Vergleich zweier Verfahren zur Behandlung von osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen hinsichtlich der Höhenrekonstruktion und des Höhenerhaltes im zyklischen Belastungstest

Vergleich zweier Verfahren zur Behandlung von osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen hinsichtlich der Höhenrekonstruktion und des Höhenerhaltes im zyklischen Belastungstest

Oberkircher L, Strüwer J, Bliemel C, Bücking B, Ruchholtz S, Krüger A

Fragestellung: Die Ballon-Kyphoplastie ist ein etabliertes Verfahren zur Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperkompressionsfrakturen. In den letzten Jahren wurden mehrere alternative Techniken im Hinblick auf die Höhenrekonstruktion entwickelt. Ziel der vorliegenden Studie war es, zwei verschiedene Methoden hinsichtlich Höhenrekonstruktion und des in einem Kadaver Modell unter zyklischer Belastung zu bewerten.

Methodik: Es wurden 25 Wirbelkörper zweier humanen Wirbelsäulen mit gesicherter Osteoporose untersucht. Nach initialer CT-Diagnostik und Entfernen der Weichteile wurden die Wirbelkörper in Technovit 3040 (Kulzer Germany) eingebettet und frakturiert. Hierzu wurde mit einer Belastungsmaschine (Instron 5566) eine axiale Last kontinuierlich gesteigert bis die Vorderkantenhöhe des Wirbelkörpers auf 30% reduziert wurde. Nach erneuter CT wurden die Wirbelkörper in einer, für Röntgenstrahlung durchlässigen Apparatur mit einer Vorlast von 100 N fixiert. 12 Wirbelkörpern wurden mittels Ballon-Kyphoplastie (Kyphon, Medtronic) und 13 Wirbelkörper mittels Radiofrequenz-Kyphoplastie (DFine, San José, CA, USA) unter der Vorlast von 100N behandelten. Anschließend erfolgte in einer servohydraulischen Belastungsmaschine (Bose Electroforce LM2 TestBench) die zyklische Belastung (100-600N, 100.000 Zyklen, 5 Hz). Danach wurde erneut eine CT durchgeführt. Anteriore, zentrale und posteriore Wirbelkörperhöhen wurden aus den jeweiligen CT-Scans für alle Zeitpunkte ermittelt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Vorderkantenhöhe wurde nach Frakturierung 7,0 (±3) mm bei der Ballon-Kyphoplastie-Gruppe und 5,8 (±4) mm in der Radiofrequenz-Kyphoplastie-Gruppe reduziert. Statistisch gab es keinen Unterschied für die beiden Gruppen (p=1,2). Nach Augmentierung zeigte sich eine Differenz zur initialen anterioren Wirbelkörperhohe von 4,5 (±2) mm für die Ballon-Kyphoplastie-Gruppe und 4,7 (±3) mm für die Radiofrequenz-Kyphoplastie-Gruppe. Innerhalb der Gruppen gab es keinen signifikanten Unterschied (p=0,13). Nach zyklischer Belastung betrug die Differenz zur anterioren Ausgangshöhe 5,3 (±3) mm für die Ballon-Kyphoplastie-Gruppe und 5,2 (±3) mm für die Radiofrequenz-Kyphoplastie-Gruppe (p=0,2). Das durchschnittlich benötigte Zementvolumen betrug 8.7 (±1) ml für die Ballon-Kyphoplastie-Gruppe und 4.8 (±2) ml für die Radiofrequenz-Kyphoplastie-Gruppe. Der Unterschied war signifikant (p<0,0001).

