Sensitivität und Spezifität der Standarddiagnostik in der Differentialdiagnostik der periprotetischen Infektion

Jul 10, 2018

Sensitivität und Spezifität der Standarddiagnostik in der Differentialdiagnostik der periprotetischen Infektion

Randau T, Friedrich M, Wimmer MD, Kohlhof H, Schmolders J, Stoffel-Wagner B, Wirtz DC, Gravius S

Fragestellung: Die Definition eines Implantatinfektes ist bereits in sich komplex, und verschiedene Arbeitsgruppen haben verschiedene Klassifikationen vorgeschlagen, wie ein Infekt definiert sein soll, jedoch darf man sagen, dass es nach wie vor keinen Gold-Standard in dieser Frage gibt.

Die Routinediagnostik schließt in der Regel neben der Analyse von peripherem Blut und Gelenkpunktat eine invasive Probengewinnung für Pathologie und Mikrobiologie ein, zudem findet oft das makroskopische Erscheinungsbild des Gelenkes und der Eindruck des Operateurs vom Situs Einfluß in die Diagnostik.

In der vorliegenden Untersuchung testen wir diese Kriterien unabhängig voneinander auf ihre Sensitivität und Spezifität bzgl. der Vorhersage eines Infektes und auf ihre Korrelation untereinander.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven diagnostischen Studie wurden insgesamt 120 Patienten mit der Diagnose „schmerzhafte Endoprothese“ an Knie oder Hüfte und der Indikation zur operativen Revision erfasst. Von allen Patienten wurde das CRP im Serum, die Leukozytenzahl im Blut, die Zellzahl und der Anteil polymorphkerniger Granulozyten, sowie der intraoperative Befund und das Ergebnis der pathologischen und mikrobiologischen Untersuchung registiert. Anschliessend wurden die Patienten unabhängig des zu untersuchenden Parameters in die Gruppen „Infekt“ und „Kein Infekt“ klassifiziert und die Sensitivität und Spezifität des einzelnen Parameters gegen die Aussage der übrigen Parameter getestet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: CRP als serologischer Standardmarker zeigte bei einer Erhöung über 6 mg/dl eine mäßige Sensitivität von 63% bei einer Spezifität von 73%. Die Leukozytose war mit >95% sehr spezifisch, aber sehr wenig sensitiv (<20%) um einen Infekt zu erkennen, ähnlich der positiven Zellzählung im Punktat – bei einer Spezifität von fast 100% entgingen fast 50% der Infekte diesem Kriterium – von einer negative Zellzahl darf also nicht automatisch auf die Abwesenheit eines Infektes geschlossen werden. Lag der Anteil der Polymorphkernigen im Punktat >65%, so war dies nur 52% spezifisch für einen Infekt, bei mehr als 80% erhöhte sich die Spezifität auf 90%, leider sehr zu Lasten der Sensitivität, die auch hier nur noch knapp 40% betrug. Die Mikrobiologie war bei immerhin 8 Patienten positiv ohne Korrelat in den restlichen Parametern, was entweder als Kontamination oder als frühe Detektion eines low-grade Infektes gewertet werden kann. Fistelgänge waren stets mit anderen positiven Zeichen eines Infektes vergesellschaftet, und insgesamt im Kollektiv sehr selten. Überraschend gut zeigten sich die subjektiven Beurteilungen des Situs durch den Operateur. Der „makroskopische Verdacht auf Infekt“ war mit 93% der sensitivste Parameter aller gemessenen, und zeigte mit über 65% eine annehmbare Spezifität, jedoch neigen die Operateure augenscheinlich eher dazu, im Zweifel eher pro Infekt zu vermuten.

In der Zusammenschau erkennen wir den Bedarf an ein besseres Definitionssystem und zusätzliche Parameter in der Infektdiagnostik.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-509

doi: 10.3205/14dkou418 urn:nbn:de:0183-14dkou4186

Published: October 13, 2014
© 2014 Randau et al.
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