Die standardisierte palmare Plattenosteosynthese dorsal dislozierter distaler Radiusfrakturen
Löw S, Herold D, Eingartner C
Fragestellung: Distale Radiusfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen des Erwachsenen. Obwohl sich die palmare winkelstabile Plattenosteosynthese überwiegend durchgesetzt hat, ist die Operationstechnik uneinheitlich. Einerseits kann die Reposition zunächst mittels K-Drähten temporär retiniert werden, bevor die Platte angebracht wird. Andererseits kann die Platte zunächst distal fixiert werden. Durch Reposition der Platte an den Schaft wird die Radiuskonsole aufgerichtet. An unserer Klinik werden solche Frakturen in einer hochstandardisierten Technik durchgeführt. Dabei wird die Platte zunächst am Schaft ausgerichtet und fixiert. Die Reposition erfolgt unter Flexion und Ulnarduktion des Handgelenkes und wird temporär mittels zweier K-Drähte gehalten, die durch Löcher im distalen Plattenrand eingebracht werden. Diese Drähte erlauben dem Chirurgen, vom Repositionsmaneuver zu entspannen, bis distale winkelstabile Schrauben eingebracht wurden. Ziel dieser Studie war die Ermittlung der Operations- und Durchleuchtungsdauer sowie die Qualität des erreichten Repositionsergebnisses.
Methodik: In diese retrospektive Level IV-Studie wurden 96 aufeinanderfolgende Patienten eingeschlossen, bei denen eine distale Radiusextensionsfraktur unter Beteiligung des Handchirurgen mit der Zweisäulenplatte (Variable angle 2.4 mm locking compression distal radius plate, Synthes GmbH, Oberdorf, Schweiz) von palmar operiert wurden. 44 Patienten wurden vom Handchirurgen selbst, 52 von 14 verschiedenen Weiterbildungsassistenten operiert. Der Operationsdokumentation wurden die Operationsdauer, die Dauer der gepulsten Durchleuchtung und das Dosisflächenprodukt entnommen. Aus den intra-operativen Durchleuchtungsbildern, die im PACS gespeichert sind, wurden die palmare und die ulnare Inklination der Radiusgelenkfläche sowie die Ulna Varianz gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 96 Frakturen waren anhand der konventionellen Röntgen-Aufnahmen 31 den A3, 42 den C2 und 23 den C3-Frakturen nach der AO-Klassifikation zuzuordnen. Die durchschnittliche Operationsdauer von 28 min (± 7,8) unterschied sich beim Handchirurgen deutlich von der der Assistenten (42,1 ± 8,4 min). Die Dauer der gepulsten Durchleuchtung (0.62 ± 0,44 min vrs. 0.66 ± 0,76 min) unterschied sich nicht wesentlich, während das Dosisflächenprodukt beim Handchirurgen geringer war (3,7 ± 1,9 cGy/cm² vrs. 5,7 ± 5,4 cGy/cm²). Es fand sich ein konstant gutes Repositionsergebnis. Die palmare und die ulnare Inklination der Radiuskonsole wurden vom Handchirurgen auf 8,6° (± 3,5), bzw. auf 23,2° (± 2,8) und von den Assistenten auf 8,8° (± 3,6), bzw. auf 23,7° (± 3,0) aufgerichtet. Die Ulna Varianz betrug 0,22 mm (± 1,0), bzw. 0,31 mm (±1,2).
In der Hand eines erfahrenen Chirurgen können distale Radiusextensionsfrakturen mit dieser Technik elegant und zügig versorgt werden. Und selbst von weniger erfahrenen Chirurgen können mit dieser Technik konstant gute Repositionsergebnisse erzielt werden.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI11-202
doi: 10.3205/14dkou011, urn:nbn:de:0183-14dkou0113
Veröffentlicht: 13. Oktober 2014
© 2014 Löw et al.
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