Röntgenologischer und klinischer Vergleich minimal-invasiver und offener dorsaler Instrumentierung bei thorakolumbalen Frakturen

Röntgenologischer und klinischer Vergleich minimal-invasiver und offener dorsaler Instrumentierung bei thorakolumbalen Frakturen

Menzdorf L, Oestern S, Scheuerlein F, Weuster M, Klüter T, Müller M, Seekamp A, Lippross S

Fragestellung: Frakturen des thorakolumbalen Übergangs sind häufige Verletzungen. Der Grund für häufige chirurgische Therapie wird in posttraumatischer Instabilität und -Kyphose gesehen, die zu stärksten Schmerzen führen können. Obwohl Einvernehmen darüber besteht, dass minimal dislozierte Frakturen konservativ behandelt werden können gibt es derzeit keinen Konsens über die Fixierungstechnik bei operationspflichtigen Frakturen. Ein rein dorsales Vorgehen ist mit deutlich geringerem Weichteiltrauma verbunden als ventrale Verfahren. Dies gilt insbesondere, wenn minimal invasive dorsale Systeme verwendet werden.

Als Argumente für ein offenes dorsales Verfahren werden immer wieder die bessere Repositionsmöglichkeit und die insgesamt bessere Stabilität gegenüber minimalinvasiven Systemen angeführt.

Daher hat die vorliegende Studie zum Ziel, die Faktoren Reposition (Lordose) und Repositionsverlust über ein Jahr postoperativ bei klassischen offenen und minimalinvasiven Verfahren zu vergleichen.

Neben dem offen sichtlichen chirurgischen Vorteil der Minimalinvasivität können auch die Faktoren Operationszeit und Dauer des stationären Aufenthaltes beeinflusst werden. Diese Parameter wurden ebenfalls untersucht.

Methodik: Eine retrospektive Analyse wurde an Patienten im Studienzentrum zwischen 2006 und 2011 durchgeführt. Eingeschlossen wurden Typ A1.3, A3.1 und A3.3 Frakturen des thorakolumbalen Übergangs. 44 wurden offen (Reco, DePuy) und 46 minimalinvasiv (Longitude, Medtronic) behandelt. Die untersuchten Parameter waren Korrektur der Lordose, Repositionsverlust über ein Jahr, Operationszeit, Dauer des Krankenhausaufenthaltes.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Erreichte Reposition und der Repositionsverlust unterschieden sich in den Gruppen nicht. Auch die gesonderte Betrachtung eines Frakturtyps ergab keine Unterschiede. Signifikante Unterschiede ergaben sich bei der Operationszeit (79,68 min ± 30,75 vs. 103,2 min ± 37,27; p<0.05, n=38/42) und der Dauer des stationären Aufenthaltes (9,60 d ± 8,06 vs. 11,87 d ± 7,04; p<0.05, n=38/42).

In der vorliegenden Studie konnten minimalinvasiv und offen dorsal instrumentierte Frakturen des Typs A1.3, A1.3 und A3.3 im thorakolumbalen Bereich verglichen werden. In beiden Gruppen zeigte sich kein Unterschied in der erreichten Reposition, sowohl direkt, als auch ein Jahr postoperativ. Eine mögliche Erklärung ist das überwiegende Erreichen der Reposition durch die lordosierende Bauchlagerung. Im Eigenen Vorgehen wird prinzipiell eine Verbesserung der Reposition durch longitudinalen Zug erzeugt. Da das Design der Schraubenköpfe bei den üblichen Verfahren vergleichbar ist, ist auch das Halten der Reposition über ein Jahr erklärbar. Durch minimal invasive Verfahren wird das Weichteiltrauma reduziert, wodurch frühere Mobilisierung und kürzere Hospitalisierung erreicht werden. In diesem Sinn erscheint auch die kürzere Operationszeit für insgesamt geringere Behandlungskosten zu sprechen, was durch eine Mischkalkulation mehrerer deutscher Universitätsklinika belegt werden konnte.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI14-190

doi: 10.3205/14dkou034, urn:nbn:de:0183-14dkou0344

Published: October 13, 2014

© 2014 Menzdorf et al.
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Broschüre „Orthopädie – Gelenke und Wirbelsäule verstehen“

Editorial zur Broschüre „Orthopädie – Gelenke und Wirbelsäule verstehen (2015)

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Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre – und bleiben Sie in Bewegung!

