Unterscheidet sich die Akromionform bei Patienten mit traumatischer und Patienten mit degenerativer Supraspinatussehnenruptur?

Unterscheidet sich die Akromionform bei Patienten mit traumatischer und Patienten mit degenerativer Supraspinatussehnenruptur?

Balke M, Liem D, Höher J, Greshake O, Bouillon B, Banerjee M

 

Fragestellung: In der Entstehung von degenerativen Rotatorenmanschettenrupturen scheinen, unter anderem, verschiedene Parameter der knöchernen Morphologie des Akromions eine Rolle zu spielen. Vor diesem Hintergrund wäre zu erwarten, dass Patienten mit traumatischen Rupturen in diesen Parametern abweichen. Die Hypothese dieser Studie war, dass sich die Akromionmorphologie von Patienten mit degenerativen Rupturen der Supraspinatussehne von Patienten mit traumatischen Rupturen unterscheidet.

Methodik: Insgesamt wurden 136 konsekutive Patienten, die wegen einer Supraspinatussehnenruptur von Januar 2010 bis Dezember 2013 arthroskopiert wurden, in die Studie eingeschlossen. Hiervon hatten 72 Patienten degenerative (Gruppe 1) und 64 Patienten traumatische (Gruppe 2) Supraspinatussehnenrupturen. Auf nativ-radiologischen true-ap und outlet Aufnahmen wurden die Bigliani Klassifikation bestimmt und der Akromion Slope nach Bigliani und Kitay, der Akromio-Humerale (AH) Abstand, der laterale Akromionwinkel (LAA) nach Banas, der Akromion Index (AI) nach Nyffeler und der critical shoulder angle (CSA) nach Moor gemessen. Die Mittelwerte beider Gruppen wurden mittels T-test verglichen und auf signifikante Unterschiede geprüft.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Mit 60 im Vergleich zu 54 Jahren waren die Patienten mit degenerativen Rupturen signifikant älter. Die prozentuale Verteilung der Bigliani Klassifikation degenerativ vs. traumatisch war ebenfalls unterschiedlich (1: 18/38, 2: 56/55, 3: 26/8). Signifikante Unterschiede (degenerativ vs. traumatisch) gab es außerdem für den Slope (21,2° vs. 18,2°), den AH-Abstand (8,6 mm vs. 9,9 mm), den LAA (76,7° vs. 82,8°), den AI (0,76 vs. 0,73) und den CSA (37,0° vs. 35,4°). Ein LAA kleiner als 70° trat nur bei 3 Patienten mit degenerativen Rupturen auf.

Die Hypothese, dass sich die Akromionmorphologie von Patienten mit degenerativen Rupturen der Supraspinatussehne von Patienten mit traumatischen Rupturen unterscheidet konnte bestätigt werden. Bei Schultern mit degenerativen Rupturen war der Subakromialraum enger, das Akromion steiler und weiter nach lateral ausladend als bei Schultern mit traumatischen Rupturen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-267

doi: 10.3205/14dkou220, urn:nbn:de:0183-14dkou2204

Published: October 13, 2014
© 2014 Balke et al.
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Der Verlauf der motorischen Innervation des Deltoideus-Muskels im deltopektoralen Intervall: Ausnahme oder Regel mit klinischer Relevanz für die Schulterchirurgie?

Der Verlauf der motorischen Innervation des Deltoideus-Muskels im deltopektoralen Intervall: Ausnahme oder Regel mit klinischer Relevanz für die Schulterchirurgie?