Schlussfolgerung: Sowohl die bipedikuläre Ballon-Kyphoplastie als auch die unipedikuläre Radiofrequenz-Kyphoplastie resultierten in dem Kadaver Modell unter Vorlast und zyklischer Belastung in zufriedenstellender und vergleichbarer Höhenrekonstruktion sowie Höhenerhaltung ohne statistisch signifikanten Unterschied innerhalb der Gruppen. Die Radiofrequenz-Kyphoplastie benötigte signifikant geringere Mengen an Zement. Basierend auf diesen Ergebnissen könnte die Radiofrequenz-Kyphoplastie bei osteoporotischen Kompressionsfrakturen eine vielversprechende Alternative für den klinischen Bereich darstellen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR21-1261

doi: 10.3205/14dkou554urn:nbn:de:0183-14dkou5549

Published: October 13, 2014
© 2014 Oberkircher et al.
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Biomechanische Stabilität der zementaugmentierten anterioren Densverschraubung im in vitro-Modell

Biomechanische Stabilität der zementaugmentierten anterioren Densverschraubung im in vitro-Modell

Busse D, Schleicher P, Scholz M, Pohler K, Pingel A, Hoffmann R, Kandziora F

Fragestellung: Die Densfraktur repräsentiert bis zu 15% aller Verletzungen der HWS. Bei älteren Patienten stellt die Densfraktur die häufigste Fraktur der HWS dar. Aufgrund der Verschiebung der Alterspyramide wird eine zunehmende Häufigkeit gesehen.

Die anteriore Densverschraubung ist Standardtherapie in Fällen mit Typ II Fraktur bei jungen Patienten. Bei Osteoporose besteht das Risiko eines späteren Schraubenausbruchs mit sekundärer Frakturdislokation.

Durch Zementaugmentation konnte in der LWS die Ausrissfestigkeit eingebrachter Pedikelschrauben um 97-230% erhöht werden. Es lässt sich vermuten, dass auch die Zementaugmentation der anterioren Densverschraubung einen Stabilitätsgewinn bringt. Eine Untersuchung der Stabilität bei anteriorer Densverschraubung mit Zementaugmentation liegt bisher nicht vor, obwohl sie bereits vereinzelt im klinischen Einsatz ist.

Methodik: Untersucht wurden 14 humane HWK 2 Präparate. Sie wurden dabei nach Knochendichte in 2 Gruppen aufgeteilt. Zur Simulation der Fraktur erfolgte eine Osteotomie an der Densbasis. Nach Osteosynthese mit zwei 3,5 mm Kortikalisschrauben erfolgte in der Versuchsgruppe eine additive Zementaugmentation des Wirbelkörpers.

14 humane HWK 2 Präparate wurden in zwei Gruppen zu je 7 Präparaten aufgeteilt. In der Versuchsgruppe erfolgte nach Osteotomie an der Densbasis die direkte Verschraubung mittels zwei Kortikalisschrauben und eine zusätzliche Zementaugmentation der Densbasis. In der Vergleichsgruppe erfolgte ebensfalls eine direkte Verschraubung nach Osteotomie, jedoch keine Zementaugmentation. Das biomechanische Testprotokoll sah die Applikation einer nach posterior gerichteten Kraft an der Densvorderfläche bis zum Osteosyntheseversagen vor.

Als primär abhängige Variable wurde die Versagenslast (Fmax) erfasst. Zusätzlich wurde der Versagensmechanismus deskriptiv ermittelt. Als Kofaktor wurde die Knochendichte (BMD) in die Untersuchung mit einbezogen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mittlere BMD lag in der Versuchsgruppe bei 273 mg/ccm, in der Kontrollgruppe bei 270 g/ccm, bei Normalverteilung in beiden Gruppen.

Die Fmax betrug in der nicht-zementierten Gruppe 729 N (+/-335 N) und in der zementierten Gruppe 745 N (+/-382 N). Der Unterschied war nicht signifikant (p=0,912).

Die BMD hatte demgegenüber einen hochsignifikanten Einfluss auf die Versagenslast (p<0,001).

Bei der Analyse des Versagensmechanismus trat in fast allen Fällen das dorsale Durchschneiden der Schrauben im Wirbelkörper auf.

Ein Vorteil der Zementierung der Denserschraubung konnte in diesem Versuch nicht nachgewiesen werden. Die Zementierung der anterioren Densosteosynthese muss dementsprechend kritisch bewertet werden.

