Hyperlaxität der Schulter und generalisierte Hyperlaxität bei jungen Erwachsenen

Sep 4, 2016

Hyperlaxität der Schulter und generalisierte Hyperlaxität bei jungen Erwachsenen

Kircher J, Bruckmann C, Patzer T, Ziskoven C, Hedtmann A, Krauspe R

 

Fragestellung: Die individuelle Laxheit der Gelenke unterliegt einer hohen Variabilität mit unscharfem Übergang zur pathologischen Hyperlaxität. Im Bereich der Schulter wurde das Vorliegen einer Hyperlaxität in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten von primären Luxationen, wiederkehrenden Luxationen nach Erstluxation und Rezidivinstabilitäten nach operativer Stabilisierung gebracht. Ziel der Studie ist die klinische Untersuchung der generalisierten Hyperlaxität (GH) und der Hyperlaxität der Schulter (HLS) in einer Gruppe junger Erwachsener. Hypothesen: (1) GHL und HLS sind distinkte Krankheitsbilder mit niedriger Korrelation, (2) HLS ist häufiger bei weiblichem Geschlecht, (3) HLS tritt gehäuft beidseits auf und (4) Alter und BMI sind relevane Ko-Faktoren.

Methodik: N=90 gesunde Probanden in einer prospektiven klinischen Studie. Einschlußkriterien: Alter 18-30, symptomfrei. Ausschlußkriterien: relevante Erkrankungen oder Operationen der Schulter, Bindegewebserkrankung oder andere relevante Systemkrankheit. Dokumentation und Auswertung von Anamnese, demografischen Daten, körperliche Untersuchung. GHL mittels Beighton score (GHL > 4). HLS mittels Coudane-Walch test, Gagey test, drawer test, sulcus sign, supination elbow extension test. Statitische Analyse mit SPSS 17.0.

Ergebnisse: Mittleres Alter in Jahren 23,9 (18-30) (n= 14 männlich, 24,6 (22-29); n=76 weiblich, 23,8 (18-30). Mittlere Größe in cm 173 (158-200) (männlich 186,4 (179-200, weiblich 169,6 (158-180); p<0.001); mittlere Gewicht in kg 64,9 (47-100) (männlich 83 (72-100); weiblich 61,2 (47-89) (p<0.0019); mittlerer BMI 21,8 (16-34) (männlich 23,8 (20-29), weiblich 21,3 (16-34) (p<0.001). Verteilung der Laxitätstests in Tabelle 1 [Tab. 1].

Weibliches Gechlecht war signifikant korreliert mit einem positiven drawer test (R=0,265, p=0.012) und positivem Gagey test (R=0,247, p=0.019). Das Vorliegen von GHL war signifikant aber nicht stark korreliert mit allen HLS-tests (Spearman correlation 0,334 bis 0,511).

Alle HLS-Testergebnisse waren seitengleich verteilt. Die HLS-Tests zeigten eine gute bis hohe Korrelation untereinander (R=0,667-0,832) ausser dem Coudane-Walch-test mit nur geringer Korrelation (R=0,243-0,403). Alter und Geschlecht waren keine relevanten Ko-Faktoren weder für GHL noch für HLS mit niedriger Korrelation (BMI und Alter nur signifikant für Coudane-Walch R=0,295, p=0,007; R=0,541, p=0,001).

Schlussfolgerungen: Hyperlaxität der Schulter liegt oftmals isoliert ohne generalisierte Hyperlaxität vor, ist gewöhnlich beidseits ausgeprägt und kann erfolgreich unter Verwendung einer Testbatterie festgestellt werden.

Weibliches Geschlecht und niedriger BMI sind keine Risikofaktoren für HLS oder GHL.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI21-130

doi: 10.3205/14dkou098, urn:nbn:de:0183-14dkou0983

Published: October 13, 2014
© 2014 Kircher et al.
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