Partielle Rotatorenmanschettenrupturen: Diagnostische Wertigkeit der MRT-Untersuchung sowie der klinischen Untersuchung
Brockmeyer M, Diehl N, Schmitt C, Mosser P, Kohn D, Lorbach O
Fragestellung: Aussagekraft der klinischen und kernspintomographischen Befunde hinsichtlich der Detektion einer Partialläsion der Rotatorenmanschette (RM)
Methodik: Retrospektive Analyse von 334 Schulterarthroskopien von Anfang 2010 bis Ende 2012. Der präoperative klinische Untersuchungsbefund, der Befund der MRT-Untersuchung sowie der intraoperative Befund konnten für insgesamt 270 Schulterarthroskopien vollständig erfasst werden.
Im Rahmen der klinischen Untersuchung wurden u.a. der Jobe-Test sowie Impingementtests durchgeführt. Anhand des MRT-Befundes wurde die RM als kernspintomographisch intakt, partiell rupturiert oder komplett rupturiert klassifiziert. Mit Hilfe des arthroskopischen Befundes erfolgte die Einteilung der partiellen Rupturen anhand der Ellman Klassifikation. In Abhängigkeit von der operativen Behandlung wurde zwischen klinisch nicht relevanten Partialläsionen sowie klinisch relevanten Partialläsionen unterschieden. Letztere Läsionen bedurften eines Debridements oder einer Naht der RM.
Im Rahmen der statistischen Auswertung wurde die Sensitivität, die Spezifität, der positive sowie negative prädiktive Wert der MRT-Untersuchung und der klinischen Untersuchung im Hinblick auf eine partielle Rotatorenmanschettenläsion bestimmt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die präoperativen MRT-Befunde beschrieben in 80 Fällen eine Partialläsion der RM (intakte RM: n=120; Komplettrupturen: n=70). Der intraoperative arthroskopische Befund zeigte 64 Partialläsionen der RM. Bei 52 der genannten Läsionen handelte es sich um eine klinisch relevante Partialläsion (Debridement: n=33, Naht: n=19). Die Sensitivität der MRT-Untersuchung bei Partialläsion der RM lag bei 51,6% bei einer Spezifität von 77,2%. In 41,3% der Fälle zeigte sich bei einer kernspintomographischen Partialläsion auch eine Partialläsion in der Arthroskopie (pos. prädiktiver Wert). In 83,7% der Fälle ergab sich bei fehlendem kernspintomographischen Hinweis auf eine Partialläsion intraoperativ ebenfalls kein Nachweis einer Partialläsion (negativer prädiktiver Wert). 37 von 158 Patienten mit dem klinischen Verdacht auf eine RM-Ruptur hatten eine RM-Partialläsion (Sensitivität: 64,9%, Spezifität: 43,2%, pos. prädiktiver Wert: 23,4%, neg. prädiktiver Wert: 82,1%). 44 von 159 Patienten mit klinischem Verdacht eines Impingements hatten eine RM-Teilläsion (Sensitivität: 77,2%, Spezifität: 46%, pos. prädiktiver Wert: 27,7%, neg. prädiktiver Wert: 88,3%). Bei 24 von 61 Patienten mit dem klinischen Verdacht einer RM-Pathologie (positiver Jobe-Test) und dem kernspintomographischen Befund einer RM-Partialläsion bestätigte sich arthroskopisch eine Partialläsion; davon waren 20 Läsionen klinisch relevant.
Die diagnostische Wertigkeit der MRT-Untersuchung sowie einzelner klinischer Tests bezüglich der Evaluation von partiellen RM-Läsionen ist eingeschränkt. Auch die Kombination aus einem positiven klinischen Untersuchungsbefund und kernspintomographischem Nachweis einer partiellen RM-Läsion ermöglichen keine hohe Diagnosesicherheit.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI22-1362
doi: 10.3205/14dkou106, urn:nbn:de:0183-14dkou1064
Published: October 13, 2014
© 2014 Brockmeyer et al.
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