Doz. Dr. Ronald Dorotka

 

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Die dorsale Verkürzungsosteotomie zur Wiederherstellung des sagitalen Profiles der Wirbelsäule bei instabilen Frakturen im Alter

Die dorsale Verkürzungsosteotomie zur Wiederherstellung des sagitalen Profiles der Wirbelsäule bei instabilen Frakturen im Alter

Özcan Y, Kröber M

Fragestellung: Kompressionsfrakturen im Alter führen aufgrund langdauernder Immobilität bei konservativer Therapie zu signifikant erhöhter Mortalität. Mit Auftreten einer Fraktur an der Wirbelsäule kommt es häufig zu einer sagitalen Imbalance mit zunehmender Kyphose. Diese erhöht in Kombination mit der schlechten Knochenqualität signifikant das Risiko von Anschlussfrakturen, welche zu einer dauerhaften Immobilität führen können. Daher sind Therapieoptionen notwendig, die unter Berücksichtigung des altersbedingten AZ eine möglichst stabile Restoration der WS ermöglichen, um eine schnelle schmerzreduzierte Mobilisation der Patienten zu ermöglichen. Ziel dieser Studie war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse der dorsalen Verkürzungsosteotomie an unserem Patientenkollekitv auszuwerten

Methodik: Im Zeitraum von 2007 bis 2010 wurden n=43 Patienten im Alter von 65 bis 83 Jahren (Durchschnittsalter: 74) mit einer osteoporotischen Berstungsfraktur (AO: A3.1 -3.3) mit einer dorsalen Verkürzungsosteotomie operiert. In Bauchlage über einen dorsalen Zugang zur WS wurden zunächst zwei Wirbel über und zwei Wirbel unter dem Frakturwirbel mit zementierten Pedikelschrauben besetzt. Anschliessend wurde der frakturierte Wirbel unter Mitentnahme der beiden angrenzenden Bandscheiben korporektomiert. Unter Neuromonitoring wurde dann über die proximalen und distalen Pedikelschrauben solange komprimiert bis sich die End- und Grundplatte der Anschlusswirbel parallel aufeinander stellten. Ab dem zweiten postoperativen Tag wurden die Patienten für 6 Wochen im Bostenkorstett mobilisiert.

Ergebnisse: N= 37 Patienten konnten über einen Zeitraum von 24 Monate klinisch und radiologisch nachkontrolliert werden. Bei 75% konnte das Sagitalprofil (SP) der WS durch die Operation um > 80% aufgerichtet werden. Davon hielten 72% ihr SP über den gesamten Beobachtungszeitraum. In 69% reduzierte sich der präoperative VAS von 8 auf 3. 65% wiesen gleich gute Mobilisationsfähigkeit wie vor der Fraktur nach.

Diskussion: Berstungsfrakturen im Alter mit resultierender Hyperkeratose und dadurch bedingter Immobilität erhöhen die Mortalitätsrate signifikant. Das Ziel der vorgestellten OP-Methode ist die kyphotische Fehlstellung durch einen alleinigen dorsalen Zugang zu korrigieren und langfristig zu halten, um damit dem alten und häufig multimorbiden Patienten das Risiko eines sonst üblichen zweizeitigen Zugangs zu ersparen. Die erzielte Aufrichtung des SP reduziert die Wahrscheinlichkeit osteoporotischer Anschlussfrakturen signifikant, ermöglicht eine schnellere und signifikant schmerzreduzierte Mobilisation und eine höhere Lebenserwartung.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI14-792
doi: 10.3205/14dkou038, urn:nbn:de:0183-14dkou0388
Published: October 13, 2014
© 2014 Özcan et al.

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