Modulare azetabuläre Revisionschirurgie in der Wechselchirurgie höhergradiger Pfannendefekte

Modulare azetabuläre Revisionschirurgie in der Wechselchirurgie höhergradiger Pfannendefekte

Götze C, Gaus N

 

Fragestellung: Die Revision von gelockerten azetabulären Hüftendoprothesenimplantaten ist neben der sicheren Fixierung des Pfannenimplantates vor allem mit der ossären Defektrekonstruktion verbunden. Der azetabuläre Defekt, der im Rahmen der Lockerung des Prothesenimplantates entstanden ist, kann durch allogene strukturierte Grafts in Kombination mit Stützringen, oder alternativ durch metallische modulare Konstrukte rekonstruiert werden. Im Rahmen einer retrospektiven Studie soll die Effiziens dieser Produkte im mittelfristigen Verlauf analysiert werden.

Methodik: Im Zeitraum von 2007-2012 wurden 190 azetabulären Revisionsoperationen mit der Trabekular Metal Revisionspfanne (TM) durchgeführt. In 36 Fällen (19%) wurden modulare metallische Augmente aus vollstrukturierten TM(Fa.Zimmer, Deutschland) additiv verwendet.In allen Fällen war ein azetabulärer Pfannendefekt Paprosky Typ 2c oder größer vorliegend. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Operation betrug 61,2 Jahre (min 46, max. 78 J.). Operationstechnisch erfolgte eine primäre individualisierte Fixierung des Augments am cranialen Pfannenerker. Nach Impaktierung von allogenen Knochenchips erfolgte die Verbindung zwischen Augment und Revisionspfanne mittels dünner Zementschicht. Standardisiert erfolgte die Nachbehandlung unter sukzessiver Vollbelastung schmerzadaptiert. In 14 Fällen lag ein Defekttyp 2c, in 18 weiteren Fällen ein Defekttyp IIIa,b zum Zeitpunkt der Hüft TEP Revision vor. Ein Austausch des Implantates bei bestehender aseptisch oder aseptisch bedingter Lockerung wurde als Versagen gekennzeichnet. Neben dem HHS-Score wurden radiologisch die Implantate in einem mindest Follow-up von 12 Monaten evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In einem Fall erfolgte aufgrund früher zweimaliger Luxationen die Revision. Das Hüftpfanneninlay wurde unter Belassung der metallischen Komponente revidiert und durch ein überhöhtes Inlay ersetzt. Bei einer Patientin mit einem Körpergewicht von 55 kg stellt sich radiologisch eine asymptomatische Migration ausschließlich der Revisionspfanne nach medial dar. Bei einem weiteren Patienten (>150 kg) und einem ossären Pfannendefekt Typ IIIb musste bereits 21 Tage postop. eine komplette Dislokation des Implantates revidiert werden. In den verbliebenen Fällen konnte radiologisch eine sichere Fixation der Implantate festgestellt werden. Klinisch konnte der Harris Hip Score von präoperativ 36,5 Punkten auf durchschnittlich 68,5 P. optimiert werden. Erste Eindrücke vermitteln, dass der Werkstoff Trabekular Metal in der Wechselchirurgie von gelockerten Hüftprothesen ein viel versprechendes Material darstellt. Dabei ermöglicht die Modularität mit einer definierten Anzahl an Augmenten eine individuelle Adaptation an den jeweiligen Defekt. Durch das Down-sizing wird das Rotationszentrum wiederhergestellt. Höhergradige Pfannendefekte Paprosky 3b sollten bei ungenügender segmentaler Abstützung, insbesondere bei extremen Körpergewicht eher nicht der modularen Versorgung zugeführt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-467

doi: 10.3205/14dkou341urn:nbn:de:0183-14dkou3412

Published: October 13, 2014
© 2014 Götze et al.
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Die kombinierte cSafe-Zone zur korrekten kombinierten Ausrichtung der Relativorientierung von Pfanne und Schaft in der minimal-invasiven „stem-first“ Hüfttotalprothetik

