Hüftgelenkersatz bei adipösen Patienten: Indikation oder Kontraindikation?

Hüftgelenkersatz bei adipösen Patienten: Indikation oder Kontraindikation?

Skutek M, Flörkemeier T, von Lewinski G, Conevski M, Windhagen H

Fragestellung: Die ansteigende Adipositas-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung sowie Berichte über erhöhte Komplikationsraten beim Hüftgelenkersatz (u.a. suboptimale Implantatplatzierung, Luxationen, Infekte, allgemeine medizinische Komplikationen) bei adipösen Patienten ergeben Fragen hinsichtlich der Indikationsstellung in dieser Patientengruppe:

Stellt Übergewicht (Adipositas Grad I-III) mit einem BMI >30 kg/m2 ein Risikofaktor beim Hüftgelenkersatz dar? Ergeben sich Komplikationen, welche die Indikationsstellung in dieser Patientengruppe beeinflussen?

Methodik: 50 aufeinander folgende Patienten wurden in einer match-controlled Analyse in einem Zeitraum von 2 Jahren identifiziert (Geschlecht m:w = 18:32 , Alter 65±11 und Diagnose = primäre Koxarthrose). Je 25 adipöse Patienten mit einem mittleren BMI von 38±4 kg/m2 (Gruppe A) und 25 mit einem BMI von 27±2 kg/m2 (Gruppe B). Alle Patienten erhielten ein zementfreies künstliches Hüftgelenk (lateraler Zugang). OP-Dauer, Pfanneninklination (erfolgreich bei 30-45°Abduktion), Narbenlänge und allgemeine Komplikationen wurden evaluiert. Zum Zeitpunkt der Evaluation wurden der WOMAC und HHS erhoben sowie Spätkomplikationen (Luxationen, Infekte) notiert. Der statistische Vergleich erfolgte mittels t-test (p=0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Unterschiede in den Score-Werten waren gering, zeigten aber für die Gruppe A trotz guter Gesamtergebnisse und ähnlich gutem Zugewinn (Vergleich prä-/post-OP) zum Zeitpunkt des Follow up (15±8 Monate) etwas geringere Werte: WOMAC 89,5±7 (A) vs. 93±8 (B), p=0,2; HHS 87±9 (A) vs 92±6 (B), p=0,02. Die Narbenlänge war mit 23±4 (A) vs. 14±1,3 (B), p<0,05 signifikant unterschiedlich. Bei der Pfanneninklination gab es mit 44,1±4,7 (A) vs. 43±3,4 (B), p=0,54 keine Auffälligkeiten. Unterschiede gab es bei der OP-Zeit 92±18 min (A) vs. 77±10 min (B,) p<0,01. Ein Patient der Gruppe A hatte einen oberflächlichen Infekt (ohne Revision ausgeheilt). Keine Unterschiede gab es bei postoperativen Komplikationen (Thrombosen, Luxationen, allgemeine medizinische Komplikationen, je n=0).

Übergewicht führt nicht automatisch zu vermehrten Komplikationen nach Hüftgelenkersatz. Durch Erweiterung des Zugangs bei adipösen Patienten lassen sich ungünstige Implantatpositionierungen vermeiden. Obwohl tendienziell gering erhöhte Risiken durch verlängerte OP-Zeiten und möglicherweise Infekte bestehen, sind die erzielten Gewinne hoch und die Eingriffe auch bei adipösen Patienten zu rechtfertigen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-519

doi: 10.3205/14dkou447urn:nbn:de:0183-14dkou4471

Published: October 13, 2014
© 2014 Skutek et al.
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Evaluation des Einflusses der Adipositasgrade auf die primäre Hüft-und Knieendoprothetik in einer monozentrischen Studie mit hoher Fallzahl

Evaluation des Einflusses der Adipositasgrade auf die primäre Hüft-und Knieendoprothetik in einer monozentrischen Studie mit hoher Fallzahl

Günther D, Kendoff D, Krettek C, Gehrke T, Haasper C

Fragestellung: Ziel der Studie war es, den Einfluss der verschiedenen Grade der Adipositas auf die Notwendigkeit des endoprothetischen Gelenkersatzes in Hüft- und Kniegelenk zu untersuchen. Wir nahmen an, dass übergewichtige Patienten zu einem späteren Zeitpunkt der Arthrose einer operativen Behandlung zugeführt werden, dass mehr konservative Implantate verwendet werden und die intra-und perioperativen Komplikationen in diesem Patientengut erhöht sind.

