Langzeit-Ergebnisse nach endoprothetischem Bandscheibenersatz der Lendenwirbelsäule: eine prospektive Studie mit 5 bis 10 Jahren Follow-Up
Siepe C, Wiechert K, Heider F, Mehren C, Korge A, Mayer HM
Fragestellung: Der Stellenwert der Fusion lumbaler Bewegungssegmente für die Behandlung therapieresistenter Rückenschmerzen bei degenerativer Bandscheibenerkrankung (DDD) ohne Instabilitäten oder Deformitäten wird kontrovers diskutiert. Der endoprothetische Bandscheibenersatz (engl.: Total Lumbar Disc Replacement, TDR) wurde in einer hoch selektierten und individualisierten Patientenkohorte als Alternative zur Fusion durchgeführt. Die weltweit publizierten Daten zu Langzeitergebnissen nach endoprothetischem Bandscheibenersatz sind nach wie vor limitiert.
Methodik: Klinische Outcome Scores (Visuelle Analogskala (VAS), Oswestry Disability Index (ODI)) sowie subjektive Patientenzufriedenheit wurden im Rahmen der laufenden prospektiven Studie nach TDR (ProDisc II) erfasst. Weitere erfasste Parameter waren die berufliche Reintegration der Patienten, Komplikations- und Reoperationsraten. Der Zeitpunkt bis zum Auftreten der Reoperationen wurde analysiert. Eine vergleichende Untersuchung wurde durchgeführt zwischen mono- und bisegmentalen Eingriffen. Das Minimum FU lag bei 5 Jahren.
Ergebnisse: 181 von 201 Patienten standen für die finale Auswertung zur Verfügung (90% FU Rate) nach einem mittl. FU von 7.4 Jahren (range 5.0 bis 10.8 Jahre). Die Ergebnisse ergaben eine hochsignifikante Verbesserung von VAS und ODI (p<0.0001). Die VAS Scores zeigten im postoperativen Verlauf eine diskrete (VAS=2.6 zu VAS=3.3), aber signifikante Verschlechterung ab dem 48 Monats FU (p<0.05). Die subjektive Patientenzufriedenheit ergab durchweg stabile Ergebnisse mit 63.6% ’sehr zufrieden‘ und ‚zufriedenen‘ Patienten (22.7%); 13.7% gaben ein nicht-zufriedenstellendes Ergebnis an.
Die Gesamt-Komplikationsrate betrug 14.4% (n=26/181). Die Inzidenz von Revisionseingriffen für allgemeine- oder implantatbedingte Komplikationen lag bei 7.2% (n=13/181).
2-segmentale Eingriffe zeigten postop. ebenfalls eine signifikante Verbesserung von VAS and ODI Scores (p<0.05). Die Ergebnisse blieben jedoch insgesamt signifikant hinter denen monosegmentaler Eingriffe zurück und waren darüber hinaus mit höheren Komplikationsraten (11.9% vs. 27.6%; p=0.03) und inferiorer Raten der subjektiven Patientenzufriedenheit assoziiert (p<0.003).
Schlussfolgerung: Obwohl die aktuelle Studie die initialen Erfahrungen sowie die Lernkurve mit einem neuen chirurgischen Verfahren beinhaltet zeigen die Daten zufriedenstellende und gleichbleibend stabile Ergebnisse im mittel- und langfristigen Verlauf nach einem durchschnittlichen FU von 7.4 Jahren. Die Patientensicherheit wurde mit akzeptablen Komplikations- und Reoperationsraten nachgewiesen. Die initial vereinzelt geäußerte Befürchtung exzessiver Raten von Spät-Komplikationen und -Reoperationen konnte anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden.
Der endoprothetische Bandscheibenersatz stellt bei strenger und hoch individualisierter Indikationsstellung für eine kleinen Teil bisheriger Fusionskandidaten eine attraktive Alternative zur Fusion lumbaler Segmente dar.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI41-119
doi: 10.3205/14dkou268, urn:nbn:de:0183-14dkou2680
Published: October 13, 2014
© 2014 Siepe et al.
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