Die kombinierte cSafe-Zone zur korrekten kombinierten Ausrichtung der Relativorientierung von Pfanne und Schaft in der minimal-invasiven „stem-first“ Hüfttotalprothetik

Widmer KH

Fragestellung: Die korrekte Ausrichtung der Prothesenkomponenten ist bei der minimal-invasiven Hüfttotalprothesenoperation durch den eingeengten Blick in den operativen Situs schwieriger. Andererseits verlangt die Maximierung des Bewegungspielraums und die Minimierung der Risiko für Luxationen, Quietschen oder Abrieb eine optimale kombinierte Ausrichtung beider Komponenten. Diese Studie zeigt wie die korrekte kombinierten Safe-Zone für ein spezifisches Prothesensystem hergeleitet wird und wie diese in der direkten anterioren minimal-invasiven „stem-first“ Operationstechnik umgesetzt wird.

Methodik: Die retrospektive Auswertung erfasst insgesamt 829 minimal-invasive Hüfttotalprothesenoperationen von 2007 bis 2013. Alle Patienten wurden in Rückenlage auf einem OP-Tisch mit Beinhalter über den direkten vorderen Zugang (DAA) operiert. In 168 Fällen wurden die Implantationen unter Anwendung der „femur/stem-first“-Operationstechnik vorgenommen und die korrekte Komponentenausrichtung mit einem spezifischen Navigations-Probekopf mechanisch kontrolliert, der die optimale kombinierte Anteversion und Inklination von Pfanne und Schaft für das eingesetzte Prothesensystem bei neutralgestelltem Hüftgelenkes einfach anzeigt. Die Optimierung zielt dabei auf die Maximierung der „Combined Safe-Zone“ (cSafe-Zone) und des angestrebten Bewegungsspielraums (iROM=indended ROM), um das Risiko für das prothetische Impingement, für Randläufer und für Quietschen zu reduzieren. Zusätzlich wurde die Beinlänge im operativen Situs ebenfalls mechanisch kontrolliert.

Ergebnisse: Die optimale Grösse der cSafe-Zone wird bei allen Prothesensystemen bei einer radiographischen Pfannenanteversion von 20° bis 25° erreicht, d.h. sie ist dort am grössten. Die Pfannenanteversion und die Schaftantetorsion sind linear korreliert. Für einen Geradschaft beträgt der optimal korrespondierende Wert der Schaftantetorsion 20°+/-4° und für einen anatomischen Schaft dagegen 8°+/-4°. Die Anwendung des Navigationsprobekopfes bewirkt, dass die optimale Komponentenausrichtung gemäss planaren Röntgenbildern in 92% entsprechend der kombinierten Safe-Zone getroffen wurde und Impingementzeichen oder Quietschen traten bei keinem dieser Patienten auf. Durch die gleichzeitige intraoperative mechanische Beinlängenkontrolle konnten die Beinlängendifferenzen auf klinisch gemessen weniger als 5 mm limitiert werden.

Schlussfolgerung: Für jedes Prothesensystem kann eine grössenmaximierte cSafe-Zone ermittelt werden, die die optimale Kombination der Pfannen- und Schaftorientierung liefert. Darauf basierend lässt sich mit einem rein mechanisch einsetzbaren Navigationsprobekopf die Komponentenorientierung entsprechend der cSafe-Zone sehr einfach und treffsicher auch in der minimal-invasiven „stem-first“ Operationstechnik einstellen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-1563

doi: 10.3205/14dkou340urn:nbn:de:0183-14dkou3403

Published: October 13, 2014
© 2014 Widmer.
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Einfluss der Navigation auf periprothethisches Impingement und das frühe klinische Ergebnis bei der patientenindividuellen Femur First Operationstechnik in der primären Hüftendoprothetik

Einfluss der Navigation auf periprothethisches Impingement und das frühe klinische Ergebnis bei der patientenindividuellen Femur First Operationstechnik in der primären Hüftendoprothetik