Einschränkend ist allerdings zu erwähnen, dass das im klinischen Alltag häufig beobachtete Bild des anterioren Schraubenausrisses an der Densbasis nur in einem Versuch gesehen werden konnte, sodass die Relevanz dieses häufig verwendeten Modells für den klinischen Versagensmechanismus fraglich ist.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR21-777

doi: 10.3205/14dkou552urn:nbn:de:0183-14dkou5524

Published: October 13, 2014
© 2014 Busse et al.
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Gehen mit vermehrter Oberkörperseitneigung reduziert das externe Knieadduktionsmoment aber kann trotzdem die mediale Kniekontaktkraft erhöhen

Gehen mit vermehrter Oberkörperseitneigung reduziert das externe Knieadduktionsmoment aber kann trotzdem die mediale Kniekontaktkraft erhöhen

Schwachmeyer V, Kutzner I, Trepczynski A, Heller M, Bergmann G

 

Fragestellung: Die Kniebelastung, besonders die mediale Kniekontaktkraft Fmed, ist ein entscheidender Einflussfaktor für das Auftreten und Fortschreiten von Arthrose. Das einfach zu berechnende externe Adduktionsmoment (EAM) wird häufig als indirekte Messgröße für Fmed beim Gehen verwendet. Die Spitzenwerte werden beim Gehen mit vermehrter Oberkörperseitneigung (Duchenne-Hinken) je nach Grad der Seitneigung um bis zu 65% reduziert [1]. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Reduktion des EAM mit einer gleichzeitigen Reduktion von Fmed korreliert, da eine Erhöhung der resultierenden Kraft Fres oder deren axialer Komponente Fz einen Anstieg von Fmed bewirken würde. Ziel dieser Studie war es, die tatsächliche Kniebelastung beim Gehen mit Oberkörperseitneigung mit instrumentierten Implantaten zu messen.

Methodik: Vier Patienten (63-78 Jahre, Größe 174-176cm, Gewicht 68-98kg) mit instrumentierten Knieimplantaten (Innex, Zimmer, Winterthur, Switzerland) [2] gingen auf ebenem Boden mit normaler und erhöhter Oberkörperseitneigung. Fmed, die Kraftverteilung – sog. Medial Ratio (MR = 100*Fmed/Fz) – und Fres wurden aus den telemetrischen Daten berechnet. Mithilfe einer Bewegungsanalyse (VICON Metrics, Oxford, UK) und Bodenreaktionskräften (AMTI, Watertown, MA, USA) wurde die Oberkörperseitneigung quantifiziert sowie das EAM berechnet. Spearman Korrelationskoeffizienten wurden zwischen allen Parametern ermittelt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Oberkörperseitneigung wurde durchschnittlich um 9° (8 bis 10°) erhöht. Der Einfluss auf die internen Kräfte war während der ersten Hälfte des Gangzyklus am stärksten ausgeprägt. Bei allen Patienten wurde das EAM im Schnitt um 52% (-32 bis -90%), und die MR um -17% (-16% bis -19%) reduziert. Fres wurde in fast allen Patienten erhöht (-1 bis +50%), durchschnittlich um +20%. Der kombinierte Effekt von angestiegenenem Fres bei gleichzeitig geringerem MR führte zu individuell unterschiedlichen Änderungen von Fmed: Durchschnittlich änderte sich Fmed um -4%, mit Reduktionen um -20% bei zwei Patienten und Anstiegen von +3% und +18% bei den anderen beiden. Nur EAM und MR korrelierten statistisch signifikant miteinander (r= -0.8, p= 0.03).

Alle Patienten erreichten eine deutlich vermehrte Oberkörperseitneigung. Die dadurch verursachte Reduktion des EAM war der in der Literatur ähnlich. Obwohl EAM und MR konsistent reduziert wurden, verursachte der gleichzeitige Anstieg von Fres eine Erhöhung von Fmed bei zwei Patienten. Dies verdeutlicht, dass Veränderungen des EAM keine zuverlässige Aussage über Veränderungen der medialen Kniekontaktkraft erlauben.