Patzer T, Marikar J, Krauspe R, Filler TJ

 

Fragestellung: Der M. deltoideus ist für die aktive Beweglichkeit des Schultergelenks vor allem im Rahmen einer inversen Schultertotalendoprothese essentiell. Er besteht aus der Pars spinalis, acromialis und clavicularis und gilt als Ausnahmemuskel, da er fast alle Bewegungen des Schultergelenkes außer der Kaudalisierung unterstützt oder wesentlich für sie verantwortlich ist. Dabei ändern die Muskelfasern abhängig von der Gelenkstellung teilweise im Laufe der Bewegung die Funktion. Dies wird laut Lehrbuch alles über den N. axillaris koordiniert. Auf Grund seiner Bedeutung gibt es zahlreiche Untersuchungen zur Variabilität des N. axillaris in Bezug auf den M. deltoideus. In einem Fall wurde eine akzessorische Innervation der Pars clavicularis durch Fasern aus dem N. pectoralis lateralis nachgewiesen, welche direkt entlang der V cephalica verlief und von dort in den Deltoideus-Muskel einstrahlte. Die V. cephalica wird im Rahmen des deltopektoralen Standard-Zugangs zum Schultergelenk dargestellt und nicht selten in diesem Muskelintervall traktiert oder ligiert, wodurch der dort verlaufende Nerv geschädigt werden könnte.

Ziel der vorliegenden Arbeit war die Einschätzung der Häufigkeit der über die bekannte Innervation hinausgehenden motorischen Versorgung des Deltoideus-Muskels. Die Hypothese war, dass die motorische Versorgung der Pars clavicularis durch einen Ast der N. pectoralis lateralis entlang der V. cephalica häufiger ist als angenommen.

Methodik: Es wurde an 13 Körperspenden an beiden Schultern die ventrale Innervation des M. deltoideus präpariert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Den Untersuchungen nach handelt es sich bei der akzessorischen M. deltoideus-Innervation aus dem N. pectoralis lateralis um keine Seltenheit. Der deltopektorale Zugang zur Schulter kann typischerweise mit einer Schädigung der Innervation des vorderen Deltoideus-Anteils einhergehen, wenn der Zugang lateral und nicht medial der V. cephalica etabliert wird, da damit der Nerv geschädigt werden kann. Dies macht die Frage nach alternativen Zugängen relevant. Umgekehrt kann eine Schwächung des N. axillaris zu einer Imbalance zwischen vorderen und hinteren Deltoideus-Anteilen führen. Ein Ausfall des N. pectoralis lateralis schwächt auf der anderen Seite regelhaft auch den vorderen Deltoideus-Anteil. Mit der Verteilung von zwei Nerven in dem Muskel stellt sich nun die Frage einer überlappenden oder aneinandergrenzenden Innervation.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-1217

doi: 10.3205/14dkou219, urn:nbn:de:0183-14dkou2199

Published: October 13, 2014
© 2014 Patzer et al.
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Knochenspanaugmentation vs. BIO-RSA beim kombinierten anterior-globalen Glenoiddefekt in der Revisionsendoprothetik der Schulter. Eine vergleichende biomechanische Analyse am Kunst- und Humanknochen

Knochenspanaugmentation vs. BIO-RSA beim kombinierten anterior-globalen Glenoiddefekt in der Revisionsendoprothetik der Schulter. Eine vergleichende biomechanische Analyse am Kunst- und Humanknochen

Seybold D, Königshausen M, Sverdlova N, Ehlert C, Dermietzel R, Schildhauer TA

 

Fragestellung: Der kombinierte Glenoiddefekt nach glenoidalen Revisionen stellt eine Herausforderung in der rekonstruktiven Schulterchirurgie dar. Die Kombination eines peripheren Wanddefektes mit einem zentralen Defekt erfordert entweder die Spanaugmentation des peripheren Defektanteils und zentralen Spongiosaauffüllung oder die Planfräsung der verbliebenen Restwand mit Umwandlung des kombinierten Defektes in einen globalen Defekt, der über eine BIO-RSA (Bony Increased-Offset Reverse Shoulder Arthroplasty) rekonstruiert werden kann. Anhand eines biomechanischen Glenoiddefektmodells an Sawbone- und humanen Knochen sollen beide Rekonstruktionsvarianten (Spanrekonstruktion und BIO-RSA) auf ihre Primärstabilität hin evaluiert werden.

