Schwer behandelbare Keime reduzieren die Infektsanierungsrate beim zweizeitigen Prothesenwechsel bei periprothetischer Infektion

Jän 15, 2017

Schwer behandelbare Keime reduzieren die Infektsanierungsrate beim zweizeitigen Prothesenwechsel bei periprothetischer Infektion

Wimmer MD, Randau T, Friedrich M, Schmolders J, Vavken P, Pagenstert G, Wirtz DC, Gravius S

 

Fragestellung: Die Therapie periprothetischer Infektionen stellt weiterhin eine große Herausforderung dar. Neben dem chirurgischen Debridement ist die antibiotische Sequenzialtherpie wesentliche Grundlage des zweizeitigen Vorgehens. Die Sequenzialtherapie ist erschwert, wenn keine oral bioverfügbaren bakteriziden Antibiotika in der Therapie der Protheseninfektion – sog. „schwer behandelbare Keime“ – zur Verfügung stehen. Offen bleibt die Frage, ob das Vorliegen „schwer behandelbarer Keime“ mit einer reduzierten Infektsanierungsrate korreliert.

Die Studie verfolgte daher die Hypothese, dass

  1. „schwer behandelbare Keime“ die Erfolgsrate der Therapie periprothetischer Infektionen nach zweizeitigem Prothesenwechsel reduzieren und das
  2. Risikofaktoren existieren, die mit dem Auftreten von „schwer behandelbaren Keimen“ als Ursache einer PJI assoziiert sind.

Methodik: Klinische Routinedaten von 80 konsekutiven Patienten (m=44, 55%, f=36, 45%) mit gesichertem chronischem Protheseninfekt des Hüft- (n=43, 53,7%) oder Kniegelenkes (n=37, 46,3%) wurden retrospektiv und anonymisiert analysiert. Bei allen Patienten wurde ein zweizeitiges Behandlungskonzept angewendet. Der Erregernachweis erfolgte anhand periprothetischer Gewebeproben nach Langzeitbebrütung und in „schwer behandelbar“ (Studiengruppe) sowie „nicht schwer behandelbar“ (Kontrollgruppe) differenziert.

Als Hauptvariable wurde die Rate der „sicher infektfreien“ Patienten nach 2 Jahren definiert. Zusätzlich wurden mehrere Co-Variablen (ASA Score, BMI, Alter, Geschlecht u.a.) als poten-tielle Risikofaktoren für das Auftreten von schwer behandelbaren Erregern berücksichtigt und analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 41% der 80 Patienten konnte ein schwer behandelbarer Erreger nachgewiesen werden. Kein Erreger wurde in 28% der Patienten nachgewiesen. Entsprechend unserer Primärhypothese zeigte die statistische Datenanalyse einen signifikanten Einfluss der schwer behandelbaren Erreger auf die Rate der definitiv infektfreien Patienten mit einer Odds Ratio von 0,6 (95% CI 0,1-1,3) bei einem p-Wert von 0.046. In einem multivariaten logistischen Regressionsmodell konnten mehrere Co-Variablen als mögliche Risikofaktoren für das Auftreten von „schwer behandelbaren“ Erregern identifiziert werden.

Unsere Daten zeigen, dass schwer behandelbare Erreger einen signifikanten Einfluss auf die Rate der Infektsanierung beim zweizeitigen Prothesenwechsel haben. Zudem legen unsere Daten nahe, dass die analysierten Co-Variablen zumindest partiell als Risikofaktoren für „schwer behandelbare“ Erreger in Betracht gezogen werden müssen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI30-790

doi: 10.3205/14dkou180, urn:nbn:de:0183-14dkou1805

Published: October 13, 2014
© 2014 Wimmer et al.
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