RANK-Ligand und Osteoprotegerin als Biomarker in der Implantat-Infekt- und Lockerungsdiagnostik
Gravius S, Friedrich M, Wimmer MD, Koob S, Limmer A, Wirtz DC, Randau T
Fragestellung: Die schmerzhafte Endoprothese ist weiterhin eine komplexe Differentialdiagnose in der orthopädischen Chirurgie. Während die aseptische Lockerung (AL) als Hauptversagensursache gilt, sind periprothetische Infektionen (PJI) zunehmend häufig. Insbesondere low-grade Infekte sind dabei schwer von aseptischen Lockerungen zu unterscheiden. In der Diagnostik kommen dabei serologische, histopathologische, mikrobiologische und bildgebende Verfahren zum Einsatz.
Der Ligand des „receptor activator of nuclear factor kappa beta 1“, oder kurz RANK-L, und sein Decoy-Rezeptor Osteoprotegerin (OPG) spielen im Knochenstoffwechsel als Regulator der Aktivierung von Osteoklasten eine entscheidende Rolle. Ob und in wie weit das RANKL-OPG-System auch bei Implantatinfekten oder aseptischen Lockerungen eine Rolle spielt, ist bisher unbekannt.
In der vorliegenden Studie sollen die Unterschiede der Serumkonzentrationen von RANKL und OPG in einem prospektiven Kollektiv von schmerzhaften Endoprothesen untersucht, und ihre Wertigkeit zur Diagnose einer Infektion oder Lockerung beurteilt werden.
Methodik: Es wurden insgesamt 120 Patienten mit schmerzhaften Knie- und Hüftprothesen mit Indikation zur operativen Revision in die prospektive diagnostische Studie eingeschlossen. Abhängig von der Routine-Diagnostik (Klin. Befund, Entzündungslabor mit CRP und Blutbild, Gelenkpunktion, mikrobiologische und histopathologische Proben) und dem klin. Verlauf wurde bei den Patienten die Diagnose einer Protheseninfektion (PJI), einer aseptischen Lockerung (AL), oder einer sonst. Komplikation ohne Infekt und ohne Lockerung (Cont) gestellt, zudem wurde dokumentiert, ob und welche Implantatkomponenten sich intraoperativ als gelockert darstellten.
Aus dem asserviertem präoperativen Serum wurde die Konzentration von RANK-Ligand und Osteoprotegerin bestimmt, und statistisch auf die Wertigket zur Differenzierung zwischen Infekt und nicht-Infekt, sowie zwischen Locker und Fest hin untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Weder RANK-L noch OPG zeigte statistisch signifikante Unterschiede im ANOVA-Vergleich zwischen den drei Gruppen PJI, AL und Cont. Auch im Vergleich zwischen den Kriterien „Locker“ und „Fest“ wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden.
Eine Subgruppenanalyse zwischen „Locker + PJI“ und „Cont“, also keine Lockerung, kein Infekt, zeige tendenziel höhere Werte in der gelockerten infizierten Gruppe, verpasst aber ebenfalls die statistische Signifikanz.
Zusammenfassend stellen wir fest, das RANK-L und OPG im Serum nicht geeignet sind, um zwischen einer infizierten und nicht-infizierten bzw. einer gelockerten und einer nicht-gelockerten Prothese zu unterscheiden. Anscheinend entsteht die makroskopische Lockerung der Prothesen mit oder ohne Infekt ohne eine detektierbare RANK-L getriggerte Osteoklastenaktivierung.
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI59-970
doi: 10.3205/14dkou428 , urn:nbn:de:0183-14dkou4281
Published: October 13, 2014
© 2014 Gravius et al.
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