Literatur:
1.Mündermann A, Asay JL, Mündermann L, Andriacchi TP. Implications of increased medio-lateral trunk sway for ambulatory mechanics. J Biomech. 2008;41(1):165-70. DOI: 10.1016/j.jbiomech.2007.07.001
2.Heinlein B, Graichen F, Bender A, Rohlmann A, Bergmann G. Design, calibration and pre-clinical testing of an instrumented tibial tray. J Biomech. 2007;40 Suppl 1:S4-10. DOI: 10.1016/j.jbiomech.2007.02.014

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR19-702

doi: 10.3205/14dkou538urn:nbn:de:0183-14dkou5389

Published: October 13, 2014
© 2014 Schwachmeyer et al.
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Die lokale und globale Form der Lendenwirbelsäule ist alters- und geschlechtsabhängig – In vivo Untersuchung an 323 asymptomatischen Probanden

Die lokale und globale Form der Lendenwirbelsäule ist alters- und geschlechtsabhängig – In vivo Untersuchung an 323 asymptomatischen Probanden

Dreischarf M, Albiol Sánchez L, Rohlmann A, Pries E, Strube P, Druschel C, Putzier M, Schmidt H

Fragestellung: Die individuelle Ausprägung der Lendenlordose gilt als prädisponierender Faktor für das Auftreten degenerativer Erkrankungen und hat Einfluss auf den Erfolg operativer Versorgungen [1], [2], [3]. Ein Verständnis des Zusammenspiels zwischen Alter und Geschlecht einerseits und segmentaler und globaler Form und Beweglichkeit (Range of Motion-RoM) andererseits ist essentiell für eine Optimierung von konservativen und operativen Therapiemaßnahmen. Bisher durchgeführte Untersuchungen gehen nicht über die Betrachtung der gesamten Lendenlordose hinaus und zeigen ein uneinheitliches Bild. In der vorliegenden Studie soll der geschlechtsspezifische Einfluss des Alters auf die Lordose im Stehen und den RoM bestimmt werden.

Methodik: Das Messystem Epionics SPINE ermöglicht die nicht-invasive Messung der globalen und segmentalen Rückenform sowie des RoMs in der Sagittalebene mit hoher Messgenauigkeit und Reliabilität [4]. Das Messsystem besteht aus zwei flexiblen Sensorstreifen, die standardisiert auf den Rücken von 323 asymptomatischen Probanden (Alter: 20-75; Frau/Mann=184/139) appliziert wurden. Eine Standardchoreographie bestehend aus maximaler Oberkörperflexion und -extension und einer Referenzmessung im Stehen wurde bis zu sechs Mal je Proband wiederholt. Aus diesen Messungen wurden alle segmentalen Lordosewinkel im Stehen und der lumbale RoM bestimmt. Der Einfluss des Alters auf die Lordose im Stehen und auf den RoM wurde geschlechtsspezifisch segmental und global evaluiert (einfaktorielle Varianzanalyse, alpha=0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer signifikanten Verringerung der Lendenlordose. Die Entlordosierung nimmt relativ von kaudal nach kranial zu und tritt absolut am stärksten im mittleren Abschnitt der Lordose auf. Der Prozess der Entlordosierung ist bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Bezüglich der Beweglichkeit ergeben sich ähnliche Zusammenhänge. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer signifikanten Abnahme des lumbalen RoM, wobei insbesondere der kaudale Abschnitt der Lordose auch im höheren Alter seine Beweglichkeit erhält.

In Übereinstimmung mit dem Großteil der Literatur verringern sich sowohl die globale Lordose im Stehen als auch der RoM geschlechtsspezifisch mit dem Alter. Es ist jedoch das erste Mal, dass eine Gesetzmäßigkeit der Entlordosierung von kaudal nach kranial dokumentiert wurde. Eine Verringerung der Lordose tritt demnach auch bei asymptomatischen Probanden auf und ist normaler Teil des Alterungsprozesses. Insbesondere der lumbo-sakrale Übergang bleibt dabei mit zunehmendem Alter lordotisch und beweglich. Die hier aufgezeigten alters- und geschlechtsspezifischen Veränderungen der Lordose wurden in bisherigen Konzepten der Rekonstruktion des sagittalen Profils nur unzureichend berücksichtigt und können einen wesentlichen Einfluss auf den therapeutischen Erfolg haben.

