Retrospektive Untersuchung der Ausbeute einer 14-Tage Inkubation von Gewebebiopsien bei orthopädischen Implantat-assoziierten Infekten

Retrospektive Untersuchung der Ausbeute einer 14-Tage Inkubation von Gewebebiopsien bei orthopädischen Implantat-assoziierten Infekten

Wahl P, Schwotzer N, Fracheboud D, Gautier E, Chuard C

Fragestellung: Mikrobiologische Kulturen bleiben von größter Wichtigkeit in der Infektdiagnostik. Eine Verlängerung der Inkubationsperiode und eine Erhöhung der Anzahl Proben wurden vorgeschlagen, um die langsam wachsenden, wenig virulenten Bakterien bei orthopädischen Implantat-assoziierten Infekten besser identifizieren zu können. In dieser Studie wurde die Ausbeute einer 14-Tage Inkubation von Gewebebiopsien aus einer allgemeinen Orthopädie und Unfallchirurgie untersucht.

Methodik: Retrospektive Untersuchung einer zwischen August 2009 und März 2012 prospektiv gesammelten Kohorte von Fällen von Revisionseingriffen in der Orthopädie und Unfallchirurgie eines einzigen Krankenhauses, wo Gewebebiopsien für mikrobiologische Untersuchung entnommen wurden. Nur die erste Revision wurde berücksichtigt um ein Verzerren der Resultate durch wiederholte Operationen bei aggressiven schnell wachsenden Bakterien zu vermeiden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 499 Gewebebiopsien bei 117 Fällen entnommen. Bakterien konnten in den Kulturen von mindestens einer Probe in 70 Fällen (60%) identifiziert werden. Davon wurden 58 (83%) als Infekt klassifiziert und 12 (17%) als Kontamination angesehen. Der Medianwert der Dauer bis Kulturnachweis war 1 Tag (Spannweite 1–10) bei Infektionen, und 6 Tage (Spannweite 1–11) bei den Kontaminationsfällen. Im Falle einer Infektion waren die Kulturen bei 56 Fällen (97%) positiv innert 7 Tagen. In dieser Studie konnte ein Vorteil für eine Inkubation der Kulturen bis zu 7 Tage nachgewiesen werden, aber nicht darüber hinaus. Obwohl eine weitere Verlängerung der Inkubation in besonderen Situationen von Nutzen sein könnte, insb. wenn die Prävalenz von langsam wachsenden Bakterien und Anaerobiern hoch ist, scheint dies in einer allgemeinen Orthopädie und Unfallchirurgie nicht der Fall zu sein.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-609

doi: 10.3205/14dkou420 urn:nbn:de:0183-14dkou4202

Published: October 13, 2014
© 2014 Wahl et al.
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Sensitivität und Spezifität der Standarddiagnostik in der Differentialdiagnostik der periprotetischen Infektion

Sensitivität und Spezifität der Standarddiagnostik in der Differentialdiagnostik der periprotetischen Infektion

Randau T, Friedrich M, Wimmer MD, Kohlhof H, Schmolders J, Stoffel-Wagner B, Wirtz DC, Gravius S

Fragestellung: Die Definition eines Implantatinfektes ist bereits in sich komplex, und verschiedene Arbeitsgruppen haben verschiedene Klassifikationen vorgeschlagen, wie ein Infekt definiert sein soll, jedoch darf man sagen, dass es nach wie vor keinen Gold-Standard in dieser Frage gibt.

Die Routinediagnostik schließt in der Regel neben der Analyse von peripherem Blut und Gelenkpunktat eine invasive Probengewinnung für Pathologie und Mikrobiologie ein, zudem findet oft das makroskopische Erscheinungsbild des Gelenkes und der Eindruck des Operateurs vom Situs Einfluß in die Diagnostik.

In der vorliegenden Untersuchung testen wir diese Kriterien unabhängig voneinander auf ihre Sensitivität und Spezifität bzgl. der Vorhersage eines Infektes und auf ihre Korrelation untereinander.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven diagnostischen Studie wurden insgesamt 120 Patienten mit der Diagnose „schmerzhafte Endoprothese“ an Knie oder Hüfte und der Indikation zur operativen Revision erfasst. Von allen Patienten wurde das CRP im Serum, die Leukozytenzahl im Blut, die Zellzahl und der Anteil polymorphkerniger Granulozyten, sowie der intraoperative Befund und das Ergebnis der pathologischen und mikrobiologischen Untersuchung registiert. Anschliessend wurden die Patienten unabhängig des zu untersuchenden Parameters in die Gruppen „Infekt“ und „Kein Infekt“ klassifiziert und die Sensitivität und Spezifität des einzelnen Parameters gegen die Aussage der übrigen Parameter getestet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: CRP als serologischer Standardmarker zeigte bei einer Erhöung über 6 mg/dl eine mäßige Sensitivität von 63% bei einer Spezifität von 73%. Die Leukozytose war mit >95% sehr spezifisch, aber sehr wenig sensitiv (<20%) um einen Infekt zu erkennen, ähnlich der positiven Zellzählung im Punktat – bei einer Spezifität von fast 100% entgingen fast 50% der Infekte diesem Kriterium – von einer negative Zellzahl darf also nicht automatisch auf die Abwesenheit eines Infektes geschlossen werden. Lag der Anteil der Polymorphkernigen im Punktat >65%, so war dies nur 52% spezifisch für einen Infekt, bei mehr als 80% erhöhte sich die Spezifität auf 90%, leider sehr zu Lasten der Sensitivität, die auch hier nur noch knapp 40% betrug. Die Mikrobiologie war bei immerhin 8 Patienten positiv ohne Korrelat in den restlichen Parametern, was entweder als Kontamination oder als frühe Detektion eines low-grade Infektes gewertet werden kann. Fistelgänge waren stets mit anderen positiven Zeichen eines Infektes vergesellschaftet, und insgesamt im Kollektiv sehr selten. Überraschend gut zeigten sich die subjektiven Beurteilungen des Situs durch den Operateur. Der „makroskopische Verdacht auf Infekt“ war mit 93% der sensitivste Parameter aller gemessenen, und zeigte mit über 65% eine annehmbare Spezifität, jedoch neigen die Operateure augenscheinlich eher dazu, im Zweifel eher pro Infekt zu vermuten.

In der Zusammenschau erkennen wir den Bedarf an ein besseres Definitionssystem und zusätzliche Parameter in der Infektdiagnostik.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI58-509

doi: 10.3205/14dkou418 urn:nbn:de:0183-14dkou4186

Published: October 13, 2014
© 2014 Randau et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.