Knochenspanaugmentation vs. BIO-RSA beim kombinierten anterior-globalen Glenoiddefekt in der Revisionsendoprothetik der Schulter. Eine vergleichende biomechanische Analyse am Kunst- und Humanknochen
Seybold D, Königshausen M, Sverdlova N, Ehlert C, Dermietzel R, Schildhauer TA
Fragestellung: Der kombinierte Glenoiddefekt nach glenoidalen Revisionen stellt eine Herausforderung in der rekonstruktiven Schulterchirurgie dar. Die Kombination eines peripheren Wanddefektes mit einem zentralen Defekt erfordert entweder die Spanaugmentation des peripheren Defektanteils und zentralen Spongiosaauffüllung oder die Planfräsung der verbliebenen Restwand mit Umwandlung des kombinierten Defektes in einen globalen Defekt, der über eine BIO-RSA (Bony Increased-Offset Reverse Shoulder Arthroplasty) rekonstruiert werden kann. Anhand eines biomechanischen Glenoiddefektmodells an Sawbone- und humanen Knochen sollen beide Rekonstruktionsvarianten (Spanrekonstruktion und BIO-RSA) auf ihre Primärstabilität hin evaluiert werden.
Methodik: Bei 18 Kunstknochen-Scapulae wurde ein kombinierter zentraler und anteriorer Defekt gesetzt, wobei lediglich der posteriore Glenoidrand erhalten blieb. Anschließend erfolgte in der ersten Gruppe (GDS: Großer Defekt mit Span) die Implantation von modellierten Sawbone Spänen zur Wiederherstellung des äußeren Glenoid-Rings und das Auffüllen des zentralen Defekts mit Kunstknochen-chips. Anschließend erfolgte darüber die Implantation der inversen Prothese (42er Glenosphäre, peg 29 mm, Delta Xtend, DePuy, Synthes). Bei der zweiten Gruppe wurde beim Globaldefekt zusätzlich der dorsale Glenoidrand weggefräst und anschließend eine knöcherne Augmentation + inverse Prothese (BIO-RSA) durchgeführt. Danach wurde die Testung der Proben bei 40 µm, 75 µm und 150 µm (Grenze der knöchernen Integration von Implantaten) in anterior-posteriorer- (Flexion, AP) und inferior-superiorer Richtung (Abduktion, IS) mit kombinierter variabler Scher- und Axialkraft (abgeleitet von ASTM F2028-08 protocol) mit jeweils 10 wiederholten Krafteinleitungen durchgeführt (Testmaschiene Zwick Z010 Zwick GmbH & Co. KG). Dieselben Versuche wurden nochmals anhand von Leichenscapulae reproduziert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Tests zeigten in der abgestuften Krafteinleitung keine signifikanten Unterschiede zwischen der Gruppe der GDS Gruppe und der BIO-RSA Gruppe hinsichtlich der einwirkenden Kraft F [N] für die AP und die IS Richtung (p>0.05). Bei der maximal zulässigen Mikrobewegung von 150 µm fanden sich jeweils für die IS-Richtung gegenüber der AP-Richtung in beiden Kunstknochen-Gruppen eine deutlich höhere Kraftaufnahme. Die Tests am Humanpräparat zeigten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen der GDS- und der BIO-RSA Gruppe, bei allerdings einheitlich geringeren kompensierten Kräften im Leichenknochen gegenüber den Kunstpräparaten.
Es sind in der Knochendefektrekonstuktion des Glenoides mit großen kombinierten Defekten beide Verfahren (Spanaugmentation und BIO-RSA) möglich um eine stabile Primärstabilität der Basisplatte zu erzielen. Vorteile der Spanrekonstuktion mit zentraler Spongiosadefektauffüllung ist, dass möglichst viel originärer Glenoidknochen erhalten bleibt.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI35-1523
doi: 10.3205/14dkou218, urn:nbn:de:0183-14dkou2188
Published: October 13, 2014
© 2014 Seybold et al.
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