Methodik: Bei 18 Kunstknochen-Scapulae wurde ein kombinierter zentraler und anteriorer Defekt gesetzt, wobei lediglich der posteriore Glenoidrand erhalten blieb. Anschließend erfolgte in der ersten Gruppe (GDS: Großer Defekt mit Span) die Implantation von modellierten Sawbone Spänen zur Wiederherstellung des äußeren Glenoid-Rings und das Auffüllen des zentralen Defekts mit Kunstknochen-chips. Anschließend erfolgte darüber die Implantation der inversen Prothese (42er Glenosphäre, peg 29 mm, Delta Xtend, DePuy, Synthes). Bei der zweiten Gruppe wurde beim Globaldefekt zusätzlich der dorsale Glenoidrand weggefräst und anschließend eine knöcherne Augmentation + inverse Prothese (BIO-RSA) durchgeführt. Danach wurde die Testung der Proben bei 40 µm, 75 µm und 150 µm (Grenze der knöchernen Integration von Implantaten) in anterior-posteriorer- (Flexion, AP) und inferior-superiorer Richtung (Abduktion, IS) mit kombinierter variabler Scher- und Axialkraft (abgeleitet von ASTM F2028-08 protocol) mit jeweils 10 wiederholten Krafteinleitungen durchgeführt (Testmaschiene Zwick Z010 Zwick GmbH & Co. KG). Dieselben Versuche wurden nochmals anhand von Leichenscapulae reproduziert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Tests zeigten in der abgestuften Krafteinleitung keine signifikanten Unterschiede zwischen der Gruppe der GDS Gruppe und der BIO-RSA Gruppe hinsichtlich der einwirkenden Kraft F [N] für die AP und die IS Richtung (p>0.05). Bei der maximal zulässigen Mikrobewegung von 150 µm fanden sich jeweils für die IS-Richtung gegenüber der AP-Richtung in beiden Kunstknochen-Gruppen eine deutlich höhere Kraftaufnahme. Die Tests am Humanpräparat zeigten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen der GDS- und der BIO-RSA Gruppe, bei allerdings einheitlich geringeren kompensierten Kräften im Leichenknochen gegenüber den Kunstpräparaten.

Es sind in der Knochendefektrekonstuktion des Glenoides mit großen kombinierten Defekten beide Verfahren (Spanaugmentation und BIO-RSA) möglich um eine stabile Primärstabilität der Basisplatte zu erzielen. Vorteile der Spanrekonstuktion mit zentraler Spongiosadefektauffüllung ist, dass möglichst viel originärer Glenoidknochen erhalten bleibt.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-1523

doi: 10.3205/14dkou218, urn:nbn:de:0183-14dkou2188

Published: October 13, 2014
© 2014 Seybold et al.
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Führen Tenotomie und Tenodese der Bizepssehne (LBS) zu einem Kraftverlust der Flexionskraft im Ellbogengelenk?

Führen Tenotomie und Tenodese der Bizepssehne (LBS) zu einem Kraftverlust der Flexionskraft im Ellbogengelenk? Eine biomechanische in-vivo Studie

Pietschmann MF, Eberhardt F, Mittermüller M, Schröder C, Müller PE

 

Fragestellung: Die Mitwirkung des M. biceps brachii an der Ellenbogenflexion wird in der Literatur mit bis zu 30% angegeben. Bei Pathologien an der RM bzw. der LBS wird die LBS häufig tenotomiert bzw. tenodesiert. Es wird seit langem kontrovers diskutiert, inwieweit die LBS für die Funktion der Schulter entbehrlich ist und welche negativen Auswirkungen ihre Durchtrennung auf die Kraft im Ellenbogengelenk hat. Das Ziel dieser Studie war die in-vivo Untersuchung, ob der Kraftverlustes bei der Flexion im Ellenbogen nach einer LBS-Tenotomie/-Tenodese klinisch relevant/signifikant ist.

