Das iPad als Hilfsmittel bei der Patientenaufklärung Eine prospektiv-randomisierte, verblindete Vergleichsstudie
Schleicher P, Scholz M, Schnake KJ, Kandziora F
Fragestellung: Bei zunehmender Arbeitsverdichtung und gesteigerten Dokumentations- und Aufklärungspflichten ist die Effizienzsteigerung von wiederkehrenden Aufgaben, wie z.B. der Patientenaufklärung, unumgänglich. Je informierter der Patient ist, desto zufriedener wird er mit der Behandlung sein.
Die immer komplexeren OP-Verfahren sind dem Patienten mit Hilfe von papierbasierten Aufklärungsbögen nur noch schwer zufriedenstellend zu vermitteln.
Mit Tablet-PCs stehen heute verbreitete Hilfsmittel für die interaktive Präsentation von Multimediainhalten am point-of-care zur Verfügung.
Es sollte überprüft werden, ob die Patientenaufklärung mit Unterstützung durch eine interaktive Aufklärungs-App effizienter gestaltet werden kann und ob der Einsatz der App die Patientenzufriedenheit mit der Aufklärung beeinflusst.
Methodik: Es handelt sich um eine prospektiv randomisierte, verblindete Pilot-Studie. Untersucht wurden zur elektiven mono- oder bisegmentalen Spondylodese der LWS (TPLIF) einbestellte Patienten mit Hilfe eines Fragebogens.
Nach Randomisierung wurden die Patienten einer der beiden Gruppen PAPIER oder IPAD zugeteilt.
Die Patienten der Gruppe PAPIER erhielten eine Patientenaufklärung in klassischer Form mit Hilfe eines Aufklärungsbogens (Thieme Compliance, Thieme GmbH, Stuttgart) und eines individuellen Aufklärungsgesprächs.
In der Gruppe IPAD wurde den Patienten zusätzlich zuvor ein iPad mit einer speziellen Aufklärungs-App (iSpine Operations; AnatomateApps, Australia) ausgehändigt. Das ärztliche Aufklärungsgespräch erfolgte wie in der Gruppe PAPIER mit Hilfe des gängigen Aufklärungsbogens. Um eine Beeinflussung der Dauer des Aufklärungsgesprächs durch den aufklärenden Arzt zu vermeiden, wurde dieser hinsichtlich der Gruppenzuteilung verblindet.
Es wurden die Dauer des Aufklärungsgesprächs (min), die Anzahl der nach dem Gespräch gestellten Fragen (n), die Zufriedenheit mit der gesamten Aufklärungsprozedur (VAS) und die Zufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch (VAS) erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 20 Patienten (14 w, 6m) mit einem Durchschnittsalter von 57 Jahren (27-74).
Die Zufriedenheit mit der Aufklärungsprozedur war insgesamt hoch (VAS: 9,5/10) und in den beiden Gruppen PAPIER (9,75/10) und IPAD (9,40/10) nahezu gleich (p=0,4).
Die Zufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch war mit VAS 8,5/10 tendenziell geringer als die Zufriedenheit mit der gesamten Aufklärung (p=0,1). Die Dauer des Aufklärungsgesprächs betrug im Mittel 16,9 Minuten (8-25 Minuten). Die Dauer des Gesprächs unterschied sich dabei in den beiden Studiengruppen signifikant voneinander: IPAD 14 Minuten, PAPIER 21 Minuten, p=0,047.
Es wurden im Mittel 3,5 Fragen nach Abschluss des Gesprächs gestellt (IPAD: 2,3 / PAPIER: 4,2; p=0,4).
Mit Hilfe einer speziellen App kann die Aufklärung bei der mono- und bisegmentalen TPLIF Operation effizienter gestaltet werden, selbst wenn dem aufklärenden Arzt nicht bekannt ist, ob dieses Hilfsmittel eingesetzt wurde. Die Patientenzufriedenheit leidet hierbei nicht.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI56-781
doi: 10.3205/14dkou405 , urn:nbn:de:0183-14dkou4057
Published: October 13, 2014
© 2014 Schleicher et al.
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