Klinische Erfahrungen mit antibiotikabeladenen, allogenen, spongiösen Knochentransplantaten zur Behandlung der Spondylodiszitis
Koch K, Fritsch EW, Anagnostakos K
Fragestellung: Über die letzten 2 Jahrzehnte wurde zunehmend über den klinischen Einsatz von antibiotikahaltigen allogenen Knochentransplantaten zur Therapie von periprothetischen Gelenkinfektionen oder septischen traumatischen Pseudarthrosen veröffentlicht, wobei keine Berichte aus dem Bereich Wirbelsäulenchirurgie existieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, erste Erfahrungen mit antibiotikabeladenen, allogenen, spongiösen Knochentransplantaten zur Behandlung der Spondylodiszitis vorzustellen.
Methodik: Zwischen 2010-2012 wurden 7 Patienten (5 Frauen, 2 Männer, mittleres Alter 72 [61-83] J.) aufgrund einer destruierenden Spondylodiszitis (3 x Brust-, 4 x Lendenwirbelsäule) nach diesem Verfahren behandelt. Nach entsprechender Nekrosektomie, Nukleotomie und (partieller) Vetrebrektomie wurden 3 Patienten mittels Implantation eines V-Lift-Wirbelkörperersatzes mit vancomycinhaltigem allogenen Knochenchips im Inneren des Implantates sowie 4 Patienten mittels Insertion eines vancomycinbeladenen allogenen Hüftkopfes als Wirbelkörperersatz in press-fit Technik versorgt. Die antibiotische Beladung der Knochentransplantate erfolgte in einer vancomycinhaltigen Lösung (Beladungskonzentration 100 µg/ml, Beladungszeit 20 min). Postoperativ wurden die lokal freigesetzten Vancomycinmengen in der Drainage alle 24 h bis zur Drainagenentfernung sowie parallel die Vancomycinkonzentrationen im Serum und Urin und das Serumkreatinin bestimmt. Sämtliche Vancomycinkonzentrationen wurden mittels eines Fluoreszenz-Polarisations-immunoassay (untere Nachweisgrenze 2 µg/ml) gemessen.
Ergebnisse: Lokal zeigten sich am 1. postoperativen Tag Maximalwerte von bis zu 365 µg/ml mit einem stetigen Abfall im weiteren Verlauf (maximaler Bemessungszeitraum 9 Tage). Im Urin konnten Höchstwerte von 43,2 µg/ml bestimmt werden (maximaler Bemessungszeitraum 28 Tage). Sämtliche Vancomycinkonzentrationen im Serum lagen bei allen Fällen unterhalb der Nachweisgrenze des Verfahrens an allen Tagen bei normalen Serumkreatininwerten. Bei einem mittleren Nachuntersuchungszeitraum von 16 [6-32] Monaten konnten keine Reinfektion oder Infektpersistenz, Pseudarthrosenbildung, Implantatwanderung oder neue knöcherne Destruktion beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt erstmalig die klinische Effizienz von antibiotikabeladenen allogenen Knochentransplantaten zur Behandlung von Infektionen im Bereich der Wirbelsäule. Das Verfahren ist durch eine suffiziente lokale antibiotische Therapie bei keinem Risiko von systemischen Nebenwirkungen gekennzeichnet.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-150
doi: 10.3205/14dkou423 , urn:nbn:de:0183-14dkou4231
Published: October 13, 2014
© 2014 Koch et al.
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