Methodik: In einem standardisierten Versuchsaufbau wurde die maximale Flexionskraft im Ellenbogengelenk bei 90° Flexion und in maximaler Supinationsstellung des Unterarmes bestimmt. Zur Erstellung einer schultergesunden Vergleichsgruppe, wurden in jeder Dekade bei beiden Geschlechtern jeweils 7 Probanden untersucht; insgesamt 105 schultergesunde Probanden. Mit dem selben Versuchsaufbau wurden, ebenfalls für beide Geschlechter, Patienten nach LBS-Tenotomie bzw. einer Spontanruptur und LBS-Tenodese frühestens 8 Monate nach OP nachuntersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In der gesunden Vergleichsgruppe konnte mittels einer multivariaten Regressionsanalyse gezeigt werden, dass nur das Alter und das Geschlecht signifikante Einflussfaktoren bezüglich der Flexionskraft sind. Männer wiesen eine signifikant höhere Flexionskraft als Frauen in allen Altersgruppen auf. Mit zunehmendem Alter lässt die Kraft bei beiden Geschlechtern nach. Es konnte kein signifikanter Einfluss der erhobenen anthropometrischen Faktoren: Körpergröße, Gewicht, BMI, Armlänge, Armumfang, u.a. auf die Flexionskraft gefunden werden. Durch die Ermittlung einer Regressionsgeraden für die gesunden Probanden wurde es möglich, prognostische Werte für Personen eines bestimmten Alters des jeweiligen Geschlechts, in Hinblick auf das zu erwartende Flexionsmoment anzugeben. Die Untersuchung der Patienten mit tenotomierter oder tenodesierter (LBS) ergab, dass diese bezüglich Flexion innerhalb des 95%igen Konfidenzintervalls der Regressionsgeraden ihrer

Als einzige signifikante Einflussfaktoren auf die Flexionskraft konnten das Alter und Geschlecht bestimmt werden. Wir konnten zeigen, dass weder eine Tenodese noch eine Tenotomie der langen Bizepssehne zu einem relevanten Kraftverlust bei der Flexionsbewegung im Ellenbogengelenk führen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-120

doi: 10.3205/14dkou217, urn:nbn:de:0183-14dkou2176

Published: October 13, 2014
© 2014 Pietschmann et al.
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Arthroskopisch kontrollierte Core Decompression des Talus (ACD), ein neues operatives Verfahren zur Therapie osteochondraler Läsionen

Arthroskopisch kontrollierte Core Decompression des Talus (ACD), ein neues operatives Verfahren zur Therapie osteochondraler Läsionen

Beck S, Jäger M, Landgraeber S

 

Fragestellung: Die Revitalisierung des subchondralen Knochens und der Erhalt der intakten Knorpeloberfläche ist die bevorzugte Behandlungsmethode für stabile osteochondrale Läsionen des Talus (OLT). Mit dieser Studie untersuchen wir die Effektivität der arthroskopisch assistierten Core Decompresssion als Therapieoption bei osteochondralen Läsionen der medialen Talusschulter.

Methodik: 10 Patienten mit einer OLT der medialen Talusschulter (6 x Grad II, 4 x Grad II-III entsprechend der Pritsch-Klassifikation, 4 x Grad II, 2 x Grad III, 4 x Grad V entsprechend der Bristol-Klassifikation, Defektgröße 100 bis 170 mm²) wurden mit einer transtalaren 8mm Bohrung und Core Decompression der OLT behandelt. Unter arthroskopischer Sicht wurde die OLT unter Erhalt der den Defekt bedeckenden, intakten Knorpelschicht komplett debridiert. Der Bohrkanal und die ausgeräumte OLT wurden anschließend mit osteokonduktivem Knochenersatzstoff aufgefüllt. Der Behandlungserfolg wurde durch klinische Scores, radiologische als auch kernspintomographische Nachuntersuchungen nach einem Follow-up von 14.0 ± 5.4 (7-23) Monaten erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der AOFAS-Score (American Orthopedic Foot and Ankle Society Score) verbesserte sich signifikant von 71.0 ± 2.4 auf 90.3 ± 5.9 (p=0.018) und der FADI Score (Foot and Ankle Disability Index) stieg von 71.8 ± 11.1 auf 92.5 ± 1.9 (p=0.018) an. Radiologisch stellte sich eine Osteointegration des Knochenersatzstoffes und Remodellierung der medialen Talusschulter nach 3 Monaten dar, wenngleich kernspintomographisch eine Veränderung des Knochensignals im Bereich des aufgefüllten Bohrkanals und der OLT für mehr als 12 Monate zu beobachten war.

