Minimalinvasive Versorgung von Acetabulumfrakturen des vorderen Pfeilers über den TIMI (two incision minimal invasive) Zugang
Aigner R, Knippel S, Bücking B, Kühne C, Zettl R, Ruchholtz S
Fragestellung: Über die letzten Jahrzehnte ist eine zunehmende Inzidenz von Acetabulumfrakturen bei Patienten im hohen Lebensalter etwa durch Stürze auf den Trochanter major zu beobachten. Gründe für die steigende Inzidenz sind die demographische Entwicklung, die gestiegene Mobilität und das höhere Aktivitätsniveau älterer Menschen. Aus oben genannten Gründen gewinnt die Therapie bei geriatrischen Patienten mit Acetabulumfrakturen immer mehr an Bedeutung. Bei den Frakturen des alten Menschen handelt es sich häufig um Acetabulumfrakturen des vorderen Pfeilers. Die Stabilisierung dieser Frakturen erfolgt heute zumeist über einen ilioinguinalen Zugang. Bedingt durch die relativ hohe Zugangsmorbidität ist dieser Zugang mit Komplikationen wie Hernien, Hämatomen und Lymphödemen assoziiert.
Ziel der vorliegenden Studie ist es die Ergebnisse einer neuartigen minimalinvasiven ventralen Plattenosteosynthese zur Versorgung von Acetabulumfrakturen des vorderen Pfeilers darzustellen.
Methodik: In die vorliegende prospektive Beobachtungsstudie wurden alle durch die neue Operationsmethode versorgten Patienten eingeschlossen. Neben demographischen Parametern und Begleitmorbiditäten wurden der Behandlungsverlauf, die Komplikationen, das funktionelle Ergebnis (Harris Hip Score), die Lebensqualität (EQ 5D) und die Schmerzsituation (VAS) erfasst. Nachuntersuchungen fanden nach 6 Wochen, 6 Monaten und 24 Monaten statt.
Ergebnisse: Im Zeitraum zwischen 2008 und 2013 wurden insgesamt 89 Patienten über den TIMI Zugang operativ versorgt. Bei 69 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 65,7 ± 18,5 Jahren handelte es sich um Acetabulumfrakturen des vorderen Pfeilers. Bis dato erfolgte die 6- Monats Nachuntersuchung bei 42 Patienten und die 24-Monats Nachuntersuchung bei 25 Patienten.
Die durchschnittliche Operationsdauer betrug 105,7 ± 37,1 Minuten. Es zeigte sich in allen Fällen eine komplikationslose primäre Wundheilung. Hernien, Thrombosen oder relevante Gefäßläsionen traten in keinem Fall auf. Eine operative Revision erfolgte in drei Fällen. Einmal wurde ein intraartikuläres Fragment geborgen, einmal ein postoperatives Serom ausgeräumt und einmal wurde bei verbliebener Gelenkstufe ein Korrektureingriff durchgeführt.
In einem Fall wurde im weiteren Verlauf eine Hüftendoprothese bei Femurkopfnekrose implantiert, in einem weiteren bei sekundärer Koxarthrose. Der mittlere Harris Hip Score bei der 6- Monats Nachuntersuchung betrug 80,4 ±17,2 bei der 24- Monats Nachuntersuchung 89,0 ± 10,5. Die Lebensqualität war zu beiden Nachuntersuchungszeitpunkten vergleichbar mit Kontrollpersonen gleichen Alters.
Schlussfolgerung: Durch die minimalinvasive Plattenosteosynthese über den TIMI Zugang konnte in unserem Kollektiv ein gutes funktionelles Outcome bei niedriger Komplikationsrate erreicht werden. Die angewandte minimalinasive Operationsmethode stellt in der Versorgung von Acetabulumfrakturen des vorderen Pfeilers eine gute Alternative zum ilioinguinalen Zugang dar.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI12-1415
doi: 10.3205/14dkou021, urn:nbn:de:0183-14dkou0213
Veröffentlicht: 13. Oktober 2014
© 2014 Aigner et al.
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