Methodik: Wir untersuchten alle Patienten mit einem BMI>25, die in unserer Klinik im Zeitraum zwischen Januar 2011 bis September 2013 mittels primärer Hüft- oder Knieendoprothese versorgt wurden.
Die Patienten wurden gemäß der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die verschiedenen Adipositasgrade aufgeteilt. Ausgewertet wurden das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der primären Implantation, der präoperative Harris Hip Score (HHS), bzw. Hospital for Special Surgery Score (HSS), das Geschlecht, die Art der implantierten Prothese und die intra- und postoperativen Komplikationen.

Ergebnisse: 6078 Patienten mit einem BMI>25 wurden mit einer primären Hüft- oder Knieendoprothese versorgt. Das Durchschnittsalter sank signifikant (p<0,05) mit steigendem Grad der Adipositas sowohl in der Hüft- als auch Knieendoprothetik. HHS und HSS waren signifikant niedriger bei Patienten mit Adipositas Grad III (p>0,05). Das Verteilungsmuster der Art der verwendeten Endoprothesen veränderte sich mit zunehmendem BMI. Es wurde eher auf konservative Verfahren zurückgegriffen. Peri-und postoperative Komplikationen ähnelten in Form und Anzahl denen der Normalbevölkerung.

Schlussfolgerungen: Die primäre Hüft- und Knieendoprothetik kann in allen Stufen der Adipositas mit geringem perioperativem Risiko durchgeführt werden. Ein steigender BMI bedingt eine endoprothetische Versorgung in jüngeren Jahren, die allerdings erst bei signifikant niedrigeren präoperativen Gelenkfunktionen durchgeführt wird.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI32-853
doi: 10.3205/14dkou199, urn:nbn:de:0183-14dkou1996
Published: October 13, 2014
© 2014 Günther et al.

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Zusammenhang zwischen Adipositas, Arthrosegrad und Schmerzempfinden ambulanter Patienten

Zusammenhang zwischen Adipositas, Arthrosegrad und Schmerzempfinden ambulanter Patienten

Schaumburger J, Bruy M, Baier C, Tingart M, Lüring CM, Grifka J, Beckmann J

Fragestellung: Vor dem Hintergrund widersprüchlicher Aussagen war es Ziel der vorliegenden Arbeit, die Existenz eines Zusammenhangs zwischen Adipositas und dem Vorliegen oder der Ausprägung von Arthrosekriterien und der Stärke des subjektiven Schmerzempfindens am typischen Patientengut einer orthopädischen Hochschulambulanz zu evaluieren.

Methodik: Untersuchung von 250 Patienten einer Arthrose-spezifischen Hochschulambulanz. Die Diagnose wurde einerseits möglichst objektiv durch klinische und radiologische Diagnostik fachärztlich gesichert. Ferner wurden den Patienten ein Fragebogen zu allgemeinen Angaben und ihrer Erwartungshaltung, einem gering modifiziertem WOMAC sowie SF-36 vorgelegt, das subjektive Schmerzempfinden wurde mittels einer visuellen Analogskala (VAS) quantifiziert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei den objektivierbaren Arthrosekriterien (K&L Score) konnten wir bei den adipösen Patienten keine höhere, ja eine tendenziell sogar eher geringer ausgeprägte Arthrose feststellen. Hinsichtlich des Schmerzempfindens und der Erwartungshaltung konnten wir jedoch einen signifikanten Anstieg mit steigendem BMI nachweisen. Ferner konnten wir eine signifikante negative Korrelation bei Patienten mit einem BMI>30 und dem Alter nachweisen, jedoch korrelierten Alter und Schmerzen bei Patienten mit BMI>30 positiv. Alle Patienten einer Arthrosesprechstunde leiden unabhängig ihrer objektiven Kriterien unter einer deutlichen Einschränkung sowohl der physischen als auch psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Patienten mit deutlichem Übergewicht scheinen ein verstärktes Schmerzempfinden zu haben, und suchen mit einer röntgenologisch objektivierbar geringer ausgeprägten Arthrose bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine ärztliche Konsultation. Ebenso konnten wir mit Hilfe des SF 36 nachweisen, dass die von uns untersuchten Patienten unter einer deutlichen Einschränkung sowohl der physischen als auch psychischen gesundheitsbezogenen Lebensqualität leiden.

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocTI21-1451
doi: 10.3205/14dkou006, urn:nbn:de:0183-14dkou0068
Published: October 13, 2014
© 2014 Schaumburger et al.

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