Evaluation konventioneller Femurachsen zur Bestimmung der femoralen Rotation unter Berücksichtigung des posterioren Kondylen-Offsets

Nov 20, 2017

Evaluation konventioneller Femurachsen zur Bestimmung der femoralen Rotation unter Berücksichtigung des posterioren Kondylen-Offsets

Schüttrumpf JP, Brodkorb T, Walde TA, Frosch S, Wachowski MM, Stürmer KM, Balcarek P

 

Fragestellung: Die Erzeugung eines parallelen, balancierten Beugespalts gilt als eine der Voraussetzungen in der Knieglenksendoprothetik. Die Bestimmung der korrekten femoralen Rotation hat daher eine große Bedeutung. Bei der Referenzierung an der posterioren Kondylenachse (PCA), der anatomischen (aTEA) oder chirurgischen transepikondylären Achse (sTEA) erhält man jedoch unterschiedliche Rotationsergebnisse des femoralen Prothesenschildes. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Genauigkeit dieser drei Rotationsachsen mit der individuellen funktionellen Flexionsachse (fFA), welche durch die Zentren der medialen und lateralen Femurkondylencurvatur definiert ist, in Abhängigkeit des posterioren Femurkondylen-Offsets zu untersuchen. Die Hypothese war, dass eine unterschiedliche Größe des medialen und lateralen Kondylen-Offsets (ratio) Einfluss auf die Genauigkeit der PCA, aTEA und sTEA hat.

Methodik: MRT-Unteruchungen von 180 konsekutiven Patienten wurden für die Messung des medialen und lateralen Femurkondylen-Offsets sowie zur Bestimmung der fFA, der PCA, der aTEA und der sTEA verwendet. Bei jedem Fall wurde das Femurkondylen-Offset als Verhältnis (ratio) der medialen zur lateralen Kondyle berechnet. Außerdem wurde die individuelle Abweichung der PCA, der aTEA und der sTEA von der fFA in Abhängigkeit des Offset-ratios bestimmt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels t-Test, ANOVA und Pearson-Korrelationskoeffizienten. Ein p<0,05 wurde als statistisch signifikant angenommen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Das posteriore Kondylen-Offset betrug im Mittel 1.02 mit einer Spannweite von 0,61-1,67. Sowohl die PCA (2,2±1,4°) als auch die aTEA (3,5±3,1°) und die sTEA (3,2±2,1°) wichen signifikant von der fFA ab (p<0,01). Gleichzeitig fand sich für alle Achsen eine positiv-signifikante Korrelation mit dem Kondylen-Offset (Pearson r: PCA 0,29; aTEA 0,36; sTEA 0,42). Dabei tendiert die aTEA mit ansteigendem Offset-ratio zunehmend in eine Außenrotations- (1,7-5,4°), während die PCA und die sTEA bei einem Offset-ratio <1 eher einer Innenrotationsabweichung im Vergleich zur fFA unterliegen (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Genauigkeit der drei bis dato verwendeten anatomischen Femurachsen (PCA,aTEA,sTEA) zur möglichst optimalen Wiederherstellung der individuellen fFA vom Kondylen-Offset beeinflusst werden. Dabei kann es in Abhängigkeit des Offset-ratios zu Fehlinterpretationen sowohl in Innen- als auch Außenrotationsabweichungen kommen. Für den klinischen Alltag in der Kniegelenksendoprothetik heisst dies, dass das Offset-ratio in die Planung der femoralen Rotation einbezogen werden sollte.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI47-469

doi: 10.3205/14dkou326urn:nbn:de:0183-14dkou3267

Published: October 13, 2014
© 2014 Schüttrumpf et al.
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