Komplikationen nach proximaler Humerusnagelung mit dem Targon® PH – Eine Auswertung von 1135 Fällen

Komplikationen nach proximaler Humerusnagelung mit dem Targon® PH – Eine Auswertung von 1135 Fällen

Biber R, Curschmann-Horter M, Altintas B, Zirngibl B, Bail HJ

Fragestellung: Die proximale Humerusnagelung ist eine weit verbreitete Methode zur Versorgung von Frakturen des Humeruskopfes und -schaftes. Eines der gebräuchlichsten Implantate ist dabei der Targon® PH Nagel der Firma Aesculap, der in einer Kurz- und einer Langversion verfügbar ist. Obwohl seit über 10 Jahren im klinischen Einsatz fehlen bisher Komplikationsanalysen größerer Fallserien mit diesem Implantat. Unser Ziel war die deskriptive und vergleichende Auswertung des Komplikationsspektrums sowohl für den Kurz- als auch für den Langnagel für die verschiedenen Indikationen.

Methodik: Seit der Einführung des Systems im Jahr 2000 werden an unserem Hause alle Targon® PH Implantationen prospektiv dokumentiert. Neben den demographischen Basisdaten wurden auch die Frakturklassifikation sowie die chirurgischen Komplikationen erfasst, die zu einer Wiederaufnahme oder Re-Operation führten. Auf dem Boden dieser umfangreichen Daten wurde das Komplikationsspektrum des Nagelsystems mittels deskriptiver Statistiken erfasst und für die verschiedenen Indikationen des Kurz- und Langnagels ausgewertet.

Nochmals separat analysiert wurde eine Untergruppe der Fälle, die additiv mittels der „Rope-over-Bitt“-Technik (ROB) stabilisiert wurden. Hierbei handelt es sich um zusätzlich FiberWire-Zuggurtungsnähte, welche die verschiedenen Anteile der Rotatorenmanschette an die speziell dafür konzipierten Verriegelungsschraubenköpfe fixieren. Die ROB-Technik kommt in unserem Hause bei Neer-IV-Frakturen (insbesondere bei subfragmentierten Tuberkeln) zum Einsatz.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In unserer Datenbank fanden sich 1135 Fälle. Das mediane Patientenalter betrug 74 Jahre. Die mittlere Operationsdauer betrug 73,5 Minuten (Targon® PH kurz) bzw. 95,8 Minuten (Targon® PH lang). Die Rate chirurgischer Komplikationen betrug insgesamt 12,6% und war für den Kurznagel deutlich höher als für den Langnagel (14,3% versus 9,0%; p=0,028).

In der Gruppe der Neer-IV-Frakturen verlängerte sich die OP-Dauer signifikant, falls die ROB-Technik zum Einsatz kam (88,2 Minuten versus 73,8 Minuten; p<0,001). Obwohl mutmaßlich in den eher schwierigen Fällen angewandt fand sich keine signifikant höhere Komplikationsrate in den ROB-Fällen (20,2% versus 16,4%; p=0,46).

Unsere Studie zeigte insgesamt niedrige Komplikationsraten. Dies trifft einerseits für die Kurzversion des Targon® PH Nagels zu, der hauptsächlich zur Versorgung von Humeruskopffrakturen verwendet wurde. Nochmehr gilt das aber für die Langversion des Nagels, der sich unserer Meinung nach sehr gut für die Versorgung von Frakturen des proximalen Humerusschaftdrittels, aber auch für Etagenfrakturen und pathologische Frakturen eignet. Die ROB-Technik stellt darüberhinaus ein einfaches und sicheres Verfahren dar, um bei der proximalem Humerusnagelung eine zusätzliche Stabilität bei der oft kritischen Tuberkelfixation zu erreichen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI17-402

doi: 10.3205/14dkou061, urn:nbn:de:0183-14dkou0613

Published: October 13, 2014
© 2014 Biber et al.
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Broschüre „Orthopädie – Gelenke und Wirbelsäule verstehen“

Editorial zur Broschüre „Orthopädie – Gelenke und Wirbelsäule verstehen (2015)

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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!

Unser Bewegungsapparat trägt uns durch das ganze Leben. Das bedeutet Schwerstarbeit für Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln. Bewegung ist das erfolgreichste Mittel, um unsere körperliche Aktivität so lange wie möglich zu erhalten und fit zu bleiben.