Renkawitz T, Weber M, Sendtner E, Wörner M, Springorum HR, Hapfelmeier A, Weber T, Grifka J

Fragestellung: Bei der Operationstechnik nach dem Femur First Prinzip beginnt der Chirurg mit der Präparation des Femurschaftes und implantiert danach, angepasst an die patientenindividuelle Anatomie und Schaftstellung, die Hüftpfanne. Ziel dieses Operationsverfahrens ist eine kombinierte Komponentenstellung aus Schafttorsion und Pfannenanteversion mit größtmöglichem Bewegungsumfang (ROM) ohne periprothetische Anschlag- oder Einklemmungsphänomene (Impingement). In der vorliegenden Arbeit wurde das klinische Ergebnis und das postoperative ROM für das Femur First Operationsverfahren mit oder ohne Anwendung der bildfreien Navigation verglichen.

Methodik: Insgesamt 133 Patienten wurden in eine klinisch prospektiv, randomisierte, einfach verblindeten Studie mit verblindeter Beurteilung eingeschlossen. Bei den Patienten erfolgte über einen minimal-invasiv anterioren Zugang die Implantation von zementfreien Hüfttotalendoprothese (HTEP) (Pinnacle, Corail, DePuy) entweder mit (NAV) oder ohne (KONV) Hilfe eines bildfreien Navigationssystems (Hip 6.0 prototype, Brainlab). Prä- und postoperativ wurde durch die Patienten selbst oder mit Hilfe eines verblindeten Untersuchers der Harris Hip Score (6 Wochen, 1 Jahr), der HOOS Outcome Score, der EQ-5D Lebensqualitätsscore und der Mancuso Erwartungshaltungsscore (jeweils 6 Wochen, 6 Monate, 1 Jahr) dokumentiert. Aus postoperativen Computertomographien (CT) und dreidimensionalen Rekonstruktionen durch ein verblindetes externes Institut (MeVis Medical Solutions) erfolgte für jede HTEP die Berechnung des Bewegungsumfang ohne periprothetisches/knöchernes Impingement. Insgesamt 57 NAV und 65 KONV Fälle kamen nach dem intention-to-treat-Prinzip zur Auswertung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die anthropometrische Gruppenverteilung und präoperative Basiswerte für alle untersuchten Evaluationsscores waren in beiden Gruppen vergleichbar. Sechs Wochen postoperativ war der Harris Hip Score in der NAV Gruppe um 4,7 Punkte höher (84,6 NAV vs. 79,9 KONV; p=0.02). Alle weiteren klinischen Evaluationsergebnisse waren 6 Wochen, 6 Monate und 1 Jahr post OP im Gruppenvergleich ohne klinisch relevante Unterschiede. Beide Gruppen erreichten in der Bewertung der Funktionalität mit dem HOOS (NAV 88,7, KONV 89,2), der Lebenqualitätsmessung mit dem EQ-5D (NAV 1,0, KONV 0,9), als auch mit dem Mancuso Erwartungshaltungsscore (NAV 82,1, KONV 81,0) nach einem Jahr hohe Werte. Bei der CT basierten Auswertung der Bewegungsumfänge erreichen 68% KONV und 87% NAV eine periprothetische Flexion von mindestens 110°, 59% KONV und 76% NAV eine Innenrotation von mindestens 30° bei 90° Hüftflexion.

Das Femur First Operationsverfahren mit kombinierter Ausrichtung der Schaft-/ Pfannenposition lässt sich in der minimal-invasiven Hüftendoprothetik gut umsetzen und zeigt innerhalb des ersten Jahres nach der Operation ein gutes klinisches Ergebnis. Durch die Anwendung der bildfreien Navigation lässt sich der für Alltagsaktivitäten notwendige periprothetische Bewegungsumfang optimieren und Impingement reduzieren.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-1311

doi: 10.3205/14dkou339urn:nbn:de:0183-14dkou3398

Published: October 13, 2014
© 2014 Renkawitz et al.
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Rekonstruktion der funktionellen Biomechanik in der primären Endoprothetik des Hüftgelenkes