Die ersten Ergebnisse der ACD bei der Behandlung stabiler OLT Grad II oder II-III entsprechend der Pritsch-Klassifikation sind vielversprechend. Insbesondere auch OLT über 150 mm² zeigten postoperativ gute klinische Scores mit radiologisch vollständiger Wiederherstellung der medialen Talusschulterkontur. Die guten Ergebnisse müssen aber durch eine größere Patientenzahl und Langzeitergebnisse noch bestätigt werden.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI24-1544

doi: 10.3205/14dkou123, urn:nbn:de:0183-14dkou1232

Veröffentlicht: 13. Oktober 2014
© 2014 Beck et al.
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Epidemiologie, konservative und operative Ergebnisse nach Skapulafrakturen

Epidemiologie, konservative und operative Ergebnisse nach Skapulafrakturen

Lehmann LJ, Detzel T, Gologan R

 

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es, aus dem Kollektiv eines überregionalen Traumazentrums, Art und Anzahl sowie Verletzungsprofil von Skapulafrakturen zu ermitteln und die klinischen und radiologischen Resultate nach konservativer und operativer Therapie zu erheben.

Methodik: Zwischen 2001 und 2011 wurden 178 Patienten mit 203 Skapulafrakturen ermittelt. Die Nachuntersuchung erfasste den konstant score, den simple shoulder test, den subjective shoulder value sowie eine klinische Nachuntersuchung hinsichtlich Scapuladyskinesien. Die Frakturklassifikation erfolgte nach Euler und Rüedi. Ein positives Votum durch die Ethikkommission lag vor 2012 328N-MA.

Ergebnisse: Zu einem Gesamtkollektiv von Frakturen des Oberarmes und der Schulter zeigte sich eine Inzidenz von 0,7%. In diesem Gesamtkollektiv waren 134 männliche und 44 weibliche Patienten bei einem Altersdurchschnitt von 53 Jahren. Die Hauptunfallursachen waren Unfälle mit einem motorisiertem Zweirad (n=44) oder Stürze (n=75). Bei den häufigsten Begleitverletzungen wurden Rippenfrakturen (n=68), SHT (n=59), Wirbelkörperfrakturen (n=38), gefunden. Als Polytrauma wurden bei einem ISS≥16 insgesamt 61 Patienten identifiziert. A-Frakturen zeigten sich in 36%, B-Frakturen in 12%, C-Frakturen in 9%, D-Frakturen in 36%, E Frakturen in 7% der Fälle. Unmittelbar posttraumatisch hatten 11 Patienten eine klinisch relevante Neurologie, bei 31 Patienten lag eine Schulterluxation, bei 32 Patienten eine Klaviculafraktur zusätzlich vor. Operativ versorgt wurden 54 Patienten. In 5 Fällen lag eine floating shoulder vor.

Aus diesem Gesamtkollektiv konnten 77 Patienten in die Nachuntersuchung einbezogen werden. Der durchschnittlichen Werte der Nachuntersuchungsscores betrugen: Constant score 76 Punkte (von 100), simple shoulder Test 11 Punkte (von 12), subjective shoulder value 74 (von 100). Eine Scapuladyskinesie wurde bei 9 Patienten gefunden.

Schlussfolgerung: Brüche des Schulterblatts und dessen Fortsätzen sind mit 0,4-1% aller Frakturen vergleichsweise selten.

Verletzungsmuster und Begleitpathologie erfordern ein multidirektionales Vorgehen, häufig im Rahmen der Schwerstverletzenversorgung.

Klinische Resultate sind in Abhängigkeit der Klassifikationen operativ und konservativ gleichermaßen gut. Scapuladyskinesien im Langzeitverlauf traten in >10% der Fälle auf und bedürfen der weiteren aufmerksamen Untersuchung.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI23-926

doi: 10.3205/14dkou122, urn:nbn:de:0183-14dkou1222

Published: October 13, 2014
© 2014 Lehmann et al.
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