Doch immer mehr Menschen bewegen sich viel zu wenig. Hinzu kommen jene, die zwar Sport treiben, dabei aber auf wichtige Verhaltensregeln vergessen, wie z.B. Aufwärmen, die korrekte Ausführung der Bewegung etc.

Hier kommen die Fachärzte für Orthopädie ins Spiel. Diese sind nicht nur Ansprechpartner bei Verletzungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats. Sie übernehmen auch eine wichtige Funktion in Sachen Gesundheitsvorsorge. Mit hoch qualifizierter Beratung über Fehlstellungen oder Fehlhaltungen, Bewegungstipps etc. stehen sie den Patienten gerne zur Verfügung.

Rasche und fundierte Information spielt dabei eine entscheidende Rolle. Genau diese bietet Ihnen der Ratgeber „Orthopädie – Gelenke und Wirbelsäule verstehen“. Darin finden Sie wissenswerte Fakten zum Fachgebiet Orthopädie sowie hilfreiche Informationen zu allen großen Gelenken und zur Wirbelsäule. Häufige Erkrankungen der Gelenke und Knochen, wie Arthrose bzw. Osteoporose, werden ebenso besprochen wie Sportverletzungen und Gelenkersatz. Ebenfalls mit dabei: Praktische Turnübungen, mit denen Sie sich zu Hause fit halten können!

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre – und bleiben Sie in Bewegung!

Doz. Dr. Ronald Dorotka

 

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Unterscheidet sich die Akromionform bei Patienten mit traumatischer und Patienten mit degenerativer Supraspinatussehnenruptur?

Unterscheidet sich die Akromionform bei Patienten mit traumatischer und Patienten mit degenerativer Supraspinatussehnenruptur?

Balke M, Liem D, Höher J, Greshake O, Bouillon B, Banerjee M

Fragestellung: In der Entstehung von degenerativen Rotatorenmanschettenrupturen scheinen, unter anderem, verschiedene Parameter der knöchernen Morphologie des Akromions eine Rolle zu spielen. Vor diesem Hintergrund wäre zu erwarten, dass Patienten mit traumatischen Rupturen in diesen Parametern abweichen. Die Hypothese dieser Studie war, dass sich die Akromionmorphologie von Patienten mit degenerativen Rupturen der Supraspinatussehne von Patienten mit traumatischen Rupturen unterscheidet.

Methodik: Insgesamt wurden 136 konsekutive Patienten, die wegen einer Supraspinatussehnenruptur von Januar 2010 bis Dezember 2013 arthroskopiert wurden, in die Studie eingeschlossen. Hiervon hatten 72 Patienten degenerative (Gruppe 1) und 64 Patienten traumatische (Gruppe 2) Supraspinatussehnenrupturen. Auf nativ-radiologischen true-ap und outlet Aufnahmen wurden die Bigliani Klassifikation bestimmt und der Akromion Slope nach Bigliani und Kitay, der Akromio-Humerale (AH) Abstand, der laterale Akromionwinkel (LAA) nach Banas, der Akromion Index (AI) nach Nyffeler und der critical shoulder angle (CSA) nach Moor gemessen. Die Mittelwerte beider Gruppen wurden mittels T-test verglichen und auf signifikante Unterschiede geprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Mit 60 im Vergleich zu 54 Jahren waren die Patienten mit degenerativen Rupturen signifikant älter. Die prozentuale Verteilung der Bigliani Klassifikation degenerativ vs. traumatisch war ebenfalls unterschiedlich (1: 18/38, 2: 56/55, 3: 26/8). Signifikante Unterschiede (degenerativ vs. traumatisch) gab es außerdem für den Slope (21,2° vs. 18,2°), den AH-Abstand (8,6 mm vs. 9,9 mm), den LAA (76,7° vs. 82,8°), den AI (0,76 vs. 0,73) und den CSA (37,0° vs. 35,4°). Ein LAA kleiner als 70° trat nur bei 3 Patienten mit degenerativen Rupturen auf.

Die Hypothese, dass sich die Akromionmorphologie von Patienten mit degenerativen Rupturen der Supraspinatussehne von Patienten mit traumatischen Rupturen unterscheidet konnte bestätigt werden. Bei Schultern mit degenerativen Rupturen war der Subakromialraum enger, das Akromion steiler und weiter nach lateral ausladend als bei Schultern mit traumatischen Rupturen.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-267
doi: 10.3205/14dkou220, urn:nbn:de:0183-14dkou2204
Published: October 13, 2014
© 2014 Balke et al.

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