Rekonstruktion der funktionellen Biomechanik in der primären Endoprothetik des Hüftgelenkes – Eine prospektive Vergleichsstudie femoraler Implantatsysteme

Merle C, Spier K, Streit M, Aldinger PR, Gotterbarm T

 

Fragestellung: In der primären Endoprothetik des Hüftgelenkes wird der Erfolg der Operation maßgeblich von der Wiederherstellung einer funktionellen Biomechanik und der endostalen Paßgenauigkeit des Implantates bestimmt. Trotz der zunehmenden Popularität von knochensparenden und modularen Implantatatsystemen und der steigenden Anzahl von jungen und aktiven Patienten ist die Datenlage zum rekonstruktiven Potential etablierter und neuer Schaftsysteme begrenzt.

Ziel der geplanten Studie ist es, unterschiedliche Prothesenschaftsysteme hinsichtlich der geometrischen Rekonstruktion der individuellen Gelenkbiomechanik zu evaluieren.

Methodik: In einer prospektiven Kohortenstudie wurde das anatomische Rekonstruktionspotential von 3 unterschiedlichen Schaftkonzepten (A: Titangeradschaft mit 3 CCD Varianten, B: Titangeradschaft mit 2 Schaftformen und modularen Steckhälsen, C: gebogener schenkelhalserhaltender Schaft mit 3 Krümmungsradien) bei einer konsekutiven Serie von 263 Patienten (131 Männer, 132 Frauen, Durchschnittsalter 69 Jahre) mit primärer Coxarthrose evaluiert. Alle Patienten wurden über einen modifizierten transglutealen Zugang mit einer zementfreien Hüfttotalendoprothese in einer multi-surgeon-Serie versorgt und erhielten das gleiche Pfannensystem. Mittels einer validierten PACS Software wurden digitale und kalibrierte Beckenübersichtsaufnahmen vor und nach Implantation vermessen. Folgende Parameter wurden evaluiert: FO (femorales Offset), AO (acetabuläres Offset), HO (Hüft-Offset), BLD (Beinlängendifferenz), CFI (meta- und diaphysärer Canal-Fill-Index). Unterschiede der verwendeten Implantate hinsichtlich der Rekonstruktion der individuellen Patientenanatomie wurden mit parametrischen Testverfahren untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Prothesenimplantation führte im Gesamtkollektiv zu einer Medialisierung des Drehzentrums (6,2 mm, 95%KI: 5,6-6,9 mm) durch die Pfannenimplantation mit konsekutiver Erhöhung des femoralen Offsets (3,7 mm; 95%KI: 2,9-4,5 mm). Hinsichtlich der Rekonstruktion des Hüft-Offsets ergaben sich zwischen den verwendeten Schafttypen keine signifikanten Unterschiede (p=0,079). Die postoperative BLD war bei Schafttyp C (0,8 mm, 95%KI: 0,6-1,1 mm) signifikant geringer (p<0,001) als bei den Schafttypen A (2,6 mm; 95%KI:1,6-3,7 mm) und B (1,5 mm; 95%KI: 1,1-1,8 mm). Die Schafttypen B und C wiesen gegenüber dem Standardimplantat (Schafttyp A) einen signifikant höheren meta- und diaphysären CFI auf (p<0,001).

Die vorliegende Studie zeigt, dass moderne Schaftsysteme mit multiplen Offset-Optionen bzw. Modularität sowohl die Passgenauigkeit des Implantates als auch die Rekonstruktion einer ausgeglichenen Beinlänge im Vergleich zu Standard-Geradschäften optimieren und somit auch potentiell das funktionelle Ergebnis nach Implantation einer Hüftgelenkstotalendoprothese positiv beeinflussen können. Dieser Vorteil sollte jedoch unter Berücksichtigung von möglichen Risiken einer zusätzlichen Modularität und der fehlenden Langzeitergebnisse neuer Prothesensysteme interpretiert werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-912

doi: 10.3205/14dkou337urn:nbn:de:0183-14dkou3371

Published: October 13, 2014
© 2014 Merle et al.
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Rekonstruktion der individuellen Gelenkanatomie: Brauchen wir mehr Modularität in der primären Hüftendoprothetik?

