Therapie und Outcome lateraler Beckenkompressionsfrakturen vom Typ B 2 nach Tile

Sep 12, 2018

Therapie und Outcome lateraler Beckenkompressionsfrakturen vom Typ B 2 nach Tile

Höch A, Schneider I, Böhme J, Josten C

Fragestellung: Beckenringfrakturen vom Typ B 2 im Sinne von lateralen Kompressionsfrakturen bei jungen Patienten ohne Vorliegen einer Osteoporose waren lange eine Domaine der konservativen Therapie. In aktuellen Studien u.a. der AG Becken der DGU zeigt sich über die letzten Jahre eine deutliche Tendenz hin zur operativen Therapie. Vorteile werden vor allem in einer möglichen zeitnahen Vollbelastung der Patienten gesehen.

Mit dieser Untersuchung sollen operativ und konservativ behandelte Patienten in Bezug auf den klinischen Verlauf und das Outcome verglichen werden. Es sollte vor allem auch das Ausmaß der Dislokation und dessen Einfluss untersucht werden.

Methodik: Es handelt sich um eine retrospektive Untersuchung von 82 Patienten mit einer B 2-Fraktur des Beckenrings, welche zwischen 2006 und 2011 in unserer Klinik stationär behandelt wurden. Neben epidemiologischen Daten wurden alle behandlungsrelevanten Daten zum stationären Aufenthalt, der Therapie und Komplikationen dokumentiert. Radiologisch erfolgte die Vermessung der Dislokationen. Die Patienten wurden bezüglich des Outcomes mittels evaluierten Fragebögen zu Schmerzen, Lebensqualität und Mobilisation nachuntersucht (VAS,SF 36,EQ 5D).Die Statistische Auswertung erfolgte mit SPSS.

Ergebnisse: Von 82 eingeschlossenen Patienten wurden 41 konservativ (Gruppe 1) und 41 operativ (Gruppe 2) versorgt.Das mittlere Alter lag bei 36,8±13,9 Jahren bei einem gering höheren männlichen Anteil (1,1:1). Der mittlere ISS lag bei 24 Punkten (9–75 Punkte). Lediglich 15% der Patienten erlitten eine isolierte Beckenringfraktur, der überwiegende Teil (85%) der Patienten war polytraumatisiert oder mehrfach verletzt. Führende Begleitverletzungen waren in 55% der Fälle ein Thoraxtrauma, gefolgt von 39% Schädel-Hirn-Traumata.

Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zeigten sich lediglich beim Ausmaß der Dislokation im Bereich des vorderen Beckenrings. Die Verletzungsschwere (ISS 25,6±17,3 vs. 21,7±14,2) war tendenziell in der konservativen Gruppe höher. Es zeigten sich keine weiteren signifikanten Unterschiede der Gruppen.

71% der operativ versorgten Patienten wurde mittels alleiniger transiliosakraler Schraubentransfixation versogt. Ein Patient wurde mittels Fixateur externe ausbehandelt, alle anderen Patienten bekamen eine alleinige Plattenosteosynthese des vorderen Beckenrings.

Die Komplikationsrate lag insgesamt in Gruppe 2 höher (7% vs. 17%), in Gruppe 1 lag die Mortalität bei 7,3% (3 Patienten), in Gruppe 2 verstarb kein Patient. Die ITS-Liegedauer (5,4 vs. 7,1 Tage) ergab keinen signifikanten Unterschied.

In der Nachuntersuchung (Follow up 71%) ergab sich kein signifikanter Unterschied im Outcome.

Schlussfolgerung: Als einzig signifikanter Faktor zur Entscheidung der Therapie stellt sich die Dislokation im Bereich des vorderen Beckenrings heraus, auch wenn die konservativ behandelten Patienten tendenziell schwerer Verletzt waren. In Hinsicht auf das Outcome und den klinischen Verlauf ergibt sich kein signifikanter Unterschied in den Gruppen.

 

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2014). Berlin, 28.-31.10.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocWI61-497

doi: 10.3205/14dkou444urn:nbn:de:0183-14dkou4443

Published: October 13, 2014
© 2014 Höch et al.
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