun darin, bei Sportvereinen, Lehrern und Trainern ein Problembewusstsein zu schaffen, damit Verletzungsprävention auch implementiert wird. Jeder Sportler sollte die sportartspezifischen Belastungen und Risikofaktoren kennen und über vorhandene Präventionsprogramme informiert werden.

Zur Steigerung der Attraktivität, vor allem für Jugendliche, sollten neue Technologien wie Apps und Sensoren vermehrt genutzt werden, meint Pieber.


Buchtipp: Romain Seil und Thomas Tischer (Hrsg.): Primärprävention von Sportverletzungen. Vopelius 2019
 
 

Literatur:
1 Mattu AT et al.: Prevention of non-contact anterior cruciate ligament injuries among youth female athletes: an umbrella review. Int J Environ Res Public Health 2022; 19(8): 4648 2 Verhagen E, Bay K: Optimising ankle sprain prevention: a critical review and practical appraisal of the literature. Br J Sports Med 2010; 44(15): 1082-8 3 Bleakley CM et al.: Rehabilitation exercises reduce reinjury post ankle sprain, but the content and parameters of an optimal exercise program have yet to be established: a systematic review and meta-analysis. Arch Phys Med Rehabil 2019 ; 100(7) : 1367-75 4 Kaminski TW et al.: Prevention of lateral ankle sprains. J Athl Train 2019; 54(6): 650-61 5 Nouni-Garcia R et al.: Clinical benefit of the FIFA 11 programme for the prevention of hamstring and lateral ankle ligament injuries among amateur soccer players. Inj Prev 2018; 24(2) : 149-54

Orthopäde und Standespolitiker mit Leib und Seele

Zum Auftakt der Jahrestagung verlieh BVdO-Präsident Prof. Dr. Ronald Dorotka die Ehrenmitgliedschaft an ein langjähriges Vorstandsmitglied: Dr. Rudolf Sigmund ist seit 1998 als Fachgruppenvorstand für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in der Ärztekammer Burgenland und seit 2001 als Obmann der Bundesfachgruppe Orthopädie und orthopädische Chirurgie der Österreichischen Ärztekammer standespolitisch tätig. Er ist langjähriges Vorstandsmitglied in der ÖGO und im BVdO und auch in vielen anderen fachspezifischen und standespolitischen Ausschüssen tätig. Unter anderem hat er maßgeblich am Rasterzeugnis der Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 mitgewirkt.

„Er ist Orthopäde und Standespolitiker mit Leib und Seele und ein Medizinphilosoph“, fasste Dorotka zusammen.

Eine Kostprobe seiner Philosophie gab Sigmund dann in seiner Dankesrede: „Leben ist definiert durch fünf Kennzeichen: Stoffwechsel, Wachstum, Sinneswahrnehmung, Fortpflanzung und Bewegung“, sagte er. Diese fünf Bereiche bilden ein komplexes System und beeinflussen sich wechselseitig. Orthopäd*innen sollten daher bei ihrer Kernaufgabe – nämlich Bewegung zu ermöglichen und zu erhalten – auch die anderen Lebensbereiche miteinbeziehen.

Broschüre zum 60 Jahre Jubiläum des BVdO

Die Broschüre zum 60-Jahre-Jubiläum des BVdO ist da.

Was macht der BVdO? Wofür steht er? Die Geschichte des Berufsverbands Österreichischer Fachärzte für Orthopädie zu dokumentieren, war schon lange ein Anliegen von Präsident Univ.-Prof. Dr. Ronald Dorotka.

Nun gibt es einen ausführlichen historischen Rückblick auf 60 Jahre BVdO und auf die Aufgaben der niedergelassenen Orthopädie.

Lesen Sie mehr in der interaktiven Broschüre.