Rekonstruktion der individuellen Gelenkanatomie: Brauchen wir mehr Modularität in der primären Hüftendoprothetik?

Müller M, Perka CF, Tohtz S

 

Fragestellung: Ziel der Hüft-TEP Implantation ist die Wiederherstellung einer stabilen und schmerzfreien Gelenkfunktion. Grundlage dafür ist die Rekonstruktion einer physiologischen Biomechanik des Hüftgelenks unter Berücksichtigung von Hüftzentrum, Beinlänge und Offset. Die individuelle femorale Anatomie, insbesondere Antetorsion (AT) und CCD-Winkel ist sehr variabel. Durch die Implantation einer Hüftendoprothese wird diese Anatomie beeinflusst und postoperative Änderungen können resultieren und die Funktion beeinflussen. Es stellt sich daher die Frage in wieweit ist die Rekonstruktion von Hüftzentrum, Beinlänge und Offset unter Verwendung eines nicht modularen Zweymüller-Geradschaftes möglich, welche postoperativen Änderungen von AT und CCD-Winkel resultieren, haben diese einen Einfluss auf das funktionelle Outcome und sollten sie deshalb durch ein modulares Schaftdesign individuell rekonstruiert werden?

Methodik: In 44 Patienten, dies sich aufgrund einer Koxarthrose einer Hüft-TEP-Implantation unterzogen haben, wurde die prä- und postoperative femoralen Gelenkanatomie (Offset, AT, CCD) einschließlich Hüftzentrum mittels CT-Untersuchung und 3D-Rekonstruktion erfasst und rekonstruiert.

Implantiert wurde ein nicht modularer Zweymüller-Geradschaft. Die Ausrichtung erfolgte entlang der proximalen Femurachse unter Vermeidung eines Varus-/Valgusmalalignements und in ca. 10° Anteversion. Hüftzentrum und Offset sollten entsprechend der gesunden Gegenseite rekonstruieren werden. Die Patienten wurden zusätzlich prä- und 12 Monate postoperativ klinisch (Harris Hip, Zufriedenheit (1-6), VAS (0-10)) evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der HHSpost lag bei 92.6±8.3, VASpost bei 1.0±1.5 und die Zufriedenheit bei 1.5±0.8. Die Beinlänge wurde auf 1.3±3 mm ausgeglichen. Der CCDprä betrug 128.8° (118.8±146.9°), Offsetprä 39.7 mm (29.3±51.5 mm) und ATprä 24.9°(7.9°-39.1°). Der CCDpost lag bei 131.6°±2.1° und war damit signifikant größer als der CCDprä (p=0.008). Das mittlere postoperative Offsetpost betrug 41.7±4.3 mm (33.2±50.6 mm) und war durchschnittlich 2.1mm (-7.2±18.7 mm) signifikant vergrößert (p=0.012). Die ATpost lag bei 7.4° (-11.6° bis 25.9°) und war um 17.5°±8.5° zu ATprä verkleinert. Ein korrelativer Zusammenhang zwischen CCD-Winkel- bzw. AT-Änderung und funktionellem Outcome konnte nicht nachgewiesen werden.