Literatur
1.Barrey C, Jund J, Noseda O, Roussouly P. Sagittal balance of the pelvis-spine complex and lumbar degenerative diseases. A comparative study about 85 cases. Eur Spine J. 2007 Sep;16(9):1459-67. DOI: 10.1007/s00586-006-0294-6
2.Strube P, Hoff E, Hartwig T, Perka CF, Gross C, Putzier M. Stand-alone anterior versus anteroposterior lumbar interbody single-level fusion after a mean follow-up of 41 months. J Spinal Disord Tech. 2012 Oct;25(7):362-9. DOI: 10.1097/BSD.0b013e3182263d91
3.Roussouly P, Gollogly S, Berthonnaud E, Dimnet J. Classification of the normal variation in the sagittal alignment of the human lumbar spine and pelvis in the standing position. Spine (Phila Pa 1976). 2005 Feb 1;30(3):346-53.
4.Taylor WR, Consmüller T, Rohlmann A. A novel system for the dynamic assessment of back shape. Med Eng Phys. 2010 Nov;32(9):1080-3. DOI: 10.1016/j.medengphy.2010.07.011

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocGR19-1309

doi: 10.3205/14dkou537urn:nbn:de:0183-14dkou5371

Published: October 13, 2014
© 2014 Dreischarf et al.
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Wieviel Heilung braucht die Fraktur? Ermittlung der minimalen biomechanisch erforderlichen Fusionsfläche bei Tibiafrakturen in einem individualisierten Finite Elemente Modell

Wieviel Heilung braucht die Fraktur? Ermittlung der minimalen biomechanisch erforderlichen Fusionsfläche bei Tibiafrakturen in einem individualisierten Finite Elemente Modell

Tjardes T, Roland M, Otchwemah R, Bouillon B, Diebels S

 

Fragestellung: Die Diagnose ‚konsolidierten Fraktur‘ unterliegt immer noch keinem Konsens und beruht zu relevanten Anteilen auch auf Erfahrungswerten. Da jede Fraktur und jeder Patient eine einzigartige biomechanische Konstellation darstellen muß die Frage gestellt werden, ob jede Fraktur vollständig durchhaut sein muß, um voll belastbar zu sein, oder ob es ein Minimum an Fusionsfläche gefunden werden kann welches hinreichend ist um die auftretenden Belastungen abzutragen.

Methodik:

1. Frakturmodell:
An Sawbone Modellen der Tibia wurden zwei Frakturen von Typ AO 42-B1 und 42-A2 nachgebildet und mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese (Synthes) in typischer Weise versorgt.

2. Generierung des Datensatzes zur Modellentwicklung:
CT der Sawbones (Siemens, Somatom Definition Flash, DICOM Format)

3. Bildsementierungsprozeß (edge preserving regularization processes)

4. Entwicklung des Finite Elemente Modells:
Unter Nutzung des sog. ‚Hanging Node‘ Prinzips wird eine Reduktion des Datenvolumens erreicht

5. Festlegen der mechanischen Rahmenparameter: Stopkriterium des Optimierungsalgorythmus ist das Erreichen von 20% des maximalen von Mises Stresses (max.79,42) in Knochen/Implantat bei Belastungssimulation ohne Frakturheilung (Belastung entsprechend einem 80kg schweren Menschen)

6. Optimierungsalgorhytmus
Ein 16-schrittiger Optimierungsalorhytmus ermittelt die kleinste Fusionsfläche und deren Lokalisation die erforderlich ist um den Belastungsvorgaben (Stopkriterium) zu genügen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Um eine physiologische Belastbarkeit der Fraktur zu erreichen ist eine deutlich geringere Fusionsfläche erforderlich als die komplette Frakturfläche. Im Abhängigkeit der Wahl der mechanischen Rahmenbedingungen ist eine Fusion auf <10% der Gesamtfrakturfläche hinreichend, um das vorgegeben Belastungsmaximum (20% des bei Belastung ohne Frakturheilung auftretenden von Mises Stresses in Knochen/Implantat)zu gewährleisten. Der entwickelte Workflow (s. Methodik 2.-5.) ist hinsichtlich der erforderlichen Rechenkapazität so strukturiert, daß er auf handelüblichen Desktop PC benutzt werden kann. Damit ergibt sich die Möglichkeit nach entsprechender Validierung die Frakturheilung individualisiert unter biomechanischen Gesichtspunkten zu beurteilen und ggf. eine gezielte Therapie (Spongiosaplastik) ausschließlich in den biomechnisch relevanten Bereichen der Fraktur durchzuführen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI60-442

