„Nur gemeinsam sind wir stark“

Dez 22, 2023

Trotz des Wintereinbruchs mit einhergehendem Verkehrschaos fanden 163 Besucher:innen am 2. Dezember den Weg ins Haus der Ingenieure, um an der BVdO-Jahrestagung teilzunehmen. „Alles rund ums Knie“ lautete das Hauptthema, das in Fachvorträgen von verschiedenen Seiten betrachtet wurde. Davor gab es jedoch noch einen gesundheitspolitischen Block: Prof. Dr. Ronald Dorotka berichtete über den aktuellen Stand betreffend die 15a-Vereinbarungen der Finanzausgleichsverhandlungen, die ja eine starke Beschneidung der Kompetenzen und Mitspracherechte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) vorgesehen hatten. Nach Verhandlungen mit dem Gesundheitsministerium wurden die Pläne zum Teil wieder geändert. So wurde zum Beispiel die geplante Aut-idem-Wirkstoffverschreibung ersatzlos gestrichen und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) wird auch künftig keine Einzelverträge mit Ärzt:innen ohne Gesamtvertrag abschließen können. Vorläufig auf unbestimmte Zeit verschoben wurde das für 2026 geplante Einfrieren der Honorare, wenn kein Gesamtvertrag vorliegt. Dass Kassenstellen in Zukunft durch die Sozialversicherungen ohne Mitspracherecht der ÖÄK vergeben werden, bleibt Gegenstand von weiteren Verhandlungen. Eine wichtige Veränderung wird ab 2025 schlagend: Wer dann seinen Vertrag mit der ÖGK kündigt, wird auch keine Verträge mehr mit kleinen Kassen abschließen können. „E-Card und ELGA werden ab 2026 verpflichtend, sofern technisch möglich und verhältnismäßig“, berichtet Dorotka weiter. Die verpflichtende ICD-10-Codierung wird kein Gesetz, sondern nach aktuellem Stand eine ministerielle Verordnung werden.

Trotz erreichter Teilerfolge wird der Einfluss der ÖÄK auf die Gesundheitsversorgung geschmälert. „Umso wichtiger ist ein starker Berufsverband“, betonte Dorotka. Nähere Informationen zur Mitgliedschaft beim BVdO findet man unter www.austrian-orthopaedics.com/mitgliedschaft.

Über den aktuellen Ausbildungsstand und Trends und Herausforderungen der Zukunft diskutierten anschließend unter Leitung von Doz. Florian Sevelda: Prof. Dr. Ronald Dorotka, Dr. Richard Maier (Bundesfachgruppenobmann Unfallchirurgie) und als Vertreterin der jungen Generation Doz. Madeleine Willegger. Dr. Volker Steindl, Bundesfachgruppenobmann des neuen Faches Orthopädie und Traumatologie (OT) war ebenfalls geladen, war jedoch aufgrund des Schneechaos auf dem Weg von Tirol nach Wien im Verkehr steckengeblieben und konnte an der Diskussion leider nicht teilnehmen.

Seit 8 Jahren werden nun schon Ärzt:innen im neuen Fach OT in Österreich ausgebildet. Mittlerweile ist deren Anteil etwa gleich hoch wie der von Fachärzt:innen in den beiden „alten“ Fächern Orthopädie und orthopädische Chirurgie bzw. Unfallchirurgie. Alle drei zusammen bilden mit einer Anzahl von über 3700 die zweitgrößte Fachgruppe in der Ärztekammer. Allerdings, so Maier, sei in den nächsten Jahren ein Pensionierungsschub zu erwarten, wie aus der Altersverteilung zu schließen ist. Es gilt also, rechtzeitig für Nachwuchs zu sorgen.

„Durch die Zusammenlegung der Fächer ist die Ausbildung in OT äußerst umfangreich geworden, der Trend wird daher in Richtung Spezialisierung gehen“, meint Willegger. Nach der Grundausbildung sind Wahlmodule zu absolvieren. Die praktische Umsetzung dieses Modells erweist sich jedoch mitunter als schwierig, denn nicht alle Lehrkrankenhäuser können alle Spezialisierungen mit den geforderten Fallzahlen anbieten.

Für Studierende, die vorhaben, im niedergelassenen Bereich tätig zu werden, sei die Ausbildung in Lehrpraxen ideal, um die Praxis möglichst früh kennenzulernen, meinten übereinstimmend alle Diskutanten. Die Grundausbildung kann laut Ausbildungsordnung bis zu 50% in einer Lehrpraxis absolviert werden. Jedoch fehlt es an genügend Angeboten dafür.

Dennoch sieht Dorotka die Zukunft des neuen Faches „heute optimistischer als noch vor ein paar Jahren“. Denn: „Alle drei Fachgruppen werden respektiert und informiert und die Zusammenarbeit funktioniert gut.“ In einigen Bundesländern sprechen die drei Fachgruppen bereits „eine Sprache“, bestätigt Maier. Die Forderung des Ministeriums nach einem einzigen Ansprechpartner für alle drei Fächer werde sich in Zukunft von selbst erfüllen, nicht zuletzt durch das Wachsen der Gruppe der OT-Fachärzt:innen.

Bericht: Mag. Christine Lindengrün

Quelle: BVdO-Jahrestagung, 2. Dezember 2023, Wien

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