Unter Verwendung eines nicht-modularen Geradschaftes ist die Rekonstruktion von Hüftzentrum, Offset und Beinlänge sowie die Wiedererlangung einer schmerzfreien Gelenkfunktion ohne Einschränkungen möglich. CCD und AT zeigen prä- als auch postoperativ eine hohe Varianz mit größeren postoperativen Änderungen. Diese haben keinen Einfluss auf die postoperative Funktion, den Schmerz und die Zufriedenheit. Eine individuelle Rekonstruktion von femoraler AT und CCD erscheint aus funktionellen Aspekten nicht notwendig.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI49-403

doi: 10.3205/14dkou336urn:nbn:de:0183-14dkou3362

Published: October 13, 2014
© 2014 Müller et al.
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Das Beckentrauma im Kindesalter – Epidemiologie, Versorgungsstrategie und Outcome

Das Beckentrauma im Kindesalter – Epidemiologie, Versorgungsstrategie und Outcome

Zwingmann J, Dovi-Akue D, Bayer J, Südkamp NP, Strohm P, Schmal H

 

Fragestellung: Das kindliche Skelett ist durch Wachstumspotential und eine hohe Elastizität gekennzeichnet. Die Konsequenzen hinsichtlich Epidemiologie, Versorgungsstrategie und Outcome von Beckenfrakturen sind Gegenstand der Untersuchung.

Methodik: Grundlage der Analyse waren die prospektiven Daten der AG Becken I (1991-93), II (1998-00) und III (2004-12) der DGU, wobei ein Vergleich der bis 14 Jahre alten Patienten (‚Kinder’) mit den über 14 Jahre alten Patienten (‚Erwachsene’) durchgeführt wurde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden Daten von 208 Kindern und 13317 Erwachsenen ausgewertet, wobei der Anteil der unter 15-jährigen von 3,31% in der AGI auf 1,13% in der AGIII abgenommen hat. Das Durchschnittsalter nahm dabei in der Gruppe der Erwachsenen im Vergleich der Untersuchungszeiträume von 48±24 Jahre in der AGI auf 59±23 Jahre in der AGIII zu. Mit ansteigendem Durchschnittsalter kam es in der Gruppe der Erwachsenen zu einem abnehmenden Geschlechterverhältnis männlich/weiblich von 1,23 auf 0,98, nicht jedoch bei den Kindern (1,46). Die mittlere Verletzungsschwere gemessen am ISS änderte sich im historischen Vergleich nicht und war statistisch nicht zwischen den Altersgruppen verschieden (16,7±14,7 bei Kindern vs. 15,0±15,0 bei Erwachsenen). Bei der Analyse der Klassifikation ergab sich eine höchst signifikante Altersspezifität hauptsächlich bedingt durch die im Kindesalter seltener vorkommenden Azetabulumfrakturen. Obwohl bei Kindern anteilmäßig mehr Komplexverletzungen vorkamen (13,7% vs. 9,2%), verfehlte der Unterschied die statistische Signifikanz (p=0,07). Auch ergab sich kein Unterschied bei dem Anteil der Patienten mit durchgeführten Notfallmaßnahmen (15,4% vs. 18,8%). Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich bei der Inzidenz spezifischer Komplikationen. Während Thrombosen/Embolien und neurologische Ausfälle bei Kindern gar nicht und ARDS und septisches MOV bei Kindern seltener waren (p<0,05), ergaben sich bei Infekten/Seromen/Wundheilungsstörungen und Implantat-assoziierten Komplikationen keine Unterschiede. Die klinischen Ergebnisse waren bei Kindern (n=10) durchschnittlich besser (EQ5D und Merle d’Aubigne, p<0,05) als bei Erwachsenen (n=631). Die Mortalität nach Beckenfrakturen sank in beiden Altersgruppen seit 1991 und wies keinen statistischen Unterschied zwischen den Gruppen auf (Kinder 6,25% vs. Erwachsene 4,58%).

Kindliche Beckenfrakturen sind seltene Verletzungen, wobei die historischen Veränderungen der Epidemiologie die Altersstruktur der Gesamtbevölkerung widerspiegeln. Die altersspezifischen Unterschiede ergeben sich bei der Klassifikation der Beckenfrakturen bedingt durch skelettale Besonderheiten und bei den Komplikationen bedingt durch Unterschiede im Immun- und Gerinnungssystem.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI46-857

doi: 10.3205/14dkou311urn:nbn:de:0183-14dkou3112

Published: October 13, 2014
© 2014 Zwingmann et al.
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