Frühergebnisse eines Fast-Track-Behandlungskonzepts (Enhanced Recovery Programm) im Bereich der primären Hüft- und Knieendoprothetik an einem großen Patientenkollektiv
Westphal KC, Hemme S, Baumann B
Fragestellung: Im Bereich der Hüft- und Knieendoprothetik haben in den letzten Jahren die Versorgungskonzepte der Fast-Track-Chirurgie deutlich an Bedeutung gewonnen. Im Detail geht es um die Optimierung der Prozesse des gesamten Behandlungspfades mit dem Ziel, die Rehabilitation des Patienten bei verbesserter Ergebnisqualität zu beschleunigen. Auf dieser Basis wurde in klinikübergreifender Projektarbeit das Enhanced Recovery Programm (ERP) entwickelt. Die wesentlichen Bausteine von ERP, die den Unterschied zum konventionellen Vorgehen ausmachen, sind u.a.: Umfangreiche Patientenschulung- und vorbereitung, anästhesiologische (z.B. Tranexamsäure) und schmerztherapeutische (z.B. lokale Infiltrationstherapie) Besonderheiten, Verzicht auf Drainagen, Frühmobilisation am OP-Tag, keine Restriktionen in der Nachbehandlung. Die Hypothese dieser Studie ist, dass Patienten, die nach dem ERP-Konzept eine primäre Knie- oder Hüftendoprothese erhielten, bessere Frühergebnisse erzielen im Vergleich zu Patienten, die nach dem konventionellen Behandlungspfad versorgt wurden.
Methodik: In dieser retrospektiven, monozentrischen, interventionellen Fallserie mit Kontrollgruppe wurden in der Zeit von 06/2012 bis 06/2013 insgesamt 689 unselektierte Patienten nach dem ERP-Konzept behandelt (451 Hüft-TEP, 238 Knie-TEP; Ø67 Jahre). Als historische Kontrollgruppe dient ein konsekutives Kollektiv mit 593 Patienten von 07/2011 bis 10/2011 (346 Hüft-TEP, 247 Knie-TEP; Ø69 Jahre). Die Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, präoperativer Staffelstein-Score, präoperativer Hb-Wert) zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen der ERP-Gruppe und dem zufällig ausgewählten Kontrollkollektiv. Die Hauptzielvariablen sind der Staffelstein-Score (präoperativ, Reha-Entlassung), Blut-Transfusionsrate und Komplikationen während des stationären Aufenthalts. Die Indikationsstellung für die Bluttransfusionen, die Komplikationserfassung und Messung der Zielvariablen erfolgten in beiden Prüfgruppen unabhängig und nach identischen Kriterien.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Reha zeigte sich ein signifikant (p<0,05) besserer Staffelstein-Score bei der ERP-Gruppe (Knie-TEP 108, Hüft-TEP 110) im Vergleich zum konventionellen Behandlungspfad (Knie-TEP 97, Hüft-TEP 102). Transfusionsraten in der ERP-Gruppe bei den Hüft-TEP 1,8% und bei den Knie-TEP 0,8%. Im Gegensatz im Kontrollkollektiv signifikant (p<0,05) höhere Transfusionsraten (Hüft-TEP 9,9%; Knie-TEP 6,1%). Die Komplikationsstatistik (Letalität, Luxation, Infektion, Frakturen, kardiovaskuläre Ereignisse, etc.) zeigten keine signifikanten Unterschieden.
Diese Studie zeigt, dass sich im Bereich der primären Knie- und Hüftendoprothetik durch das ERP-Konzept ein signifikant besseres frühfunktionelles Behandlungsergebnis (Staffelstein-Score) erzielen lässt. Eine deutlich reduzierte Transfusionsrate sowie Ausbleiben vermehrter Komplikationen empfehlen ERP als Standard-Behandlungspfad.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI34-1201
doi: 10.3205/14dkou215, urn:nbn:de:0183-14dkou2151
Published: October 13, 2014
© 2014 Westphal et al.
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