Halbschlitten versus Totalendoprothese

Dez 19, 2023

Laut einer Metaanalyse, die untersuchte, welche Kompartimente bei Kniearthrose betroffen sind, ist mit 27% die isolierte mediale Gonarthrose die häufigste Lokalisation.¹ 50% aller Goanrthrosen betreffen nur ein Kompartiment. „Trotzdem werden zu 90% totale Knieendoprothesen implaniert und nur zu 10% Teilprothesen“, sagte Doz. Florian Sevelda bei der BVdO-Jahrestagung 2023. Der Grund dafür ist, dass in Registerdaten schlechtere Implantatüberlebensraten für Schlittenprothesen im Vergleich zur Totalendoprothese ausgewiesen werden. Sevelda berichtet jedoch, dass an spezialisierten Zentren mit hoher Operationsfrequenz pro Operateur die revisonsfreien Überlebensraten von Schlitten versus KTEP durchaus vergleichbar sind.²⁻⁴ Geringere Invasivität, schnellere Rehabilitation, physiologische Gelenkskinematik, höhere Patientenzufriedenheit und geringere Patientensterblichkeit wären die Vorteile der Schlittenprothese im Vergleich zur Totalendoprothese.⁵’⁶ Hinsichtlich Funktion ergab eine Auswertung von Registerdaten, dass Schlittenprothesen vor allem bei der Flexion signifikant besser abschneiden als Totalendoprothesen.⁷
„Durchwegs ist von Schlittenprothesen eine bessere Funktion, vor allem in den ersten Wochen nach der OP, zu erwarten“, so Sevelda. Die ideale Indikation für die mediale Schlittenprothese ist die isolierte anteromediale Gonarthrose Grad 4 ohne extraartikuläre Fehlstellung mit intaktem vorderem Kreuzband (VKB) und Redressierbarkeit des Kniegelenks in orthograde Stellung. Eine absolute Kontraindikation ist die fortgeschrittene Arthrose im kontralateralen Kompartiment oder retropatellar. Ein insuffizientes VKB stellt für Sevelda eine relative Kontraindikation dar.
Bei allen Vorteilen bringt die Schlittenprothese auch einige Herausforderungen mit sich, z.B ist der sagittale Schnitt in die Tibia technisch schwierig und birgt das Risiko einer Tibiafraktur. „Schlittenprothesen verzeihen kaum Fehler“, so Sevelda. Die Implantation sollte deshalb in spezialisierten Zentren von erfahrenen Operateuren durchgeführt werden.

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

Referenzen: 1 Stoddart JC et al.: The compartmental distribution of knee osteoarthritis – a systematic review and meta-analysis. Osteoarthritis Cartilage 2021 ; 29(4) : 445-55 2 Mohammad HR et al.: Long-term outcomes of over 8,000 medial Oxford phase 3 unicompartmental knees—a systematic review. Acta Orthop 2018; 89(1): 101-7 3 Liddle AD et al.: Effect of surgical caseload on revision rate following total and unicompartmental knee replacement. J Bone Joint Surg Am 2016; 98(1): 1-8 4 Liddle AD et al.: Optimal usage of unicompartmental knee arthroplasty: a study of 41 986 cases from the National Joint Registry for England and Wales. Bone Joint J 2015; 97-B(11): 1506-11 5 Liddle AD et al.: Adverse outcomes after total and unicompartmental knee replacement in 101 330 matched patients: a study of data from the National Joint Registry for England and Wales. Lancet 2014 ; 384(9952): 1437-45 6 Liddle AD et al.: Patient-reported outcomes after total and unicompartmental knee arthroplasty: a study of 14,076 matched patients from the National Joint Registry for England and Wales . Bone Joint J 2015 ; 97-B(6) : 793-801 7 Mohammad HR et al.: A matched comparison of cementless unicompartmental and total knee replacement outcomes based on the National Joint Registry for England, Wales, Northern Ireland and the Isle of Man. Acta Orthop 2022; 93 : 478-87

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