doi: 10.3205/14dkou438 urn:nbn:de:0183-14dkou4385

Published: October 13, 2014
© 2014 Tjardes et al.
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Klinische Erfahrungen mit antibiotikabeladenen, allogenen, spongiösen Knochentransplantaten zur Behandlung der Spondylodiszitis

Klinische Erfahrungen mit antibiotikabeladenen, allogenen, spongiösen Knochentransplantaten zur Behandlung der Spondylodiszitis
Koch K, Fritsch EW, Anagnostakos K

Fragestellung: Über die letzten 2 Jahrzehnte wurde zunehmend über den klinischen Einsatz von antibiotikahaltigen allogenen Knochentransplantaten zur Therapie von periprothetischen Gelenkinfektionen oder septischen traumatischen Pseudarthrosen veröffentlicht, wobei keine Berichte aus dem Bereich Wirbelsäulenchirurgie existieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, erste Erfahrungen mit antibiotikabeladenen, allogenen, spongiösen Knochentransplantaten zur Behandlung der Spondylodiszitis vorzustellen.

Methodik: Zwischen 2010-2012 wurden 7 Patienten (5 Frauen, 2 Männer, mittleres Alter 72 [61-83] J.) aufgrund einer destruierenden Spondylodiszitis (3 x Brust-, 4 x Lendenwirbelsäule) nach diesem Verfahren behandelt. Nach entsprechender Nekrosektomie, Nukleotomie und (partieller) Vetrebrektomie wurden 3 Patienten mittels Implantation eines V-Lift-Wirbelkörperersatzes mit vancomycinhaltigem allogenen Knochenchips im Inneren des Implantates sowie 4 Patienten mittels Insertion eines vancomycinbeladenen allogenen Hüftkopfes als Wirbelkörperersatz in press-fit Technik versorgt. Die antibiotische Beladung der Knochentransplantate erfolgte in einer vancomycinhaltigen Lösung (Beladungskonzentration 100 µg/ml, Beladungszeit 20 min). Postoperativ wurden die lokal freigesetzten Vancomycinmengen in der Drainage alle 24 h bis zur Drainagenentfernung sowie parallel die Vancomycinkonzentrationen im Serum und Urin und das Serumkreatinin bestimmt. Sämtliche Vancomycinkonzentrationen wurden mittels eines Fluoreszenz-Polarisations-immunoassay (untere Nachweisgrenze 2 µg/ml) gemessen.

Ergebnisse: Lokal zeigten sich am 1. postoperativen Tag Maximalwerte von bis zu 365 µg/ml mit einem stetigen Abfall im weiteren Verlauf (maximaler Bemessungszeitraum 9 Tage). Im Urin konnten Höchstwerte von 43,2 µg/ml bestimmt werden (maximaler Bemessungszeitraum 28 Tage). Sämtliche Vancomycinkonzentrationen im Serum lagen bei allen Fällen unterhalb der Nachweisgrenze des Verfahrens an allen Tagen bei normalen Serumkreatininwerten. Bei einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 16 [6-32] Monaten konnten keine Reinfektion oder Infektpersistenz, Pseudarthrosenbildung, Implantatwanderung oder neue knöcherne Destruktion beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt erstmalig die klinische Effizienz von antibiotikabeladenen allogenen Knochentransplantaten zur Behandlung von Infektionen im Bereich der Wirbelsäule. Das Verfahren ist durch eine suffiziente lokale antibiotische Therapie bei keinem Risiko von systemischen Nebenwirkungen gekennzeichnet.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-150

doi: 10.3205/14dkou423 urn:nbn:de:0183-14dkou4231

Published: October 13, 2014
© 2014 Koch et al.
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