Pseudarthrose nach proximaler Femurnagelung – einfache und effektive Behandlung durch laterale Nutung
Biber R, Stedtfeld HW, Bail HJ
Fragestellung: Die proximale Femurnagelung ist ein etabliertes Verfahren zur Versorgung sowohl von pertrochantären (AO 31 A1/A2) als auch von intertrochantären (AO 31 A3) Frakturen.
Trotz aller technischen Fortschritte werden aber noch immer Komplikationsraten bis 16% berichtet. Infektionen, Hämatome und die Cut-Out-Problematik stehen dabei im Vordergrund, aber auch die deutlich seltenere verzögerte Frakturheilung mit den möglichen Folgen der Pseudarthrose und des Nagelbruchs kann für den Patienten gravierende Folgen haben.
Die Biomechanik der Pseudarthrosenentstehung am proximalen Femur ist nach wie vor nicht vollständig verstanden; das Ziel der vorliegenden Studie war daher, die entsprechenden Fälle unseres Patientengutes zu analysieren und einen Behandlungsalgorithmus zu entwickeln.
Methodik: In unserem überregionalen Traumazentrum wurden zwischen Mai 1998 und Juli 2011 alle Versorgungen mittels proximalem Femurnagel prospektiv dokumentiert (n=2369). Zum Einsatz kam während des gesamten Zeitraums das Targon-System (Aesculap AG, Tuttlingen), wobei der Targon PF im Jahr 2008 durch das Nachfolgemodell Targon PFT abgelöst wurde. Beide Modelle sind biaxiale Systeme mit speziell optimiertem Gleitmechanismus.
Neben demographischen Basisdaten erfassten wir insbesondere Frakturklassifikation, Implantatkonfiguration sowie die chirurgischen Komplikationen, die zur Re-Operation oder Wiederaufnahme führten. Für die vorliegende Studie selektierten wir die Fälle mit verzögerter Wundheilung oder Pseudarthrose am proximalen Femur und analysierten die Verläufe detailliert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 14 Fälle mit verzögerter Frakturheilung/Pseudarthrose identifiziert (0,6%). Die Fälle traten sowohl nach vermeintlich unkomplizierten pertrochantären Frakturen (A1/A2) wie auch nach inter- oder subtrochantären Frakturen auf. In drei Fällen kam es zum Nagelbruch.
Die Behandlung erfolgte mittels proximalem Femurnagel in distal dynamischer Konfiguration. In 8 Fällen allerdings wurde eine Abstützung des lateralen Teils der Tragschraube durch die Femurkortikalis beobachtet, die eine Frakturimpaktierung und damit den Effekt der dynamischen Versorgung blockierte (Abbildung 1 [Abb. 1] (a)), so dass die knöcherne Heilung ausblieb.
In diesen Fälle erfolgte zusätzlich zur distal dynamischen Versorgung die Entfernung dieser blockierenden Kortikalis unter der Tragschraube (laterale Nutung). Durch diesen Eingriff wurde die Frakturimpaktierung ermöglicht (Abbildung 1 [Abb. 1] (b,c)), und es kam in allen Fällen zur unkomplizierten knöchernen Heilung.
Aus unserer Sicht stellt die laterale Nutung eine effektive Therapieoption für derartige Fälle dar.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI15-823
doi: 10.3205/14dkou047, urn:nbn:de:0183-14dkou0471
Published: October 13, 2014
© 2014 Biber et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.